Nana - der Tod traegt Pink
light
Will be desired by a night
A moment for the poet’s play
Until there’s nothing left to say
I wish for this night-time
To last for a lifetime
The darkness around me
Shores of a solar sea
Oh how I wish to go down with the sun
Sleeping
Weeping
With you
Song der Gruppe Nightwish. Text und Musik: Tuomas Holopainen
© Published by Edition Drakkar
Silke Seitz, die mit Nana seit dem Silvestertag zwar häufig telefoniert, sie aber nicht mehr gesehen hatte, kommt am 3. Januar zu Besuch – und erlebt eine große Überraschung:
Da saß so ein komplett anderer Mensch, dass ich mich einen Moment lang erschrocken fragte, ob das mit dem Therapieabbruch wirklich die richtige Entscheidung war! Silvester noch befürchtete ich, Nana stirbt jetzt, in den nächsten Stunden. Und dann sitzt sie da zu Hause auf dem Sofa. Geschminkt, lächelnd, befreit. Und ruft mir fröhlich zu: ›Hallo, Silke!‹«
Nana, die wegen des hohen Tumorfiebers stark schwitzt, hat es sich im T-Shirt im Wohnzimmer bequem gemacht und surft zusammen mit Chris im Internet. Das Paar sucht nach Verlobungsringen. Silke empfindet eine schöne, gelöste Stimmung im Hause Stäcker.
Bild 65
Nanas Regenbogen in den Himmel. Die spätere Vorderseite ihres Sterbebildchens hatte Barbara beim letzten gemeinsamen Urlaub in Südtirol aufgenommen.
Eine selige Ruhe war im Haus. Die Eltern, auch der Vater zeigten sich im Einvernehmen mit der Situation. Es führte zu einer regelrechten Entfaltung rund um die Frage:Was können wir für dich tun? Nana wirkte wie eine Prinzessin auf dem Sofa. Wie die Bienenkönigin, die alle umschwirren.«
Möglich macht das zu einem nicht unerheblichen Teil die Schmerzpumpe, Nana ist gut mit Morphin aufgesättigt. Sie zeigt sich in jeder Hinsicht sehr stabil.
Wie in der Klinik an Silvester besprochen, nutzen Mutter und Tochter am 3. Januar die nun herrschende Kraft zur Klärung der letzten Dinge und ziehen sich in Nanas Dachzimmer zurück.
Die erfüllten Wünsche
Systematisch gehen die beiden alle Punkte durch: Was soll mit Nanas Schmuck passieren? Was wünscht sie sich für das Begräbnis? Zunächst teilt Nana ihre Schmuckstücke in das, was sie gerne selbst im Sarg tragen möchte. Und bestimmt dann, wem sie welches Stück schenken möchte.
Über ihre Beerdigung hat sich Nana schon lange Gedanken gemacht. Auf keinen Fall in der Kirche! Statt einer ritualisierten Zeremonie im Rahmen eines standardisierten Gottesdienstes wünscht sie sich eine individuelle Feier mit Raum für ihre Persönlichkeit. Eine besonders schreckliche Vorstellung für sie: Ein Pfarrer würde an ihrem Grab etwas über Schuld und Sünde erzählen. Viel muss sie dazu nicht erläutern, denn: »Das weißt du, Mama, darüber haben wir schon oft geredet.« Dafür zeichnet sie ein exaktes Bild des Ablaufs: Pompös soll es werden, mit einem schwarzen Lacksarg und in einem Meer pinkfarbener Blumen. Und alle sollen heulen! Eines ihrer Statements lautet: »Im Zusammenhang mit meiner Beerdigung könnt ihr den Begriff ›schlicht‹ voll vergessen!«
Bild 15
Nanas Fotograf Ron Maass:
»Nana hat vor Augen, dass sie sterben wird, und tut so, als ob das nicht existiert. Wie schafft sie das?«
Alle werden in wenigen Tagen alles tun, um Nana diesen Wunsch zu erfüllen. Mit einem überrascht Nana Barbara:
Bei der Frage nach der Musik kam schlagartig: Jimi Hendrix, ›Little Wing‹. Das Lied war vorher nie ein Thema, aber Nana muss sich damit beschäftigt haben. ›Und als Zweites?‹, frage ich, ›man braucht ja sicher noch eins?›
Darauf sie: ›Es gibt zwei, die sehr schön sind. Das eine ist von Nightwish: Sleeping Sun. Und das andere: My Immortal von Evanescence.‹ Sie wollte sich nicht festlegen, sondern meinte: ›Mach du das dann. Du weißt doch, was mir gefällt.‹ Wir haben uns später für Nightwish entschieden (Seite 127).«
Nana wählt ein Foto von Ron Maass als Sterbebild aus – das Cover dieses Buches. Nur beim Motiv für die Vorderseite ist sie unschlüssig. »Wie wäre es mit dem Regenbogen aus Südtirol aus dem letzten Urlaub?« schlägt Barbara vor.
Wir saßen nach einem Gewitter auf dem Balkon, als dieses Farbenspiel vor uns lag. Zwischen einer bewaldeten Anhöhe und den konturenhaften Alpen traf ein massiver bunter Strahl aus den Wolken auf den Hang. Das Lichtband hatte nicht die übliche runde Form eines Regenbogens, sondern war annähernd gerade, als wäre es eine Rampe in den Himmel. Beim Abdrücken dachte ich noch: ›Das
Weitere Kostenlose Bücher