Naminé - Liebe Deinen Feind
sollten ihn irgendwann auf einen Tee einladen«, sagte Efal und steckte seinen Dolch wieder weg.
»Du hast gar nichts verlernt, Techi«, sagte der Elbenjäger und zwinkerte ihr zu. Diese wandte sich aber an Sias: »Ich hatte auch einen guten Meister«, sagte sie und sah ihn lange an. Sias hingegen schluckte schwer und wandte seinen Blick wieder nach vorne. »Suchen wir Naminé.«
***
Die Waldelbin saß in dem Himmelbett und lehnte mit dem Rücken an einem der riesigen Kopfkissen. Draußen regnete es und an den Fensterscheiben hörte es sich so an, als würde jemand mit kleinen Steinen werfen. Sie seufzte und legte den Kopf in den Nacken.
Die Elbin war müde, doch sie konnte einfach nicht schlafen. Sie traute Linth zu, dass er in ihr Zimmer kam, während sie schlief und sonst noch etwas mit ihr anstellte. Sollte es dazu kommen, hatte sich Naminé schon einen Gegenstand gesucht, mit dem sie ihn niederschlagen konnte. Ein alter Kerzenständer, der auf ihrem Nachttisch stand, war ihre Waffe. Zu ihrem Pech hatten sie ihr das Schwert abgenommen; es war ein Familienerbstück gewesen.
Ihre Eltern würden ihr den Kopf abreißen, sollten sie das je erfahren. Naminé wusste nicht einmal, ob sie jemals wieder nach Hause kam. Plötzlich hörte sie vor ihrer Tür mehrere Stimmen. Sofort verkrampfte sich die Elbin. Sie hörte schwach eine weibliche, unbekannte Stimme, die auf die anderen beiden einredete. Naminé überlegte nicht lange und nahm ihren Kerzenständer. Sie schlich sich hinter die Tür und musste nicht lange warten bis diese aufging. Naminé sah, dass es eine Frau und zwei Männer waren. Fest umklammerte sie den Kerzenständer. Die drei standen nun direkt vor ihr und sie zielte auf den Größeren der unbekannten Gestalten.
»Nimm das«, rief sie laut und stoppte gerade noch ihren Angriff, als sich die Person umdrehte und Sias sie entsetzt ansah. Die Elbin bremste kurz vor seiner Nase ab. »Was macht ihr hier?«, fragte sie perplex und sie wurde rot, als sie Sias‘ musternden Blick spürte. Sie trug immer noch das kurze Kleid und der Kerzenständer befand sich immer noch vor seinem Gesicht. Die Waldelbin senkte den Kerzenständer und schmiss ihn in eine Ecke des Zimmers. Efal ging nun auf Naminé zu und nahm sie am rechten Arm. Einmal drehte er sie um sich selbst. »Sieht gut aus. Vielleicht sollten wir mit Linth doch verhandeln«, schlug er erneut vor und Sias schüttelte den Kopf. Naminé biss sich auf Lippen. Sie ersparte sich ihren Kommentar.
Die Frau, die neben Sias stand, räusperte sich. »Wollt ihr hier noch länger verweilen oder fliehen?«, fragte sie und schien langsam ungeduldig zu werden. Efal ließ Naminé los. »Schade um das schöne Geld«, seufzte er und wandte sich dann Techi zu. »Du gehst voraus und wir folgen dir«, schlug er vor. Sie verdrehte die Augen. »Ja, mein Herr!«
***
Linth hielt ein Weinglas in der Hand und schwenkte den Inhalt hin und her. »Sie fliehen«, stellte Cirra fest und sah aus dem Fenster. Sie sah vier Schatten in der Ferne und spürte an ihren Auren, dass es sich um Efal und seine Gefährten handelte. Nur die vierte Aura war ihr unbekannt. »Lass sie. Wir finden sie wieder«, sagte der Elbenprinz und trank das Glas in einem Zug leer.
Cirra warf ihm einen schiefen Blick zu, bevor sie wieder aus dem Fenster blickte. »Du zögerst alles nur unnötig hinaus«, stellte sie fest und krallte ihre Hände in den schneeweißen Vorhang. In der Ferne blitzte es und ein leises Donnern war zu vernehmen.
Die vier würden die Nacht wahrscheinlich im freien Gelände verbringen. »Ich will endlich meinen Plan durchziehen.« Linth seufzte und stellte das Glas weg. »Das wirst du. Hab nur etwas Geduld.«
»Geduld?« Cirra sprach dieses Wort voller Hass aus. »Ich gedulde mich schon seit einem Jahr!« Linth sah sie traurig an. »Ich weiß, Schwester. Ich weiß.«
***
Naminé bibberte vor Kälte. Selbst der Umhang, den Sias ihr gegeben hatte, änderte nichts daran. Ihr Kleid , sowie der Umhang, waren völlig durchnässt. Die Waldelbin saß zwar nahe am Feuer, doch es würde noch lange dauern, bis sie endlich trocken werden würde. Sie warf einen kurzen Blick zu Techi. Die Hochelbin saß neben ihr und stocherte mit einem Stock in den Flammen des Feuers herum.
Efal hatte ihr erklärt, dass er sie angeheuert hatte, falls ihr Plan schief gehen würde. Ein wenig war sie froh darüber, dass die Magierin ihr geholfen hatte; auch wenn sie sehr unsympathisch schien.
Weitere Kostenlose Bücher