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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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der Reinigung der Bronzegegenstände beschäftigt. Die Kammerfrau geriet bei dem Anblick des Grafen in sichtliche Bestürzung, und da sie in der Eile nicht wußte, wie sie ihn zurückhalten sollte, begann sie ihm in umständlicher Weise zu erzählen, daß Herr Venot mit verstörter Miene ihn seit gestern suche, und daß er zweimal gekommen sei, sie zu bitten, daß sie den Grafen sofort nach Hause schicken möge, falls er zuerst bei Madame absteigen sollte. Muffat hörte sie an und begriff nichts von der Geschichte. Als er ihre Verwirrung sah, wurde er von einem Eifersuchtsanfall ergriffen, dessen er sich nicht mehr fähig gehalten, und stemmte sich gegen die Türe ihres Zimmers, aus dem lautes Gelächter heraustönte. Die Türe gab nach, die beiden Flügel gingen auf, während Zoé sich achselzuckend entfernte. Um so schlimmer, dachte sie. Wenn Madame verrückt ist, möge sie sich aus der Affäre ziehen, wie sie kann. Muffat aber stieß auf der Schwelle bei dem Anblick, der sich ihm darbot, einen Schrei aus.
    Mein Gott ... Mein Gott ...
    Das neue Zimmer erstrahlte in seinem königlichen Luxus. Silberne Püffchen waren gleich Sternen ausgestreut auf dem Stoffe von der Farbe der Teerose, dieser zarten Fleischfarbe, die der Himmel an schönen Sommerabenden annimmt, wenn im erbleichenden Tageslichte Venus sich am Horizont entzündet. Die von den Ecken herabhängenden Goldschnüre, die goldenen Spitzen, die den Bettüchern als Saum dienten, waren wie leichte Flammen, wie aufgelöste rote Haare, die zur Hälfte die aufdringliche Nacktheit dieses Möbelstückes verdeckten, zugleich aber die wollüstige Blässe schärfer hervortreten ließen. Gegenüber befand sich das Bett aus Gold und Silber, strahlend in dem neuen Glanze seiner feinen, durchbrochenen Arbeit, ein Thron, breit genug, daß Nana daraus das Königreich ihrer nackten Glieder ausbreiten konnte. Ein Altar von byzantinischem Reichtum, würdig der Allmacht ihres Geschlechtes, auf dem sie in der Tat in der wahrhaft religiösen Schamlosigkeit eines gefürchteten Götzenbildes diese Herrschaft entfaltete. An ihrer Seite lag unter dem Widerschein des Schnees ihres Busens inmitten des Triumphes einer Göttin ein Haufen Schmutz, ein gebrechliches Gerippe, eine komische und jämmerliche Ruine: der Marquis de Chouard im Hemde.
    Der Graf hatte die Hände gefaltet; von einem furchtbaren Schauer geschüttelt, wiederholte er fortwährend: Mein Gott ... Mein Gott ...
    Für den Marquis Chouard blühten also die goldenen Rosen in goldenem Laubwerk. Für ihn also beugten sich die Liebesgötter herab, diese neckische Schar auf silbernen Ranken mit ihrem schelmisch verliebten Lächeln. Für ihn also enthüllte zu seinen Füßen der Faun den Schlaf der von der Wollust erschlafften Nymphe, diese Figur der Nacht, dargestellt nach dem berühmten nackten Fleische Nanas, treu kopiert bis auf die etwas starken Hüften, die sie unter allen Weibern erkennen ließen. Hierhergeworfen wie ein verdorbener, durch sechzigjährige Ausschweifungen aufgelöster menschlicher Fetzen war er wie eine unsaubere Beule inmitten dieser Herrlichkeiten weiblichen Fleisches. Als er die Türe aufgehen sah, hatte er sich erhoben, gepackt von dem Entsetzen eines entnervten Greises. Diese letzte Liebesnacht hatte völligen Schwachsinn für ihn zur Folge, er verfiel in die Unbehilflichkeit der Kindheit zurück; keine Worte findend, halb gelähmt, stammelnd, bebend, verblieb er in einer wie zur Flucht bereiten Haltung, das Hemd auf seinem skelettartigen Leibe zurückgeschoben, ein Bein aus den Bettüchern heraushängend, ein jämmerliches, fahles, mit weißen Haaren bedecktes Bein. Trotz der Unerquicklichkeit dieser Lage konnte Nana sich eines Lachens nicht enthalten.
    So leg' dich doch hin, grab' dich in das Bett ein, sagte sie, indem sie ihn niederwarf und unter die Decken schob, wie einen Haufen Schmutz, den man nicht zeigen will.
    Dann sprang sie vom Bette, um die Türe zu schließen. Sie hätte entschieden Pech, meinte sie, mit ihrem kleinen Hündchen; er komme jedesmal zur Unzeit. Warum ging er auch nach der Normandie, um Geld zu holen? Der Alte hatte ihr die viertausend Franken gebracht, und sie gab sich ihm hin. Sie stieß die Türe wieder zu und schrie:
    Um so schlimmer; es ist deine Schuld. Wer hat schon gesehen, daß man in dieser Weise eintritt? Jetzt habe ich genug. Glückliche Reise.
    Niedergeschmettert von dem, was er gesehen, stand Muffat vor dieser geschlossenen Tür. Das Frösteln wurde immer

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