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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
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nächste Schlag war härter.
    Er stand lachend auf. »Den Hut brauche ich noch!«
    »Selbst schuld«, sagte sie und versuchte, streng zu klingen, aber seinen fröhlich blitzenden Augen konnte sie nicht widerstehen. Sie fühlte, wie sie alles zu ihm hinzog. Wenn N!xau nicht gewesen wäre . . .
    In diesem Augenblick drehte er sich zu ihnen um. Ein paar schnalzende Geräusche aus seinem Mund ließen Kian aufhorchen.
    »Wir müssen los.« Er schaute zum Zelt. »Das können wir später holen.« Mit ausholenden Schritten seiner langen Beine begab er sich zum Wagen.
    Vanessa, immer noch den Kaffeebecher in der Hand, folgte ihm. »Denkst du, später ist es noch da?« Sie stieg neben ihm ein.
    »Wenn die Wilderer nicht vorbeikommen, ja«, sagte er, startete den Land Rover, der etwas widerwillig schwarze Dieselwolken ausstieß, und fuhr los. »Die sind die einzigen hier, die sich Dinge aneignen, die ihnen nicht gehören.«
    Mit beiden Händen ihren Kaffeebecher umschließend, um sich zu wärmen, versuchte Vanessa, den Bewegungen des Wagens mit ihrem Körper zu folgen, damit sie nicht hin und her geworfen wurde. Es ging schon viel besser als gestern. Als der Land Rover für einen Augenblick relativ gerade fuhr, nahm sie einen Schluck Kaffee. Unwillkürlich verzog sie das Gesicht. Sie mochte wirklich keinen Kaffee mit Zucker, aber ohne Milch auch nicht. Und dieser Kaffee war zudem noch außerordentlich bitter.
    Nun ja, was hatte sie erwartet? Dass Kian zwischenzeitlich Kochen gelernt hatte? Ihm war früher schon das Wasser angebrannt.
    Die Sonne schlich sich von der Seite durchs Fenster. Der Land Rover war schon ein wenig aufgewärmt, und in der Fahrerkabine spürte man die immer noch kalte Luft von draußen nicht so sehr.
    Vanessa schaute auf ihr Kleid, das nun ziemlich zerknittert aussah. Hätte sie gewusst, dass sie auf dieser Tour landen würde, hätte sie Hosen angezogen. Sie holte tief Luft. Dafür war es nun zu spät.
    Sie blickte zu Kian hinüber, der konzentriert nach vorn schaute, wo N!xau in einem leichten Trab mit bloßen Füßen locker über die Savanne lief, Jock neben sich, der immer wieder zwischen ihm und dem folgenden Wagen hin und her sprang.
    »Wo hat N!xau die Wilderer gesehen?«, fragte sie.
    Kian schüttelte den Kopf. »Er hat sie nicht gesehen, nur die Spur von Elefantenzähnen.«
    »Elefantenzähne?« Vanessa hatte bisher noch keinen einzigen Elefanten gesehen.
    »N!xau hat einen toten Bullen gefunden. Anscheinend haben den aber nicht die Wilderer erlegt, sondern er hatte sich in einer Schlinge verfangen und war schon verendet. Sie haben nur seine Zähne genommen.« Er presste die Kiefer zusammen. »Diese Schlingen – ich habe verboten, sie auf meinem Land zu verwenden, aber leider sehen die Leute aus den Dörfern nichts Falsches darin, Tiere so zu fangen.«
    »Das ist grausam«, sagte Vanessa.
    »Ja. Aber sie denken nicht darüber nach. Tiere haben keine sentimentale Bedeutung hier, sie sind nur Lebensmittel auf vier Beinen.«
    Vanessa schauderte. »Siehst du das auch so?«
    Er drehte den Kopf zu ihr. »Manchmal schieße ich eine Antilope für den Eigenbedarf. Wir müssen ja auch essen auf der Farm.«
    »Das heißt, das Gulasch, das ich gegessen habe . . .«
    »War vielleicht Antilope«, nickte er. »Könnte aber auch eins unserer Rinder gewesen sein. Das weiß ich nicht so genau, für die Küche ist Isolde zuständig.«
    Isolde. Bisher hatte Vanessa sie erfolgreich aus ihrem Kopf verdrängt. Gestern Nacht und heute Morgen hatte sie so getan, als würde Isolde gar nicht existieren. Als wären sie, Vanessa, und Kian ein ganz normales Paar, unterwegs auf der Suche nach Abenteuern. Frei wie die Sterne am Himmel, unter dem sie sich geliebt hatten.
    Sie wusste nicht, ob die Gänsehaut auf ihren Armen von der Erinnerung daran kam, von dem, was Kian erzählt hatte, oder von der immer noch spürbaren Kälte der Nacht. Sie kurbelte das Fenster herunter und streckte ihren Arm hinaus, um ihn in die Sonnenstrahlen zu halten. Sofort wurde es heiß auf ihrer Haut. Aber gleichzeitig wirbelte auch Sand in so großen Mengen herein, dass sie sich beeilte, das Fenster wieder hochzukurbeln.
    Kian lachte leicht. »Sonne und Sand. Ist das nicht ein Traum?«
    Vanessa blinzelte und rieb sich die Augen. »In Urlaubsprospekten klingt das immer toll.«
    »Jetzt nicht mehr?«
    »Nicht wirklich.« Vanessa schüttelte sich Sand aus Haar und Kleid. »Man glaubt ja nicht, wo der überall hinkriecht.«
    »Ach ja?« Er grinste.
    Sie

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