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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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zurückkehren, werden sie von der spontanen Verlobung überrascht. Trotz der tragischen Umstände kann sich Barbara freuen:

    Ich wusste ja, dass das ihr Herzenswunsch war. Irgendwo war natürlich gleich im Kopf:Wie kriegt man das organisiert, es feierlich zu begehen, vielleicht sogar mit Ring? Ich finde es wunderbar, dass Chris sie gefragt hat. Es war ja nicht ihre, sondern seine Initiative. Sie war darüber wirklich richtig glücklich.«
    Altjahrsabend
    Zehnter Stock. Ein Fenster, fast bis zum Boden. Davor eine einzelne Sitzbank. Ein einfaches Metallgestell mit vier abgewetzten roten Holzsitzen. Es ist der Flur vor der Onkologie. Auf der einen Seite die Fensterfront, gegenüber der Eingang zur Station, rechts das Treppenhaus, links die Aufzüge. Unten der riesige Parkplatz, bei schönem Wetter kann man von der anderen Seite aus die Alpen sehen. Heute spült Regen die letzten Schneereste weg.
    Als die Glocken läuten und über der Silhouette des mitternächtlichen Münchens Feuerwerkskörper und Raketen explodieren, beginnt ein neues Jahr, und ein altes geht zu Ende. Der Moment zum Innehalten, in dem man Vergangenes Revue passieren lässt und gespannt auf Zukünftiges wartet.
    Aber... worauf freut man sich in der Gewissheit eines allerletzten Jahreswechsels? Was soll man sich vornehmen für das Kommende, welche Vorsätze fassen?

    Nana trauert an diesem Silvesterabend um all das, was sie nicht mehr erleben würde und worauf sie sich so sehr gefreut hatte. Barbara führt mit Nana erst im Ktankenzimmer und dann später auf der Bank im Flur wichtige Gespräche:

    Nachdem alle anderen gegangen und nur noch wir beide zusammen waren, redeten wir ganz offen. Es gab nichts mehr zu verstecken oder auszugrenzen. Viel Zeit blieb uns nicht, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch von Wochen ausgegangen bin – und nicht von Tagen. Und so hatte der Abend viele konstruktive Seiten, denn wir mussten uns ja der neuen Herausforderung stellen: Nanas Abschied so schön wie möglich zu gestalten.«

    Die unerfüllten Wünsche
    Besonders traurig macht Nana die Tatsache, dass sie die geplante Ausbildung in der Make-up-Schule nicht mehr absolvieren kann. Das erste Mal in ihrem Leben hatte sie einen Beruf entdeckt, der für sie aus tiefstem Herzen vorstellbar war. Bei allen anderen Optionen hatte sich diese Sicherheit nie eingestellt. Barbara vermutet, Nana hätte sich das ohne ihre Erkrankung auch nicht eingestanden:

    Wahrscheinlich hätten sie Überlegungen davon abgehalten wie: als Visagistin arbeiten? Als Hobby vielleicht, aber doch nicht als Beruf! Ich muss doch was studieren! Und dabei hat es ihr so viel Spaß gemacht. Sich davon verabschieden zu müssen, diesen Beruf nicht erlernen zu können, das hat ihr wehgetan. Und natürlich das Thema Ehe, Familie, Kinder. Es war jetzt endgültig: Nana würde kein Kind hinterlassen. Das sorgte an diesem Silvesterabend für viele Tränen. Doch eins erfüllte sie wirklich mit einem Glücksgefühl. Sie war jetzt eine Braut: ›Ich sterbe, wenn schon nicht verheiratet, dann doch als Verlobte.‹«

    Weitere Planungen werden in diesen Stunden nur ganz kurz gestreift. Beide wissen zwar, dass es vieles zu regeln gibt, doch Nana meint: »Mama, das machen wir beide dann in aller Ruhe, wenn wir zu Hause sind.«
    Trotzdem bittet Nana ihre Mutter an diesem Abend um einiges, was ihr sehr am Herzen liegt: Sie sorgt sich um Chris, wünscht sich, dass Barbara sich um ihn kümmert und auf ihn aufpasst. Außerdem ist ihr wichtig, dass die finanzielle Unterstützung für ihr afrikanisches Patenkind weiterläuft. Die Patenschaft für den Jungen hatte Nana erst in ihrer Krankheitszeit übernommen, als bereits in der Schwebe war, ob sie je eigene Kinder haben würde. Nana fragt, ob Barbara damit einverstanden sei, wenn sie den kleinen Jungen »erbe«.
    Das und vieles andere bestärkt Barbara in der Überzeugung, dass Nana sich schon sehr lange und ernsthaft mit ihrem Tod auseinandergesetzt hat: »Sie hat so vieles angesprochen, und das in einer solchen Klarheit und Präzision. Und dazu die entsprechenden Vorbereitung getroffen.« Silke, die an diesem Tag die Klinik mit einem unguten Gefühl verlässt, ist in der Nacht unruhig. Sie hätte Nana und Barbara ein Silvester in der Klinik gerne erspart:

    Bild 64
    November 2011. Am Vormittag Bestrahlung; München im Nebel. Am Nachmittag spontaner Ausflug von Mutter und Tochter auf die Zugspitze; strahlende Sonne, fast 200 Kilometer Fernsicht.

    Wenn es um die Frage geht, was zu

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