Nana - der Tod traegt Pink
gehört es doch zum elementaren Teil ihres Lebenskonzepts. Und so wird sie zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit konfrontiert mit einem zerbrechenden Bild ihrer Weiblichkeit. Ohne Haare – und wohl bald unfruchtbar. Der drohende Verlust nicht nur der äußeren, sondern auch der inneren Insignien des Fraulichen und damit der gesamten weiblichen biologischen Bedeutung stellen Nana auf eine harte Probe.
Was wird sie hinterlassen? Nana ist jung, sie hat gerade die Schule beendet. Natürlich gibt es einen festen Freundeskreis, ihre Familie, ja, natürlich sind da Menschen, die sich an sie erinnern werden. Dennoch kann sie auf keine berufliche Karriere geschweige denn ein »Lebenswerk« zurückblicken. Interessanterweise taucht genau dies, von Außenstehenden formuliert, nach ihrem Tod wiederholt auf.
Nana. Forever?
Nana habe in ihrem kurzen Dasein mehr Spuren hinterlassen als manch einer, dem ein langes Leben vergönnt sei. Das meinen viele. Barbara vermutet, Nana habe ab einem gewissen Zeitpunkt die Fotoaktivitäten ganz bewusst vorangetrieben, um ihren Lieben eine wirklich dauerhafte Erinnerung zu schenken. Ihre Sprache fand sie in den Bildern. Manche wild und ausgelassen, andere unendlich traurig und tief ergreifend. Nana schaffte es, ihre Geschichte ohne Worte zu erzählen, in einer universellen Sprache, die das Herz berührt. Und die man nicht mehr vergisst.
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Drei der vielen Gesichter, Rollen und Kostüme der Nana Sixx. Ihr Künstlername geht zurück auf Nikki Sixx, schriller Bassist und Gründer der Metalband Mötley Crüe, mit einer ebenso schrillen Biografie, die Nana faszinierte.
Die Kraft der Schönheit
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Schön krank
Schon immer strebte der Mensch nach Schönheit. Historisch, gesellschaftlich und persönlich können die Ideale dessen, was gemeinhin als schön gilt, durchaus voneinander abweichen. Das Bedürfnis aber, Anmut und Makellosigkeit in Bild und Sprache festzuhalten, zieht sich durch alle Epochen und Stile der Kunst und Literatur.
Schönheit fasziniert uns. Gemälde und Skulpturen in den Museen der Welt locken jeden Tag Besucher an. Prominente Schönheitsvertreter mutieren zu Ikonen der Moderne. Frauen – und durchaus auch Männer – schminken sich nicht nur nach gängigen Modevorstellungen, sie lassen sich sogar dahingehend operieren. Und: Die Suche, die Sucht nach dem perfekten Gesicht und der idealen Figur füllt die Kassen der daraus entstandenen Beautyindustrie.
Krankheit dagegen kann Hässlichkeit bedeuten. Sie kann verunstalten, entstellen, beschädigen. Wir merken, dass »etwas nicht mit uns stimmt«, wir »fühlen uns schlecht«, sind »nur ein halber Mensch«. Bei Krebs tritt dies in aller Regel irgendwann für jeden sichtbar an den Tag. Daher assoziieren wir damit klare Bilder: Blässe, Augenringe, Abmagerung. Und natürlich – die Glatze. Ob ein Mann sich haarlos schön findet, ist sicher eine Typ- und Modefrage. Bei Frauen ist es das definitiv nicht.
Info: Psycho-Onkologie
Die Psycho-Onkologie bietet krebskranken Menschen und ihren Angehörigen professionelle Hilfe an und ist im Nationalen Krebsplan* als notwendiger Teil der Versorgung festgeschrieben. Durch information, Beratung, Begleitung und Behandlung ist es ihr Ziel, gemeinsam mit den Betroffenen nach Wegen im Umgang mit Krebs zu suchen und sie in den durch Krankheit und Therapien entstehenden Herausforderungen und Belastungen zu unterstützen.
* Ein Programm des Bundesministeriums für Gesundheit gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft e.V., der Deutschen Krebshilfe e.V. und der Arbeitsgemeinschaft deutscher Tumorzentren
Umso überraschender erscheint Nanas neue Sicht der Schönheit. Allerdings ist sie nicht ganz so abwegig, wie sie vielleicht zunächst erscheinen mag. Sie beinhaltet sogar eine tiefe und ernste Bedeutung, die auch in der sogenannten psycho-onkologischen Betreuung von Krebspatienten zum Tragen kommt.
Die psycho-onkologische Sicht
Diese spezielle interdisziplinäre Form der Betreuung hat zum Ziel, Krebspatienten und deren Angehörige bei der Bewältigung ihrer Krankheit zu unterstützen. Dies kann in Gesprächen bzw. auch in einer Vielzahl anderer Angebote stattfinden. Beispielsweise durch Kunst-, Musik- oder Tanztherapie möchte man den Betroffenen helfen, das zum Ausdruck zu bringen, was sich manchmal nicht in Worte fassen lässt.
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Nana im April 2011. »Fairies« nannte sie dieses Fotoshooting mit ihrer Mutter Barbara.
Im Universitätsklinikum
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