Namibia
bei der deutschen und der namibischen Regierung gegründet.
Ende 2007 wurde bei deutsch-namibischen Regierungsverhandlungen eine so genannte Namibia-Initiative gegründet. 20 Mill. € sollen zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Siedlungsgebieten derjenigen Volksgruppen dienen, die besonders von der deutschen Kolonialherrschaft betroffen waren. Hierzu gehören auch die Herero, die in wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kleinprojekten finanziell unterstützt werden sollen.
Spuren hinterlassen haben die Europäer, genauer gesagt das deutsche Militär, auch in einer anderen Hinsicht: Seit dem Beginn der deutschen Kolonialzeit versuchten manche Herero deutsche Militärstrukturen zu imitieren. So wurden militärische Ränge verteilt, die in Anlehnung an deutsche Bezeichnungen beispielsweise
ohaupmana
(Hauptmann) oder
oloitnanta
(Leutnant) genannt wurden. Auch deutsche Uniformen wurden getragen (heutzutage am Herero-Tag in Okahandja zu sehen).
Eine geregelte politische Ordnung besitzen die Herero erst, seitdem sie feste Wohnsitze haben. Die Anführer erhielten ihre Positionen nicht durch Vererbung, da dies durch die doppelte Abstammungsrechnung sehr kompliziert zu regeln gewesen wäre. Sie wurden in ihr Amt gewählt. Da eine Führung der Herero auch auf nationaler Ebene erforderlich war, wurde Mitte des 19. Jhs.das Amt des Oberhäuptlings eingeführt. Seine Aufgabe war es, die Interessen und Belange des gesamten Herero-Volkes angemessen zu vertreten und zu repräsentieren. Der erste, allerdings nur von den Herero im zentralen Teil des Landes anerkannte Oberhäuptling der Herero war Tjamuaha.
Der Herero-Oberhäuptling hat keine alleinige Entscheidungsgewalt, sondern muss bei Entscheidungsfragen die Meinung und Zustimmung des Herero-Rates berücksichtigen. Dieser Rat setzt sich aus Häuptlingen,
headmen
und anderen wichtigen Männern der Herero-Gemeinschaften zusammen. Er ist es auch, der den Oberhäuptling der Herero wählt. Die
headmen
sind jeweils für einen fest umrissenen kleineren Distrikt zuständig. Zu ihrem Aufgabenbereich gehören insbesondere Rechtsfragen und -streitigkeiten.
Die einzelnen Herero-Gruppen sind untereinander noch immer sehr zerstritten. Dementsprechend schwierig ist es, die Interessen aller Herero mit einer gemeinsamen Führungsspitze abzudecken und das „kränkelnde“ Einheitsgefühl der Herero zu stärken. Erst jüngst kam es zu Ereignissen, die die Herero aufs Neue gespalten haben. Der langjährige Oberhäuptling der Herero, Kuaima Riruako, wurde im Oktober 2005 vom Herero-Rat aufgrund politischer Differenzen seines Amtes enthoben. Er hatte zuvor
headmen
, die ihn nicht als Präsident seiner NUDO-Partei unterstützten, ihres Amtes enthoben. Riruako hatte das Amt des Oberhäuptlings 1978 nach der Ermordung Clemens Kapuuos übernommen. Nach den intensiven Missionsarbeiten europäischer Missionare sind heutzutage die meisten Herero Christen. Allerdings haben sie sich viele heidnische Riten und Bräuche aus ihrer traditionellen Religion bis heute bewahrt. Besonders das Heilige Feuer spielte in der ursprünglichen Herero-Religion eine große Rolle. Für dieses Feuer, das immer am Brennen gehalten werden muss, wird im Kaokoveld hauptsächlich Mopaneholz verwendet. In den zentraleren Landesteilen Namibias benutzen die Herero das Holz der Hakendornakazie
(Acacia mellifera)
.
Im Jahr 1955 gründeten die Herero eine eigene unabhängige Kirche, die sie Ongereki Yevangeli Yoruuano nannten – abgekürzt ist sie als Oruuano bekannt. Diese Kirche vereinte urchristliche Bestandteile mit afrikanischen Elementen wie der Ahnenverehrung oder magischen Praktiken. Die Oruuano verlor jedoch schnell an Bedeutung, so dass die Herero heute mehrheitlich der Evangelisch-Lutherischen Kirche oder anderen christlichen Glaubensgemeinschaften angehören.
Die traditionelle Religion der Herero wird noch heute von den Himba ausgeübt, die zu den Herero gehören. Sie findet deshalb im nachfolgenden Unterkapitel eine ausführlichere Darstellung.
Himba (Ovahimba)
Das Kaokoveld liegt im Nordwesten Namibias. In diesem unwirtlichen Gebiet leben die Himba, auch Ovahimba genannt. Die Himba leben wegen der Kargheit dieser Region in kleinen Clans sehr weit verstreut voneinander. Sie sind Hirten und Halbnomaden und besitzen hauptsächlich Rinder, aber auch Ziegen und Schafe.
Während die Hauptgruppe der Herero um 1850 herum ihren Zug nach Süden fortsetzte, blieb eine kleinere Herero-Gruppe im Kaokoveld zurück. Im
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