Naminé - Liebe Deinen Feind
Sie lächelte leicht. Das war also Techi, über die Sias nicht reden wollte.
Der Elbenjäger hatte den Kopf auf die Hände gestützt und sah immer wieder hin und her. Man sah ihm an, dass es ihm unangenehm war, dass die Hochelbin hier war. »Danke, dass du mich gerettet hast«, sagte Naminé leise zu ihr und senkte demütig den Kopf. Techi sah nicht zu ihr, sondern starrte weiter die Flammen an. »Efal bezahlt mich dafür, Waldelbin«, sagte sie hochmütig und lächelte leicht. »Freiwillig hätte ich dich nicht befreit, das kannst du mir ruhig glauben.« Sias sog scharf die Luft ein und warf der Magierin einen warnenden Blick zu.
Diese sah ihn unschuldig an. »Ich mag es nicht, wenn du mich so ansiehst«, sagte sie zu ihm und zog einen Schmollmund. Efal verkniff sich ein Lachen. »Willst du das Kleid anbehalten?«, fragte er Naminé plötzlich. Diese schüttelte den Kopf. »Nein natürlich nicht! Aber leider ha b ich nichts anderes anzuziehen«, erwiderte sie und sah ihn spöttisch an. Efal zog ein Bündel hervor und warf es ihr zu.»Zieh das hier an. Es müsste dir passen.«
Mit großen Augen sah Naminé zuerst Efal und dann das Bündel an. »Danke«, sagte sie und wirkte leicht verwirrt. Die junge Elbin stand auf und verschwand zwischen den Bäumen.
Der Regen hatte inzwischen aufgehört. Das einzige Zeugnis, was er hinterlassen hatte, waren die Pfützen auf dem Erdboden und die Regentropfen, die von den Bäumen fielen.
Techi sah ihr kurz nach. »Sag mal Sias, ich dachte du lässt dich nicht mehr auf Spitzohren ein?«, fragte sie ihn und legte ihren Kopf schief. Ihr Haar rutschte zur Seite und gab i hre makellose weiße Haut frei. Die Hochelbin trug schwarze Kleidung unter ihrem Umhang. »Hüte deine Zunge, Techi«, sagte der Elbenjäger zu ihr. Diese grinste nur breit und stand nun auf. Sie ging auf Sias zu. Leicht beugte sie sich zu ihm hinunter. »Warum sollte ich? Du kannst mir gar nichts verbieten, Si.« Sias wollte etwas sagen, doch Efal schüttelte nur warnend den Kopf. »Lasst das, wir sollten uns nicht streiten.«
»Hör auf deinen alten Meister, Si a. Er hatte bis jetzt immer Recht«, sagte sie und stellte sich wieder aufrecht hin. Wütend ballte Sias die Hände zu Fäusten. Die Magierin wandte sich an Efal. »Ich habe beschlossen, euch bis in den nächsten Ort zu begleiten; wenn ihr nichts dagegen habt.« Dieser nickte nur. »Gut. Wir brechen morgen nach Sunbay auf.« Techi lächelte. »Das höre ich gerne.«
11.Kapitel
Meister der Tränke
Als die vier Gefährten am nächsten Morgen ihre Reise fortsetzten, begann es erneut zu regnen wie aus Eimern. Da keiner von ihnen mehr ein Pferd hatte, mussten sie den Weg wohl oder übel zu Fuß aufnehmen. Naminé hatte vage mitbekommen, dass sie auf den Weg nach Sunbay waren: eine kleine Stadt, die unter dem Schutz des Menschenkönigs stand. Die Waldelbin hatte inzwischen festgestellt, dass sie und Techi wohl nie beste Freundinnen werden würden.
Die Hochelbin ignorierte sie stur und wenn Naminé sie etwas fragte, zog sie nur kurz einmal die Nase hoch und blickte dann wieder nach vorne. Wenn Techi etwas sagte, dann war das meistens nur an Efal gerichtet.
Sias warf der Hochelbin manchmal einen schiefen Blick zu. Naminé sah ihm an, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Noch nie hatte sie den Elbenjäger so nervös gesehen. Naminé seufzte und wrang sich kurz das Wasser aus den Kleidern. Sie hasste es, wenn sie von oben bis unten nass war. »Wie weit ist es noch bis nach Sunbay?« - »Gegen Sonnenuntergang müssten wir da sein«, antwortete Sias ihr. Techi sog hörbar die Luft ein. »Kann unser kleines Spitzohr etwa nicht mehr? Aber keine Sorge, Raven hat eure Pferde in Sicherheit gebracht.« Naminé wollte etwas sagen, doch Efal sprach zuerst: »Raven?«
Die Magierin nickte. »Raven ist ein guter Freund von mir. Er wartet in einer kleinen Waldhütte auf uns. Wir müssten bald dort sein.« Sias runzelte kurz die Stirn. »Raven. War das nicht der, der dir damals in Silberau seine gepanschten Tränke verkauft hat? Auf die wir alle drei erst recht krank geworden sind?« Techi nickte erneut. »Ja. Inzwischen sind seine Tränke besser geworden und wir beide können von dem Geld sorglos umherreisen«, erklärte sie Sias und sah ihn an. Sie lächelte. »Ich wusste gar nicht, dass du dich noch daran erinnerst?«
»Nur ungern«, sagte er und knirschte kurz mit den Zähnen. »Es war nicht gerade eine schöne Zeit.« - »Das ist Ansichtssache«,
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