Namibia
gezogenes Obst und Gemüse, selbst gebackenes Brot) zubereitet – meist aus ökologischem Anbau. Das Essen wird mit allen Gästen und den Gastgebern gemeinsam an einem Tisch eingenommen. Die Gastgeber sind oft interessante Charaktere und können Insider-Wissen vermitteln. Mitunter muss man sich an ein paar Eigenheiten gewöhnen. Viele Farmer führten ein sehr abgeschiedenes Dasein, bis der Tourismus in ihr Leben kam – mit sich selbst als alleinigem Herrscher über Land und Tier, ohne Kompromisse machen oder auf andere eingehen zu müssen. Das ist einigen noch heute anzumerken, was sehr spannend, aber auch schwierig sein kann. Von anderen Meinungen lassen sich zumindest die älteren Farmer kaum überzeugen. Auch heute ist der Großteil der Farmer weiß – bislang gibt es nur ganz wenige schwarze Farmer, die ein touristisches Unternehmen führen (diese lassen ihre Lodges von Managern betreiben, beispielsweise die Frans Indongo Lodge).
Die Preise liegen zwischen N$860–2200 pro Doppelzimmer; normalerweise sind Abendessen, Übernachtung und Frühstück darin enthalten, manchmal auch eine Farmrundfahrt und das Mittagessen.
Die Jagdfarmen sind der eigentliche Ursprung der Gästefarmen. Heute bieten viele Jagdfarmen auch Unterkunft für reguläre Gäste an oder nennen sich von vornherein „Jagd- & Gästefarm“. Man sollte sich vorher allerdings informieren, wie der Tagesablauf aussieht und ob aktive Jäger gebucht sind. Für diejenigen, die mit der Jagd nichts am Hut haben, kann ein gemeinsamer Aufenthalt mit Jägern sehr belastend sein, da die Ansichten über die Trophäenjagd oft weit auseinander gehen. Auf manchen Farmen wird nur gejagt, wenn ausschließlich Jäger anwesend sind – ein guter Kompromiss. Die Jagdfarmen sind für Jäger überdurchschnittlich teuer, allerdings sind diese auch bereit, für ihr Vergnügen viel Geld auszugeben.
Lodges und Camps
Die Bezeichnung Lodge stammt aus den Zeiten Hemingways in Kenya und beschrieb damals eine einfache Jagdhütte. Damit haben die meisten der heutigen Lodges nichts mehr gemein. Die Bezeichnung Lodge ist sehr dehnbar und wird ebenso für kleine Unterkünfte mit Gästefarm-Charakter verwendet wie für große 90-Zimmer-Hotels. Wer auf persönliche Betreuung Wert legt, sollte bei der Buchung die Zimmeranzahl erfragen oder einfach den Beschreibungen und Empfehlungen in den jeweiligen Ortskapiteln folgen.
Die Gesinnung einiger Gästefarmer
Gästefarmen sind eine namibische Besonderheit. Hier haben Landesbesucher die Möglichkeit, viel über Land und Leute zu erfahren und Einheimische kennen zu lernen. Neben der täglichen landwirtschaftlichen Arbeit werden Gäste betreut, die am Alltagsleben einer Farm teilhaben. Leider interessiert einige Gästefarmer mehr der mögliche Verdienst, weniger die Touristen als Menschen. Sie sind im Grunde noch immer richtige Farmer, die keine Kompromisse schließen, andere Meinungen nicht annehmen und mit der eigenen politischen Meinung nicht hinterm Berg halten. Da diese Meinung oft konträr zur Einstellung aufgeschlossener, weltgewandter Reisender ist, ist es am besten, in diesem Fall nichts dazu zu sagen. Der Versuch, den Farmer von der eigenen Meinung zu überzeugen, ist bislang noch immer fehlgeschlagen.
Viele Gästefarmen und Lodges haben keinen oder unzureichenden Versicherungsschutz. Aktivitäten werden grundsätzlich auf eigene Gefahr unternommen. Oft wird man genötigt, eine so genannte
indemnity form
zu unterschreiben, ein Formular, mit dem man die Unterkunft von jeder Haftung befreit.
Auf manchen Gästefarmen wird jegliche Zusatzleistung, auch der Kaffee am Nachmittag, extra berechnet, ohne gesondert darauf hinzuweisen. Fragt man vorher nach den Kosten, werden böse Überraschungen bei Rechnungsbegleichung vermieden.
Übrigens
Viele der Unterkünfte in Namibia nutzen das englische Deckensystem: Ein zweites Laken dient als Zudecke, darüber kommt je nach Jahreszeit eine einfache (leider oft kratzige) oder bessere Wolldecke. Die wirklich guten Unterkünfte ziehen auch diese Überdecke in einen Bezug oder nutzen gleich eine richtige Stepp- oder Daunendecke.
Lodges mit 5–15 Zimmern werden oft von den Besitzern geführt, die ein besonderes Ambiente schaffen und manchmal exzellente Küche bieten. Einige der Lodges in Namibia werden eher wie eine Gästefarm betrieben, Herzlichkeit geht vor Professionalität. Selbst sehr große Lodges können einen eigenen Charakter aufweisen, wenn auch nicht gerade persönliche Betreuung.
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