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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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ausgeschnittenen Westen und weißen Hemden, um die Damen mit Muße zu betrachten.
    Wir erwarten Sie nächsten Dienstag, sagte die Gräfin zu La Faloise.
    Sie lud auch Fauchery ein, der sich dankend verneigte. Vom Stücke wurde nicht gesprochen, Nanas Name nicht genannt. Der Graf bewahrte eine so eisige Würde, als sitze er in der Kammer. Um die Anwesenheit der Familie zu erklären, sagte er, sein Schwiegervater sei ein Theaterfreund. Der Marquis Chouard hatte den Gästen Platz gemacht und stand vor der offenen Logentür. Er war ein hoher Greis mit schlaffem, weißem Gesicht. Er hatte das Haupt mit einem breitkrempigen Hute bedeckt und musterte mit trüben Augen die vorbeigehenden Damen.
    Fauchery hatte, sobald die Gräfin ihn eingeladen, die Loge verlassen; er fühlte, daß es unschicklich sei, über das Stück zu sprechen. La Faloise verabschiedete sich als letzter von der gräflichen Familie. Er hatte eben in der Loge des Grafen Vandeuvres den blonden Labordette bemerkt, der an der Seite Blanche Sivrys sehr vertraulich Platz genommen hatte und mit ihr vertraulich plauderte.
    Ei, kennt denn dieser Labordette alle Frauen? fragte Hektor seinen Vetter ... Jetzt ist er wieder bei Blanche.
    Gewiß, er kennt alle Frauen, entgegnete Fauchery ruhig. Woher kommst du denn, daß du es nicht weißt? ...
    Die Gänge hatten sich ein wenig geleert. Fauchery war im Begriff, wieder hinabzugehen, als Lucy ihn rief. Sie stand vor der Tür ihrer Loge, wo man vor Hitze umkommen müsse, wie sie sagte. Sie nahm mit Caroline Héquet und deren Mutter die ganze Breite des Korridors ein. Die Damen aßen Krachmandeln, wobei sie vertraulich mit einer Logenschließerin plauderten. Lucy zankte den Journalisten aus; es sei garstig von ihm, sagte sie, daß er die anderen Damen besuche und sich um sie nicht kümmere; sie könnte seinethalben verdursten. Dann sprang sie auf ein anderes Thema über und sagte:
    Weißt du, mein Lieber, daß ich diese Nana ganz nett finde?
    Sie redete ihm zu, den letzten Akt in ihrer Loge anzuhören, doch er entschlüpfte, indem er versprach, sie nach Schluß der Vorstellung aufzusuchen. Unten zündeten Fauchery und La Faloise ihre Zigaretten an.
    Eine Anzahl von Besuchern hielt den Gehsteig besetzt, sie waren von der Galerie herabgestiegen, um inmitten des allmählich schwächer werdenden Straßenlärms die frische Nachtluft zu genießen.
    Inzwischen hatte Mignon den Bankier Steiner ins Variété-Café geschleppt. Da er Nanas Erfolg sah, sprach er mit Begeisterung von ihr, wobei er mit einem Auge fortwährend den Bankier beobachtete. Er kannte diesen recht gut; zweimal hatte er ihm schon geholfen, Rosa zu betrügen und hatte ihn dann wieder reumütig zurückgeführt. Im Café drängten sich zahlreiche Gäste um die Marmortische. Einige nahmen stehend und eilig ihre Erfrischung zu sich. Die breiten Spiegel vermehrten diese Masse von Köpfen ins Unendliche und vergrößerten maßlos diesen engen Saal mit seinen drei Leuchtern, seinen gepolsterten Sitzbänken und seiner rotausgeschlagenen Wendeltreppe. Steiner setzte sich an einen Tisch im ersten Saale, der sich nach dem Boulevard öffnete, und dessen Türe man für die Jahreszeit allzu früh ausgehoben hatte. Als Fauchery und La Faloise vorübergingen, rief der Bankier sie an:
    Trinken Sie doch ein Glas Bier mit uns.
    Ein Gedanke beschäftigte ihn. Er wollte der Nana einen Blumenstrauß zuwerfen.
    Er rief einen Kellner des Cafés herbei, den er kurzweg August nannte.
    Mignon, der genau aufpaßte, blickte dem Bankier so eindringlich in die Augen, daß dieser verwirrt wurde und stammelte:
    Holen Sie zwei Sträuße, August, und übergeben Sie dieselben der Logenschließerin ... Für jede der Damen einen im richtigen Augenblick, verstanden?
    Am anderen Ende des Saales saß, den Nacken an einen Spiegelrahmen gelehnt, ein junges Mädchen von höchstens achtzehn Jahren unbeweglich vor einem leeren Glase, wie erschöpft von einer langen und vergeblichen Erwartung. Das natürlich gekräuselte aschblonde Haar umrahmte ein jungfräuliches Gesicht mit samtweichen Augenbrauen und einem sanften, keuschen Blick. Sie trug ein verschossenes grünes Seidenkleid und einen runden Hut, der offenbar durch Faustschläge aus der Form gekommen war. In der kühlen Nachtluft war das Mädchen bleich geworden.
    Schau, da sitzt Satin, murmelte Fauchery, als er ihrer ansichtig ward.
    La Faloise fragte ihn, wer das junge Mädchen sei?
    Eine Straßendirne, nichts weiter, lautete die Antwort, dabei sei

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