Nana - der Tod traegt Pink
behandelnden Arztes zwingend. Die Finanzierung erfolgt durch die Krankenkassen.
(Mit freundlicher Genehmigung des Ambulanten Palliative Care Teams des IZP, Klinikum Universität München)
Eine weitere Überraschung erlebt Barbara an diesem Morgen, als Dr. Marcus Schlemmer sie gleich mit den Worten »Das schaffen wir!« in den Arm nimmt. Barbara bewegt diese Geste. Vielleicht auch, weil sie zum ersten Mal einen solchen emotionalen Kontakt von einem Mediziner in diesem Haus erfährt.
In diesem Moment habe ich gewusst, dass es gut wird. Mit der Wärme, die Dr. Schlemmer ausstrahlte, der Herzlichkeit und dem aufrichtigen Interesse nahm er mir augenblicklich meine Ängste der vergangenen Nacht. Sofort war tiefes Vertrauen da – das ja auch voll und ganz erfüllt werden sollte!«
Das lag natürlich auch an den Teammitgliedern des ambulanten Palliativteams, die Dr. Schlemmer für Nanas Betreuung zu Hause hinzuzog. Schwester Conny bringt neben ihrer Professionalität sehr viel Klarheit mit, worin sich Nanas Sicht spiegeln konnte. Und der junge Arzt Dr. Berend Feddersen, der bei den Stäckers zu Hause für Nana zuständig sein wird, hätte mit seiner fröhlichen und humorvollen Art nicht besser zu Nana passen können. Auch wenn es für den Mediziner durchaus eine spezielle Situation und Herausforderung war:
Info: Schmerzpumpe
Eine Schmerzpumpe ist ein elektronisches Gerät, das dem Patienten kontinuierlich eine bestimmte Menge seines individuellen Schmerzmittels zuführt. Dafür wird das Gerät mit einer Kartusche gekoppelt, die das Medikament enthält. Die Pumpe selbst kann – wie in Nanas Fall – mit einem Schlauch über den Port des Patienten verbunden sein. In einer Schutztasche lässt sich das Gerät mit Hals- oder Bauchgurt überallhin mitnehmen.
In Abstimmung mit dem behandelnden Arzt kann festgelegt werden, welche Menge über 24 Stunden regelmäßig zugeführt wird bzw. ob, wie oft und in welcher Menge der Patient bei Schmerzspitzen sich selbst durch Knopfdruck eine zusätzliche Schmerzmitteldosis verabreichen kann. Die Geräte sind so konzipiert und programmiert, dass eine versehentliche Falschbedienung oder eigenmächtige Änderung der Dosis durch den Patienten oder eine ihn pflegende Person ausgeschlossen ist. Dank der engmaschigen Betreuung durch das spezialisierte ambulante Palliativteam mit 24-Stunden-Rufbereitschaft ist jederzeit telefonisch bzw. vor Ort eine eventuell nötige Anpassung der Schmerzmitteldosierung möglich.
Ich habe immer nur gedacht, es ist so schade, dass man sich erst jetzt kennenlernt. Natürlich ist es unser Beruf, Patienten zu begegnen, deren Ende vorbestimmt ist; die Zeit der Begleitung ist unterschiedlich lang. Bei Nana habe ich gemerkt, wie schade es ist, dass sie derart kurz war. Kurz – und intensiv. Man hätte gerne mehr voneinander gewusst und noch mehr miteinander geredet. Deshalb fand ich es auch so schön, dass die Familie uns Nanas Zimmer gezeigt hat, als sie schon verstorben war. Mir persönlich war das ganz wichtig, und ich konnte besser verstehen, wie Nana vor ihrer Krankheit war.«
Dr. Feddersen lernt Nana noch im Krankenhaus kennen und ist überrascht von ihrer Entschiedenheit. Eigentlich wollte er dort noch die Schmerzeinstellung vornehmen.
Nana machte mir ganz schnell klar, dass es für sie überhaupt keine Option ist, noch länger zu bleiben, sondern dass es nach Hause geht. Und dann wusste ich: Okay, es geht nach Hause!«
Zuvor haben sich Nana und Barbara die Palliativstation in Großhadern angesehen. Hier erleben sie einmal mehr Überraschendes: Das Klinikum hat auch angenehme Räumlichkeiten. Freundliche Farben, größere Räume, ein warmer Parkettboden. Sogar die Betten sind aus Holz, das Bettzeug lilafarben bezogen. Alles wirkt ruhig hier, friedlich, gedämmt. Rückzug finden Patienten und Angehörige im »Raum der Stille«, einem Zimmer mit einfachen Holzhockern
und einem weißen Tuch an der Stirnseite, auf das sich Farbspiele projizieren lassen. Wie sehr hätten sich Nana und ihre Familie in diesem jetzt ausklingenden Jahr eine solche Atmosphäre gewünscht!
Nana sagte: »Mama, wenn wir es daheim nicht schaffen – hier könnte ich es mir vorstellen.« In der Gewissheit, einen Ort gefunden zu haben, der als Alternative für ihren letzten Weg zu Hause in Frage kommt, fährt Barbara Nana mit dem Rollstuhl zurück in ihr Zimmer auf der Krebsstation. Über eines wundert sich Barbara dabei bis heute:
Nach Nanas Entscheidung haben wir bis auf
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