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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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– die Arme in die Seiten gestemmt – am Rande des Gehsteigs in die Gosse setzt. Und die Musik schien ganz für ihre kreischende Stimme gemacht zu sein, diese Kneipmusik, die einen Marsch für die Heimkehr vom Jahrmarkte zu Saint-Cloud aufspielte, in den die Klarinette dareinnieste und die kleine Flöte dareinquiekte.
    Zwei Nummern wurden wiederholt. Der Walzer aus der einleitenden Musik – dieser Walzer mit der neckischen Melodie – kehrte wieder und versetzte die Götter in Entzücken. Juno, als Pächterin gekleidet, erwischte Jupiter mit seiner Wäscherin und versetzte ihm Kopfnüsse. Diana, die Venus dabei ertappte, wie sie dem Mars ein Rendezvous gab, beeilte sich, Ort und Stunde des Stelldicheins dem Vulkan zu verraten, der ausrief: »Nun habe ich meinen Plan!« Der Rest des Stückes war nicht recht klar. Die Untersuchung der Götter auf Erden schloß mit einem Galopp, nach dem Jupiter außer Atem, ohne Krone, in Schweiß gebadet erklärte: die irdischen Frauen seien köstlich, ihre Männer hätten insgesamt unrecht.
    Der Vorhang fiel und aus dem Saal ertönte der Ruf: Alle hervor!
    Die Schauspieler erschienen, einander bei den Händen haltend. In der Mitte befanden sich Nana und Rosa Mignon, die sich fortwährend verneigten.
    Man klatschte Beifall, die bezahlten Leute brüllten, dann leerte der Saal sich langsam.
    Ich muß hinauf gehen, um die Gräfin Muffat zu begrüßen, sagte La Faloise.
    Ganz recht; du wirst mich bei dieser Gelegenheit ihr vorstellen; dann kommen wir gleich wieder herunter.
    Aber es war nicht so leicht, zu den Balkonlogen zu gelangen. Der Gang war oben zum Erdrücken voll. Man mußte die Ellbogen tüchtig gebrauchen, um zwischen den Gruppen vorwärts zu kommen. Da stand wieder der vierschrötige Kritiker unter einer Gaslampe und besprach die Neuheit vor einem Kreise aufmerksamer Zuhörer. Die Vorübergehenden nannten halblaut seinen Namen. Man erzählte in den Gängen, er habe während des ganzen Aktes immerfort gelacht. Er sprach indes jetzt mit vieler Strenge über das Stück, sprach von Geschmack und guter Sitte. Weiter stand der andere Kritiker, der mit den dünnen Lippen. Dieser äußerte sich sehr wohlwollend; aber sein Wohlwollen hatte einen gewissen üblen Nachgeschmack wie abgestandene Milch.
    Fauchery musterte die Insassen der Logen durch die runden Scheiben, die in die Logentüren eingelassen waren. Da trat Graf Vandeuvres zu ihm und fragte, wen er suche, worauf er ihm die Loge Nr. 7 als die der gräflichen Familie Muffat bezeichnete, der er selbst soeben einen kurzen Besuch gemacht hatte.
    Dann neigte er sich zu Fauchery und flüsterte ihm zu:
    Diese Nana, mein Lieber, ist wohl die nämliche, die wir eines Abends an der Ecke der Provence-Straße trafen ...?
    Wahrhaftig, Sie haben recht. Ich wußte wohl, daß sie mir bekannt sei ...
    La Faloise stellte seinen Vetter dem Grafen Muffat de Beuville vor, der sich sehr kühl zeigte. Die Gräfin hingegen erhob bei dem Namen Fauchery den Kopf und beglückwünschte höflich den Journalisten zu seinen Artikeln im »Figaro«. Sie stützte die Ellbogen auf die mit Samt gepolsterte Logenbrüstung und wandte sich dabei mit einer hübschen Bewegung der Schultern halb um.
    Man plauderte eine Weile, dann kam man auf die Ausstellung zu sprechen.
    Es wird sehr hübsch werden, sagte der Graf, dessen regelmäßiges, rundes Gesicht einen gewissen amtlichen Ernst bewahrte.
    Ich habe heute das Marsfeld besichtigt ... und bin entzückt zurückgekehrt.
    Es wird versichert, daß man nicht zur rechten Zeit fertig wird, bemerkte La Faloise. Es herrscht dort noch ein Durcheinander ...
    Doch der Graf unterbrach ihn in strengem Tone:
    Man wird fertig sein ... Der Kaiser will es.
    Fauchery erzählte scherzhaft, er sei neulich fast in ein Aquarium gestürzt, als er den Ausstellungspalast besuchte, um dort Stoff für einen Artikel zu finden. Die Gräfin lächelte. Sie blickte zuweilen in den Saal hinab, wobei sie den mit einem weißen, bis zum Ellbogen reichenden Handschuh bekleideten Arm erhob und mit der anderen Hand sich langsam Kühlung zufächelte. Der Saal lag halbleer, wie im Schlummer; einige Herren im Parkett hatten ihre Zeitung vor sich ausgebreitet. Die Damen waren heiter und empfingen Besuche, als ob sie zu Hause seien. Man plauderte gemütlich unter dem Leuchter, dessen Licht einigermaßen durch den Staub verdunkelt wurde, den die Zwischenaktvorbereitungen auf der Bühne verursachten. In den Türen standen die Herren in ihren herzförmig

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