Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz

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zeigt sich, wie treffend diese Symbolwahl war.
    Am 28.10.2011 schreibt Nana an ihre Mutter:

    Meine liebe Mama, endlich bekommst du nun auch mal eine Karte von mir. Obwohl ich gar nicht so recht weiß, was ich dir schreiben soll. Ich hab dir ja schon alles gesagt, was ich dir zu sagen habe. Jeden Zukunftsplan, jede Sorge, jede Freude. Du hast immer ein, nein sogar zwei offenen Ohren für mich. Und das sogar in Momenten, in denen du dich bestimmt lieber selbst bei jemand anderem ausweinen würdest. Dafür bin ich dir sehr dankbar! Ich habe eine Karte mit Schmetterlingen ausgewählt, weil sie eine gute Metapher für uns sind. Sie gehen durch eine ganz dunkle, hässliche, verpuppte Zeit in einem Kokon und sind bestimmt oft sehr traurig, weil sie gar nicht wissen, wie schön alles nach dieser Phase wird, wenn sie als wunderschöne, bunte Schmetterlinge ›wiedergeboren‹ werden. Es gibt übrigens ein paar Schmetterlingsarten, die sich von den Tränen anderer Schmetterlinge ernähren. Das finde ich irgendwie süß. So ist das bei uns auch. Der eine fängt die Tränen des anderen auf, auch wenn er sich selbst dabei kurz schlechter fühlt. Alles in allem trösten sie sich immer wieder gegenseitig ♥«
    Das Tattoo
    Nanas Verlobter Chris:

    Ich trage gerne was von Nana auf der Haut.«

    Chris plant, sich nach Nanas Tod tätowieren zu lassen, und bittet Nana um eine Zeichnung, eine ganz persönliche Erinnerung von ihr. Leider ist Nanas Hand durch die hohen Morphindosen nicht mehr ruhig. Wenn sie beim Zeichnen den Stift absetzt, schafft sie keinen direkten Anschluss an die bisherigen Striche. Zu frustrierend und zu mühsam empfindet sie das Malen eines eigenen Bildes.
    Doch dann entdecken die beiden eine passende Vorlage im Internet: ein umranktes Herz, durch das gerade ein Schmetterling fliegt. Mit einigen wenigen Schnörkeln, in der Gesamtheit recht schlicht. Es wird das Vorbild werden für eine Reihe von Tätowierungen.
    Bild 70
    das »Nanagramm« in seiner ursprünglichen Form
    Bild 71
    die Tattoovorlage von Barbara
    Bild 72
    die von Chris.
    Heute tragen es Barbara und Axel auf ihren Armen, einige Freundinnen von Nana haben es sich stechen lassen – und natürlich auch Chris. Seines ist mit Abstand das opulenteste, mit viel Ornamentik. Denn, so Chris, »dafür hatte Nana einfach ein Faible«.

    Unmittelbar nach Nanas Tod beschließt Chris, seiner Braut den gemeinsam gefundenen Schmetterling mit dem Herz sogar als Verbindung zwischen ihnen beiden mitzugeben. Er nimmt einen schwarzen Permanentmarker, setzt sich neben Nanas Leichnam und zeichnet ihr das Motiv auf den blassen, kalten Arm – an der identischen Stelle, an der er wenige Wochen später das gleiche tragen wird. Damit tragen sie beide das »Nanagramm«, wie es inzwischen genannt wird.

    Der Schmerz ist gnadenlos
    Zu dem Zeitpunkt, als sie das Motiv beim gemeinsamen Surfen entdecken, sind solche trauten Momente schon selten geworden. Im Verlauf der ersten Januarwoche spitzt sich die Situation dramatisch zu, und Nanas Schmerzmittelbedarf steigt exorbitant. Sie klagt über heftige Schmerzen an den Rippen.

    Das medizinische Betreuungsteam ist sich sicher: Hier liegt ein Bruch vor. Die Morphindosis ist inzwischen bereits so hoch, dass Nana den Samstag überwiegend schlafend verbringt. Silke, die Nana morgens besucht, sieht die stetige Verschlechterung:

    Doch niemand ahnte, dass ab jetzt ein Schmerzereignis das andere jagen würde und dass wir Nana 24 Stunden später in Narkose legen würden. Als ich abends eintraf, war sie gerade im Bad, um sich bettfertig zu machen. Beim Hinlegen passierte es, diesmal an der Hüfte. Nana schrie vor Schmerzen, wir hatten viel Morphin da. Aber es war nicht genug.«

    Bild 73
    Das letzte gemeinsame Shooting von Mutter und Tochter am 13.12.2011 nennt Nana »Imaginaerum« – nach dem gerade erschienenen Album der Band Nightwish.
    Die Vermutung liegt nahe, dass sich Nana beim Zubettgehen einen Beckenbruch zugezogen hat. Hat sie die bevorstehende Fraktur etwa geahnt? An diesem Abend untersagt sie Chris, der Barbara sonst bei Nanas Pflege im Bad geholfen hatte, die weitere Begleitung ins Schlafzimmer: »Ich will nicht, dass du mich immer so siehst!« Nanas Knochen sind von Metastasen zersetzt. Jede Belastung, vielleicht sogar schon die kleinste Bewegung können weitere schwere Verletzungen zur Folge haben. Die Schmerzmitteldosen greifen nicht mehr. Silke und der Rest des Teams denken über neue Strategien nach:

    Wir überlegten, sie