Naminé - Liebe Deinen Feind
fest, sonst wäre sie hingefallen. Fassungslos starrte sie ihn an, die linke Hand an der schmerzenden Stelle liegend. Sie wollte etwas sagen, doch sie brachte keinen Ton heraus. »Verschwinde einfach!«, zischte Efal ihr wütend zu. »Du hast hier nichts verloren! Heute Nacht noch wirst du Nâge verlassen und niemals hierher zurückkommen, verstanden?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ er die Waldelbin wieder alleine. Diesmal hörte Naminé, wie die Tür ins Schloss fiel und kaum war dies geschehen, fing sie an, bitterlich zu weinen. Unfähig irgendetwas zu tun ließ sie sich auf den Boden ihres Zimmers gleiten und lehnte sich mit dem Rücken an den Nachttisch, bevor sie ihr Gesicht in ihren Händen verbarg.
Naminé hasste es, wenn sie weinte. Sie wollte einfach nur, dass endlich alles vorbei war. So sehr wünschte sie sich, dass Cyons Tod niemals passiert war und Aryls Worte ertönten erneut in ihrem Kopf. Naminé musste entsetzt feststellen, dass sie recht gehabt hatte. Ein erneuter Heulkrampf erfasste sie nach dieser Erkenntnis.
***
Cirra legte den Kopf schief, während sie in die Kristallkugel in ihrem Schoß blickte. »Interessant«, flüsterte sie leise und lächelte breit, als Naminé erneut zu Weinen anfing.
»Du wirst dich wohl nie ändern, Efal«, sagte die Prinzessin und mit einem kurzen Wink über der Kristallkugel wechselte das Bild und Sias erschien. Dieser saß am Tresen des Wirtshauses und trank einen Krug Bier. Cirra hauchte einen Kuss in seine Richtung und zwinkerte. »Willst du etwa schon aufgeben? Unser Spiel hat doch gerade erst begonnen.«
7.Kapitel
Freund oder Feind?
Als Sias aufwachte, starrte er an die Decke des Gastzimmers. Sein Fenster war leicht geöffnet und somit drang das lebhafte Treiben auf den Straßen ebenso wie das Zwitschern der Vögel an sein Ohr. »Wieder ein neuer Tag«, seufzte er niedergeschlagen und setzte sich auf die Bettkante.
Kraftlos fuhr er mit der rechten Hand durch sein Haar. Der Schmerz in seinem Kopf fühlte sich so an, als hätte jemand dort glühend heiße Nägel eingehämmert.
»Ich hätte nicht so viel trinken sollen«, flüsterte er leise und stand schließlich auf, um sich anzuziehen. Als er fertig angezogen war, schritt er die Treppe zum Schankraum hinunter und staunte, als er dort Naminé sitzen sah. Sie wirkte abwesend und ihre rechte Hand spielte mit der Kette um ihren Hals. Geräuschvoll ließ er sich neben ihr nieder und sie erschrak.
Naminé sah weg, als sie sah, dass Sias neben ihr Platz genommen hatten. Sie hatte versucht, so gut es ging, ihre Rötungen im Gesicht mit der hellen Paste zu überschminken, doch an einigen Stellen sah man die Zeichen von letzter Nacht deutlich. Die Waldelbin hoffte, dass es dem Elbenjäger nicht auffallen würde. Zu peinlich war es ihr, darüber zu reden.
»Wo ist Efal?«, fragte er sie nach einer Weile. »Er macht Besorgungen«, sagte sie leise.
Stille. »Naminé, sieh mich an«, befahl Sias ernst.
Die Waldelbin hingegen drehte ihren Kopf nur noch weiter weg und ihre Hände verkrampften sich. »Nein«, flüsterte sie und schloss die Augen, als Sias sie grob am Kinn packte und ihren Kopf in seine Richtung wandte. Noch mehr kniff sie die Augen zusammen, als er sanft über ihr Gesicht streichelte. »Ich wusste, dass er das tut«, sagte er. Sias hielt die Waldelbin immer noch fest. Er legte den Kopf in den Nacken. »Es tut mir leid. Ich hätte dich warnen sollen.«
»Jetzt ist es schon zu spät«, entgegnete sie und riss sich von Sia s los. »Er hasst mich.« Sias zuckte mit den Mundwinkeln. »Er ist ein Elbenjäger. Es ist typisch, dass er dich hasst. Es gehört zu seinem Beruf.« - »Hasst du mich auch?«, fragte sie ihn kaum hörbar. Sias schluckte schwer. Sollte er ihr die Wahrheit sagen oder ihr lieber eine Lüge auftischen? Zu seinem Glück kam Efal herein. Der Ältere steuerte direkt auf die beiden zu. »Guten Morgen, Sias«, sagte er und ignorierte die Waldelbin völlig.
»Ich habe einen Auftrag für dich«, sagte er zu ihm und schob seinem früheren Schüler einen Lederbeutel voll Geld zu. »Wie lautet er?«, antwortete Sias fast monoton. »Wie du vielleicht weißt, regiert die Adelsfamilie Carpe über diese Stadt und die Umgebung. Dein Auftraggeber möchte, dass du heute Abend in ihr Herrenhaus eindringst und versuchst, innerhalb von einer Woche, das Familienoberhaupt zu töten.«
»Wer ist der Auftraggeber?« - »Das hat dich nicht zu interessieren, die Frage ist nur: Wie
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