Naminé - Liebe Deinen Feind
Als sie es erreichte, staunte sie, dass es nicht leer war. Auf Katjas Bett saßen Cirra und die Menschenfrau. »Hallo«, sagte sie zu ihnen und trat verlegen ein. Cirra wandte sich von Katja ab und sah Naminé an. »Du wohnst hier mit ihr?«, fragte sie Naminé und diese nickte. Cirra kicherte. »Danke wegen vorhin. Maria war nicht sauer auf mich«, sagte sie. Katja sah zwischen den beiden hin und her. »Du kennst sie?«, sagte sie ein wenig arrogant. Cirra nickte. »Ja. Sie ist nett.« Plötzlich stand die Hochelbin auf und ging auf die Waldelbin zu. »Ich wollten zum Audienzzimmer gehen. Heute soll Linth, der Prinz der Hochelben, zu Besuch kommen. Magst du mich begleiten?«, fragte sie und umfasste kurzerhand ihre Hände.»Bitte komm mit.« Naminé sah kurz zu Katja. Diese zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht mit. Meine Schicht beginnt gleich.«
»Na gut, ich komm mit.« Kaum hatte Naminé den Satz beendete, riss Cirra sie mit sich. »Bis später!«
Kurz vor dem Audienzzimmer blieb Cirra stehen und spähte um die Ecke. »Da ist er!«, sagte sie freudig und Naminé tat es ihr gleich. Als sie den Hochelben sah, blieb ihr vor Staunen der Mund offen stehen. Er war wunderschön. Seine strahlend smaragdgrünen Augen, sein blondes Haar, das die Farbe von Getreide hatte und seine weiße, makellose Haut. Linth trug eine weiße Hose und eine weiße Jacke, die sehr der von Sias ähnelte.
Er lachte kurz, als Amelie Carpe, die Frau des Oberhauptes, mit ihm sprach. Er redete noch eine Weile mit ihr, bevor er sich mit einer Verbeugung verabschiedete und in die Richtung der beiden Elbinnen ging. »Komm schnell!«, sagte Cirra zu ihr und die beiden versteckten sich hinter einer alten Ritterrüstung. Als Linth an den beiden vorbei ging, passierte es.
Naminé stieß aus Versehen gegen die Ritterrüstung und diese fiel von ihrem Podest und landete, laut scheppernd, vor Linths Füßen. Der Prinz blieb stehen und sah die Rüstung an, dann die beiden Elbinnen. Als er die Gesichter der beiden sah, begann er lauthals zu lachen. Cirra und Naminé sahen sich verdutzt an. »Es tut m ir leid! Ich wollte das nicht“, entschuldigte sich Naminé sofort und verneigte sich vor dem Hochelben. Cirra tat es ihr nach.
Dieser hörte auf zu lachen und winkte ab. »Kein Problem.« Mit einer kurzen Handbewegung über die Rüstung setzte diese sich wieder wie von Geisterhand zusammen und schwebte auf ihren gewohnten Platz zurück. Die beiden Frauen traten hinter der Rüstung hervor und blieben vor dem Podest stehen.
Sie sahen nicht zu ihm auf. Naminé hörte, wie sein Umhang raschelte und er auf die beiden zuging. Vor Naminé blieb er stehen. Das Herz der Elbin schlug schnell. Sie hoffte, dass er es nicht hören konnte. Da er so nahe vor ihr stand, konnte sie sein Parfüm riechen. Es war dezent und roch nach einer Mischung von Zimt und Rosenblättern.
»Kannst du mich vielleicht ansehen?«, fragte er sie und seine Stimme klang freundlich. Naminé tat es und sah ihm direkt in seine Augen. Die Waldelbin hatte das Gefühl, sie würde darin versinken und könnte ihn stundenlang so ansehen. »Naminé!«, rief Gwelan plötzlich und der blinde Diener ging zielstrebig auf sie zu. Die Angesprochene riss sich gequält von Linths Anblick los und ging auf den Dunkelelb zu.
»Was ist los?« - »Du sollst in die Küche kommen. Jemand ist ausgefallen.« Naminé nickte knapp und verneigte sich vor dem Prinzen. »Lebt Wohl, Hoheit«, sagte sie zu ihm und folgte Gwelan zurück in die Küche.
Als die beiden außer Hörweite waren, sah der Prinz zu seiner Schwester hinab. »Ist sie das?« Diese erwachte aus ihrer Starre und grinste breit - es war ein teuflisches Grinsen. »Ja, das ist Naminé und was sagst du zu ihr?« Linth sah ihr nach, dann, als sie um eine Ecke verschwand, sagte er zu seiner Schwester: »Sie gefällt mir. Schade, dass sie eine Waldelbin ist.«
Er wandte sich wieder Cirra zu und erwiderte ihr Grinsen. »Das wird ein Kinderspiel.«
8.Kapitel
Hinterhalt
Naminé stand neben Gwelan und hielt eine gefüllte Wasserkaraffe in ihren Händen. Ihre Aufgabe war es, den Gästen im Speisezimmer deren Gläser zu füllen, sobald diese drohten, leer zu werden. Für die Elbin war dies eine lästige Aufgabe.
Sie musste sich dafür extra ein helles Kleid anziehen, das für sie viel zu eng geschnitten war und was zur Folge hatte, dass sie von mehr als nur einem Gast mit lüsternen Blicken angesehen wurde. Immer wieder warf sie einen nervösen
Weitere Kostenlose Bücher