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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Leistung empfand er das gleiche Gefühl von Achtung, das eines Tages ihn erfüllte, als er an einem Feste teilnahm in dem Schlosse eines Zuckerfabrikanten, in einem Schlosse, dessen königliche Pracht aus einem einzigen Stoffe, aus Zucker, bezahlt wurde. Nana verstand es freilich mit etwas anderem, einer kleinen Dummheit, über die jeder lachte, mit einem Teil ihrer delikaten Nacktheit, mit diesem schmählichen und doch so mächtigen Nichts, dessen Macht die ganze Welt bewegt, ganz allein, ohne Arbeiter, ohne Maschinen, die von Ingenieuren erfunden werden, Paris zu erschüttern und sich dieses ungeheure Vermögen aufzubauen, unter dem Menschenleiber begraben waren.
    Herrgott, ist das ein Werkzeug, ließ Mignon in einer Regung persönlicher Dankbarkeit sich entzückt vernehmen.
    Nana hatte schweren Kummer. Zunächst war sie infolge des Zusammentreffens des Marquis mit dem Grafen von einem nervösen Fieber geschüttelt worden, in das sich ein Zug von Heiterkeit mengte. Die Erinnerung an diesen Alten, der halbtot in einem Fiaker davonfuhr, und an ihr armes Hündchen, das sie nun nicht wieder sehen sollte, nachdem sie es so oft zur Raserei gebracht, rief in ihr eine Art rührseliger Betrübtheit hervor. Hierzu kam die Nachricht, daß Satin, durch Madame Robert in einen greulichen Zustand versetzt, in einem Spital elendiglich dahinsiechte. Als sie anspannen ließ, um diesen kleinen Schmutzfleck ein letztes Mal zu besuchen, erschien Zoé bei ihr, um ihr in aller Ruhe achttägig zu kündigen. Das versetzte sie einen Augenblick in die höchste Verzweiflung; es schien ihr, als solle sie eine Person aus ihrer Familie verlieren. Mein Gott, was sollte allein aus ihr werden? Sie verlegte sich aufs Bitten, so daß Zoé, sehr geschmeichelt durch die Verzweiflung Madames, diese küßte, um zu zeigen, daß sie nicht in Groll scheide; aber es mußte sein; vor den Geschäften habe das Herz zu schweigen. Dieser Tag sollte noch weiteren Kummer bringen. Voll Widerwillen und ohne länger ans Ausgehen zu denken, wälzte sich Nana in ihrem kleinen Salon, als Labordette kam, um ihr von einem vorteilhaften Spitzenkaufe zu sprechen, und nebenbei die Bemerkung fallen ließ, daß Georges tot sei.
    Sie war versteinert.
    Zizi tot! schrie sie und unwillkürlich suchten ihre Blicke den roten Blutfleck auf dem Teppich.
    Doch der Fleck war fort, die Fußtritte hatten ihn abgewetzt. Labordette erzählte Näheres. Man wisse nicht genau, wie er geendet. Die einen sprechen davon, daß die Wunde sich wieder geöffnet, die anderen von einem Selbstmorde. Man sagt, er habe zu Fondettes sich in einem Teich ertränkt. Nana wiederholte fortwährend: Tot, ach, tot ...
    Nachdem der Kummer schon seit dem Morgen ihr die Kehle zugeschnürt, brach sie in Schluchzen aus. Sie fühlte sich von einer unendlichen Trauer, von einer tiefen, unermeßlichen Empfindung niedergedrückt. Als Labordette es versuchen wollte, sie über den Verlust Georges' zu trösten, gebot sie ihm mit der Hand Stillschweigen und stammelte:
    Nicht er allein ist es; es ist alles, alles ... Ich bin sehr unglücklich ... Oh, ich begreife! Man wird jetzt noch sagen, ich sei eine gemeine Dirne ... Alle werden es sagen: diese Mutter, die sich in Kummer verzehrt, der arme Mann, der heute morgen vor meiner Tür auf den Knien lag, und alle anderen werden es jetzt sagen, die bisher ihr Geld mit mir verzehrt haben und sich nun ruiniert sehen. Tretet nur auf Nana, ja, tretet nur auf dieses Tier, oh, ich habe einen starken Rücken ... Ich höre sie rufen, als ob ich dabei wäre: Diese schmutzige Dirne, die es mit jedem hält, die die einen ruiniert und die anderen in den Tod treibt, die einer solchen Menge von Leuten den tiefsten Kummer verursacht, tretet nur auf sie ...
    Erstickt von Tränen mußte sie sich unterbrechen; sie war rücklings auf einen Diwan gesunken und drückte den Kopf in die Kissen. Das Unglück und der Jammer, den sie angestiftet hatte, bewegten ihr ganzes Wesen aufs tiefste, und ihre Stimme verlor sich in der stillen Klage eines unglücklichen Kindes. Oh, mir ist übel, mir ist sehr übel, ich vermag's nicht zu tragen, es erstickt mich. Es ist zu hart, wenn man nicht verstanden wird, wenn man sehen muß, wie die Menschen sich auf einen werfen, weil sie die Stärkeren sind ... Und ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe ein reines Gewissen ... Nein, nichts.
    Dann geriet sie in eine seltsame Aufwallung. Sie erhob sich, trocknete ihre Tränen und ging erregt im Zimmer auf und ab.
    Gut, sie

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