Naminé - Liebe Deinen Feind
schon eingelebt?«, fragte Linth in die Runde und trat näher an die Gitterstäbe. »Ein Sofa und ein richtiges Bett würden alles noch perfekt machen«, antwortete ihm Sias sarkastisch. »Und die Fesseln, sie stören ein wenig.« Linth lächelte. »Unser Budget ist knapp. Es ist kein Platz für Sonderwünsche.« - »Dachte ich mir schon und das Essen ist auch ziemlich geschmacklos. Vor allem, wenn man keines bekommt.« Der Prinz der Hochelben sah zu Efal. Dieser schlief inzwischen tief und fest. »Deinen Freund scheint dies aber nicht zu stören.«
»Efal hat sich schon immer mit weniger zufrieden gegeben.« - »Ein einfacher Mensch eben. Das bist du leider nicht. Du warst schon immer sehr kompliziert.« Sias zuckte mit den Schultern. »Ich würde es eher anspruchsvoll nennen.« Eine kurze Stille herrschte zwischen den beiden. »Warum bist du hier, Linth? Sicher nicht, um dich mit mir zu unterhalten.«
»Wie viel willst du für Naminé?« Sias runzelte die Stirn und sah kurz zu Efal, der kurz laut auf schnarchte und sich auf die andere Seite seiner Pritsche drehte. Er war froh, dass Efal nicht wach war. Dieser hätte sofort eine Summe genannt, doch Sias war nicht so wie er. »Sie ist nicht verkäuflich.« Linth legte einen unschuldigen Blick auf. »Ist sie nicht ein wenig zu schade, um sie zu töten? Ich würde eine viel bessere Verwendung für sie wissen.«
»Wer hat gesagt, dass ich Naminé töten will?« - »Was willst du dann mit ihr machen?«, fragte Linth ihn neugierig. »Ich bilde sie aus.« Der Hochelb starrte ihn erst fassungslos an und brach dann in schallendes Gelächter aus, das Efal aus seinen Schlaf riss. »Was lacht der so blöde. Irgendeine Geschichte, die ich verpasst habe?«, fragte er Sias und gähnte. »Ausbilden? Du? Was willst du mit einer Waldelbin? Solltest du sie nicht eigentlich töten?«
»Was ist daran so verkehrt? Eine Waldelbin als Elbenjägerin, wieso nicht?« Linth wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Eine Waldelbin tötet keine anderen Elben; wenn, dann werden sie getötet.« - »Wer sagt, dass ich sie zum Töten benutze? Und außerdem, du hast selbst keine Skrupel, andere Elben umzubringen, warum willst du dann Naminé?«
»Sie gefällt mir. Naminé würde eine sehr schöne Mätresse abgeben.« - »Ich habe ihr schon versprochen, dass ich sie ausbilde«, hielt Sias ihm dagegen. Langsam wurde der Schwarzhaarige wütend. Linth zuckte leicht mit den Mundwinkeln. »Ich werde mit Naminé selbst reden; immerhin ist es ihre Entscheidung. Euch beiden wünsche ich noch einen angenehmen Aufenthalt«, sagte der Hochelb zum Abschied und ging.
Als er außer Hörweite war, sah Efal seinen ehemaligen Schüler an. »Warum gibst du ihm das Spitzohr nicht! Das Geld können wir sicher gut gebrauchen.« Sias sah Efal an. »Wir? Was heißt hier wir?« Efal grinste. »Ich habe meinen Groll gegen dich abgelegt.«
»Ach, auf einmal?« - »Wir beiden waren doch immer ein gutes Team; wir sollten es noch einmal versuchen. Findest du nicht?« Sias seufzte. »Ich werde Naminé nicht eintauschen!«, sagte er stattdessen und ließ sich auf keine weitere Diskussion zu diesem Thema ein. »Wir müssen hier raus«, sagte Efal schließlich. »Und wie willst du rauskommen?« Efal zuckte kurz mit den Mundwinkeln. »Ich habe einen Plan. Doch wir müssen noch auf jemanden warten, also hab noch ein wenig Geduld.« Sias runzelte die Stirn. »Auf jemanden warten?« Sein alter Meister schwieg dazu.
***
Die Nacht war schon hereingebrochen, als Naminé am Fenster stand und verträumt hinaus sah. Die Waldelbin hatte festgestellt, dass sie sich in einem Turm befand. Von einer Magd hatte sie erfahren, dass es der Gefängnisturm war und die drei unteren Stockwerke als Wohnräume genutzt wurden; in einen dieser Räume war sie eingesperrt. Sie seufzte tief.
Zu gerne würde sie wissen, warum sie hier war. Sias und Efal, das verstand sie noch, aber Naminé hatte doch nichts getan! Oder stand es unter Strafe, ein Fenster offen zulassen?
Während sie in Gedanken versunken war, merkte sie nicht, dass jemand den Schlafraum betrat. Linth ging auf sie zu und stellte sich dicht hinter sie. Er musterte sie kurz. Das Kleid stand ihr gut. »Gefällt es dir hier?«
Naminé erschrak und sah kurz zu ihm auf. Sein Blick galt nun dem Leuchtturm, der in der Ferne stand. »Nein. Ich will hier raus«, antwortete sie ehrlich und es fröstelte sie. Doch es war nicht die Kälte des Zimmers, die sie so frösteln ließ. »Das
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