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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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wieder ein paar eigene (wenn auch noch sehr kurze ...) Haare und gehe regelmäßig zu verschiedenen Fotoshootings mit diversen Fotografen. Daher meine Frage: Ich würde sehr gerne zusammen mit meiner Mutter, welche mich sehr unterstützt fotografisch als auch privat, etwas davon an andere Krebspatientinnen weitergeben. Daher wollte ich wissen, ob es für Sie in Frage käme, eventuell eine Zusammenarbeit anzustreben? Es soll hier nicht darum gehen, mit den Fotografien Geld zu enwirtschaften, sondern einfach, den Patientinnen zu zeigen, dass sie auch ohne Haare bzw. mit Perücken und dem richtigen Make-up gut aussehen können, und das dann auch in Form von ein paar schönen Bildern festzuhalten.

    Ich würde mich sehr über eine Antwort von Ihnen freuen! Mit freundlichen Grüßen, Nana S.«

    Mit dieser Mail beginnt eine Freundschaft, die zu den intensivsten in Nanas letzten Monaten heranreifen wird. Sandra Kader, Geschäftsführerin der Make-up-Schule Lilly meets Lola in München, mailt zurück:

    Hallo liebste Nana, ich hab mich sofort in dich verliebt!!!! Tausend Dank dafür, dass du uns kontaktiert hast, du bist echt der Wahnsinn, und nach einer Frau wie dir haben wir so lange gesucht! Wir würden sehr, sehr gerne zusammen mit dir arbeiten.Vielleicht rufst du mich einfach mal an, und wir quatschen einfach mal über alles?
    Hab einen super Tag du Liebe, Sandra«

    Sandra Kader hat schon seit geraumer Zeit versucht, Kontakt mit Krebspatientinnen aufzunehmen. Ihr Beruf ist die Schönheit. Sie ahnt, wie schmerzhaft deren Verlust sein muss und möchte bei der Wiederentdeckung helfen.
    Nicht jeder hat dafür Verständnis. So bekam sie zum Beispiel von einem Arzt auf einer onkologischen Station zu hören: »Schminken? Glauben Sie wirklich, die Frauen hätten jetzt keine anderen Sorgen?« Schließlich stößt sie auf lebensmut e. V , wo man ihr Anliegen ernst nimmt und sie mit Nana zusammenbringt. Schnell wird ein Treffen verabredet, wie Sandra berichtet:

    Rosi, meine Partnerin, und ich hatten uns vorher Gedanken über den Umgang mit Krebspatientinnen gemacht. Man hat ja doch eine gewisse Scheu! Wir sind dann zu dem Schluss gekommen, am besten genau so zu sein, wie wir eben sind. Ich bin eigentlich Kinderpsychologin und habe einige Jahre auch mit krebskranken Kindern gearbeitet. Daher kenne ich die Frage, wie weit man alles an sich heranlässt. Für mich gab es immer eine Grenze: bis hierhin und nicht weiter. Bis Nana kam. Mit ihr war es ganz anders.«

    Nana und Sandra empfinden auf Anhieb eine Vertrautheit, als würden sie sich schon lange kennen. Die Bindung, die sie beim ersten Treffen eingehen, wird sich schnell vertiefen und für Sandra später eine große emotionale Herausforderung in Nanas Sterben sein. Zunächst aber kann Sandra es kaum fassen:

    Nana konfrontierte uns knallhart mit dieser absurden Situation: auf der einen Seite lebenslustig und auf der anderen todkrank! Sie sah aus wie das blühende Leben, immer besser geschminkt als wir alle hier in der Make-up-Schule. Sie hielt es für absolut inakzeptabel, gänzlich ungeschminkt auf die Straße zu gehen. Das käme ja einer Beleidigung gleich! So krank und dann noch ohne Make-up – das könne man wirklich niemandem zumuten. Nana war entwaffnend offen und lustig.«

    Bereits beim ersten Treffen kommt das Gespräch auf »Recover your smile«, denn Nana, die sich diesen Namen überlegt hat, träumt davon, ihre positive Erfahrung weiterzugeben.
    Durch Mithilfe der Make-up-Schule sollen Chemopatientinnen – selbstverständlich kostenlos – in einem geschützten Rahmen in kleine Gruppen eingeladen und einfühlsam mit den Grundlagen des Schminkens vertraut gemacht werden. Die Herausforderung liegt im Dezenten: Wie setzt man Rouge, damit es nicht künstlich wirkt? Wie zeichnet man möglichst natürliche Augenbrauen? Sandra erklärt, warum gerade hier professionelle Hilfe nötig ist.

    Vielleicht klingt das für Nichtbetroffene banal: die paar Wimpern, das bisschen Rouge! Aber ohne Haare, Wimpern, Augenbrauen sehen wir fast aus wie Aliens. Eine Chemopatientin hat alle bestimmenden Faktoren ihrer weiblichen Kontur im Gesicht verloren, denn auch Augenaufschlag und ›Wimperngeklimper‹ gehören zum Repertoire weiblicher Verführung. Gänzlich ohne Naturwimpern ist es extrem schwer, ein künstliches Paar zu befestigen. Mit einem Lidstrich kann man fehlende Wimpern ganz gut kaschieren; allerdings sollte man diesen eher unauffällig ziehen. Die betroffenen Frauen

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