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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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sie dermaßen schnippisch, daß es amüsant sei, mit ihr zu plaudern.
    Dann redete der Journalist sie an.
    Was machst du da, Satin?
    Ich besudle mich, sagte das junge Mädchen ruhig, ohne sich zu rühren.
    Die vier Männer lachten laut.
    Mignon versicherte, es sei nicht eilig, man brauche noch zwanzig Minuten, um die Dekorationen des dritten Aktes in Ordnung zu bringen. Allein die beiden Vettern, die ihr Bier getrunken hatten, wollten ins Haus zurückkehren, denn es fröstelte sie. Jetzt blieb Mignon allein mit Steiner. Er stütze den Ellbogen auf den Tisch und sagte ihm gerade ins Gesicht:
    Also einverstanden: wir gehen miteinander zu ihr, und ich stelle Sie vor. Die Sache bleibt unter uns, meine Frau braucht nicht alles zu wissen.
    Zu ihren Sitzen zurückgekehrt, bemerkten Fauchery und La Faloise in einer Loge im zweiten Rang eine hübsche Frau in bescheidener Toilette. Sie war in Begleitung eines ernst dreinblickenden Herrn. La Faloise kannte ihn; es war ein Bürochef im Ministerium des Innern, den er öfter bei dem Grafen Muffat getroffen. Fauchery behauptete, die Dame heiße Mme. Robert, sei recht ehrbar und habe immer nur einen Liebhaber, der stets ein achtbarer Mann sei.
    Doch sie mußten sich umwenden, Daguenet lächelte ihnen zu. Jetzt, da Nana einen Triumph errang, verbarg er sich nicht mehr, sondern genoß in den Gängen ihren Erfolg. Der Student an seiner Seite hatte seinen Sitz nicht verlassen, er saß noch immer in Bewunderung versunken da, in die Nanas Erscheinung ihn gestürzt hatte. Das war's ... das war das Weib ... und er errötete tief. Er zog mechanisch seine Handschuhe an und aus ... Als er sah, daß sein Nachbar von Nana sprach, wagte er die Frage:
    Um Vergebung, mein Herr; kennen Sie die Dame, die spielt?
    Ja, ein wenig, erwiderte Daguenet überrascht und zögernd.
    Dann kennen Sie wohl auch ihre Adresse?
    Diese Frage kam ihm so unerwartet, daß er sie am liebsten mit einer Ohrfeige beantwortet hätte.
    Nein, sagte er endlich.
    Er wandte ihm den Rücken.
    Der blonde Knabe begriff, daß er eine Unschicklichkeit begangen habe; er errötete noch mehr und saß in stummer Verlegenheit da.
    Man vernahm jetzt drei Glockenschläge. Die Türschließerinnen beeilten sich, den wiedereintretenden Herren und Damen ihre Mäntel und Überkleider abzunehmen. Die bezahlten Beifallspender beklatschten die Dekoration. Es war eine Grotte im Berge Ätna, mitten in eine Silbermine gegraben. Die Wände schimmerten wie frisch geprägte Taler. Im Hintergrunde sah man die Esse Vulkans, die leuchtete wie eine untergehende Sonne. In der zweiten Szene verabredete Diana mit Vulkan, daß dieser eine Reise vorschützen solle, um Venus und Mars den Platz frei zu machen. Kaum befand sich Diana allein, als Venus eintraf. Ein Schauer ging durch den Saal. Nana war nackt. Sie war nackt mit einer ruhigen Kühnheit, der Allmacht ihres Fleisches sicher. Sie war in einen einfachen Gazeschleier gehüllt. Ihre runden Schultern, ihre Amazonenbrust, deren rosige Spitzen aufrecht und fest standen wie die Lanzenspitzen, ihre breiten, sich wollüstig wiegenden Hüften, ihre Schenkel – diese Schenkel einer üppigen Blonden; kurz, ihr ganzer Körper war unter dieser leichten, schaumweißen Hülle zu sehen. Es war Venus, die den Fluten entstieg und keine andere Hülle hatte als ihr Haar. Wenn Nana die Arme emporhob, sah man bei dem Lampenlichte die Goldhärchen unter ihren Achselhöhlen. Niemand klatschte, niemand lachte. Die Gesichter der Männer verlängerten sich und wurden ernst; die Nase zog sich zusammen, der Mund bebte, die Lippen wurden trocken. Ein leiser Lufthauch, eine dumpfe Drohung enthaltend, schien über die Versammlung zu gehen. In dem gutmütigen Ding, das man in Nana bisher gesehen, richtete plötzlich das Weib sich auf, das Weib, das Unruhe verursacht, die Torheit für sein Geschlecht, das Unbekannte der Begierde erweckt. Nana lächelte noch immer, aber es war das grausame Lächeln des Weibes, das Männer vertilgt.
    Alle Wetter! sagte Fauchery einfach zu La Faloise.
    Inzwischen war Mars mit seinem Federbusch zu dem Stelldichein eingetroffen. Er befand sich zwischen den beiden Göttinnen. Es folgte eine Szene, die Prullière vortrefflich spielte. Von Diana geliebkost, die einen letzten Angriff auf ihn unternahm, ehe sie ihn dem Vulkan überliefert; von Venus gehätschelt, die sich durch die Gegenwart ihrer Rivalin angeeifert fühlte, überließ er sich diesen Liebkosungen mit der Geilheit eines brünstigen Hahnes. Die Szene

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