Naminé - Liebe Deinen Feind
Kopf. Die junge Elbin nahm allen Mut zusammen und ignorierte ihren schmerzenden Körper, der nach Ruhe und Erholung schrie. Als das Schwert auf sie niedersauste, duckte sie sich gerade noch weg und der Elbenjäger traf ins Leere. Sein Schwert steckte in einem der Eisblöcke fest. Naminé sprang auf und biss die Zähne zusammen. Sie lief auf ihr Schwert zu, denn sie wusste, mit dem Dolch kam sie bei dem Meister nicht weit. Plötzlich stolperte sie und fiel der Länge nach hin. Der Aufprall auf den Boden war hart und ihre Zähne quetschten ihre Zunge ein. Sie schmeckte Blut. Efal hatte sein Schwert wieder vom Eis befreit und ging auf Naminé zu. Diese wollte aufstehen, doch ihre Schulter rebellierte und verweigerte ihren Dienst. Der Elbenjäger packte sie grob an der linken, unverletzten Schulter und drehte sie auf den Rücken. Er stellte sein rechtes Bein quer über ihre beiden Füße, sodass sie nicht aufstehen konnte. »Ihr seid so erbärmlich«, spie die Waldelbin ihm plötzlich entgegen. »Gegen eine schwache, verletzte Elbin zu kämpfen!« Sie sah, wie Efals Gesicht rot vor Zorn wurde. Sie hatte wohl einen wunden Punkt in seiner Ehre getroffen. »Wie kannst du es wagen, Spitzohr! Allein dafür könnte ich dir schon das Gesicht einschlagen!« - »Dann hört auf zu reden und traut Euch endlich!«, erwiderte sie. Sie umklammerte den Dolch fester.
Efal grinste breit, hob erneut sein Schwert und holte aus. Genau in diesem Moment, als das Schwert auf Naminé niedersauste, warf sie den Dolch blindlings in Efals Richtung. Kurz bevor das Schwert ihren Hals treffen konnte, stockte er in seiner Bewegung. Die Spitze stach leicht in ihren Hals, doch Efal hatte keine Kraft weiter zuzustoßen. Er zitterte und ließ das Schwert neben Naminé auf den Boden fallen.
Die Waldelbin sog die Luft tief ein, als sie sah, wo der Dolch ihn getroffen hatte. Das Heft ragte aus dem Magen des Elbenjägers hervor und tränkte seine schwarze Kleidung mit Blut. Efal sah sie mit einer Mischung aus Hass und Entsetzen an. »Das wirst du mir büßen!«, stotterte er, bevor er ohnmächtig auf den Boden des Iglus aufschlug. Naminé sah den bewusstlosen Efal lange an. Sie sah auf ihre zitternden Hände hinab.
Lange verharrte sie so, bis sie plötzlich laute Rufe von draußen vernahm. Die Felle des Iglus wurde a ufgerissen und Raven trat ein. Der Alchemist wurde leichenblass, als er all das Blut und die verstörte Naminé erblickte. »Ich -«, stotterte Naminé nur, bevor ihre Kräfte sie verließen und sie ebenfalls ohnmächtig zusammensackte.
27.Kapitel
Falsches Spiel
Raven saß neben Naminé. Sie schlief tief und fest, doch ihr Schlaf war sehr unruhig. Ihre Augenlider zuckten unaufhörlich, ihre Hände verkrampften sich und ab und zu murmelte sie leise einen Namen im Schlaf. Cyon…
Raven hatte den Kopf auf die Hände gestützt und sah sie still an. Naminé lag immer noc h in dem Iglu seiner Schwester. Efal hatten sie wo anders untergebracht, weit weg von der Elbin. Naminé hatte Efal schwer verletzt, doch dieser wurde es überleben. Doch um Naminé hingegen stand es nicht gut.
Sias war wütend auf seinen früheren Lehrmeister und wartete darauf, dass dieser endlich erwachte. Der junge Alchemist wusste, es würde kein leichtes Erwachen werden.
Was hatte er nur hier zu suchen? Wollte er sich an Naminé rächen?, fragte sich Raven in Gedanken und seufzte niedergeschlagen. »Cyon?«, murmelte Naminé leise. Sie öffnete ihre Augen und sah Raven an. Ihre blauen Augen wirkten glasig. Sie hatte hohes Fieber. Zögerlich streckte sie ihre rechte Hand nach Ravens Gesicht aus. Der Alchemist sah sie verwundert an.
»Was machst du hier, Cyon? Ist Mutter wieder wütend auf mich, weil ich krank bin?«, fragte sie fast kaum hörbar. Der Eisnomade erstarrte. Naminé sprach im Fieberwahn. Sie nahm an, dass er Cyon sei.
Er biss sich auf die Lippen. Ihm blieb nichts anderes übrig als mitzuspielen. Raven nickte schließlich. »Nein. Mutter ist nicht sauer, Schwester.« Naminé lächelte leicht. »Du warst schon immer ein schlechter Lügner.«
Die Waldelbin seufzte und schloss die Augen. »Sie wird wieder getobt haben, richtig?« Raven verzog leicht das Gesicht. Was sollte er nur sagen? Raven seufzte »Tut mir leid.« - »Sag ihr, dass ich bald wieder gesund bin, ja?«, war das letzte, was sie sagte, bevor sie wieder einschlief. Der Alchemist sah sie eine Weile lang an, dann stand er auf. »Bleibst du bei mir, Cyon?«, flüsterte sie. Raven verharrte
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