Naminé - Liebe Deinen Feind
kommen wir in die Villa?«
»Ich dachte, Elbenjäger töten nur Elben?«, fragte Naminé plötzlich und sah verwirrt in die Runde. Efal warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. »Du hast ihr nicht gesagt, dass wir auch Soldaufträge annehmen, Sias?«, fragte er den jungen Mann. »Nein. Das ist mir leider entfallen.« Er wandte sich an Naminé. »Vom Elbentöten können wir nicht leben. Es gibt zu wenige im Landesinneren, weswegen wir auch Soldaufträge jeder Art annehmen«, erklärte er ihr kurz und die Waldelbin nickte. Plötzlich sah Efal zu Naminé und sah kurz an ihr herunter. Er grinste breit. Ja, das könnte klappen. »Ich weiß; wie wir in die Villa kommen.«
***
Naminé hielt die Hand des blinden Dieners fest umklammert. Sie wunderte sich immer noch, wie er sich trotz seines verlorenen Augenlichts so gewissenhaft im Herrenhaus bewegen konnte. Die Waldelbin hatte sich schon mehr als einmal verlaufen und jedes Mal musste sie der Dunkelelb zurückbringen.
Gwelan, der Dunkelelb, lebte schon mehr als dreißig Jahre hier, er war hier aufgewachsen und kannte deswegen die Gänge auch blind. Naminé war hingegen erst zwei Tage hier. Die junge Elbin war immer noch wütend auf Sias und Efal; vor allem auf den älteren Elbenjäger!
Die beiden hatten sie, gegen ihren Willen, in das Herrenhaus geschleppt und sie dort als Sklavin abgegeben. Jedes Mal, wenn sie Efals triumphierendes Gesicht vor ihrem inneren Auge sah, würde sie am liebsten weglaufen und ihm eines mit dem Schwert überbraten.
Doch sie war hier gefangen. Sias hat ihr mehr oder weniger versprochen, dass sie bald hier raus kam. Naminé sollte nur in der Nacht des dritten Tages ein Küchenfenster unbemerkt offen lassen.
Gwelan riss sie plötzlich um die nächste Ecke des Ganges und Naminé konnte sich gerade noch an der Wand abstützen, sonst wäre sie hingefallen. »Du solltest auf deine Füße achten«, sagte der Dunkelelb langsam. Naminé wurde leicht rot. Sie fand es einfach peinlich, dass ein blinder Dunkelelb sie tadelte!
Gwelan war der Einzige hier, den sie bis jetzt besser kannte. Sie teilte sich zwar ein Zimmer mit einer Menschfrau, ihr Name war Katja, doch mehr als `Guten Morgen` sprachen sie nicht miteinander.
Katja sah Naminé jedes Mal an, als wäre sie ein Gespenst. Naminé fand, dass Gwelan sehr hübsch aussah. Früher sollte er wunderschöne strahlend braune Augen gehabt haben. Dies hatte ihr eine Küchenhilfe erzählt. Sie musste lächeln.
Naminé fand, dass er jetzt auch noch hübsch aussah. Sein langes, blondes Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden und die dunkle, fast schwarze Haut passte einfach zu ihm. Abrupt blieb er stehen. Naminé prallte gegen seinen Rücken. »Tut mir leid«, sagte sie und trat neben ihm.
Sie wollte sehen, warum er ihren Weg plötzlich unterbrach. Vor ihnen befand sich eine junge Elbin. Sie saß auf dem Boden, und rieb sich schmerzhaft den Kopf. Vor ihr lag ein silbernes Tablett und der Essensinhalt ergoss sich über den goldfarbenen Teppichboden. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie die Elbin und lief auf sie zu. Diese schüttelte den Kopf und stand auf. Ihre dunkelblauen Augen sahen sie freundlich an.
»Danke. Ich bin gestolpert«, erklärte sie und Naminé half ihr, das Unglück auf dem Boden aufzuräumen, während Gwelan stehen blieb und wartete. »Vielen Dank«, sagte die Elbin zu Naminé und verneigte sich knapp. Diese kratzte sich verlegen den Kopf. »Keine Ursache.« Die Elbin streckte ihr die rechte Hand entgegen. »Mein Name ist Cirra«, sagte sie zu ihr und Naminé schüttelte ihre Hand. »Naminé.« - »Das ist aber ein schöner Name. Ich muss nun gehen; Maria macht sich bestimmt schon Sorgen«, sagte sie zu ihr und ging an Gwelan vorbei.
Naminé winkte ihr kurz nach, bevor sie wieder die Hand des Dunkelelben umschloss und dieser den Weg fortsetzte. Als die beiden in der Küche ankamen, bekam Naminé zuerst einmal eine Rüge vom Küchenchef. Sie ließ dies über sich ergehen und machte sich dann sofort daran, die Kartoffeln zu schälen. Während Naminé dieser Arbeit nachging, sah sie immer wieder zu Gwelan. Der Dunkelelb stand neben einem Diener und redete mit ihm. »Nicht schauen! Arbeiten!«, sagte der Küchenchef wütend zu ihr und war kurz davor, ihr auf die Finger zu schlagen. Naminé nickte mehrmals. »Verstanden.«
***
Die Waldelbin verließ erschöpft die Küche, als ihre Schicht zu Ende war. Müde schleppte sie sich in die Richtung, in der ihr Zimmer lag.
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