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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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entschieden, daß alles weitere Drängen nutzlos schien.
    Da lehnte der Marquis seinerseits noch viel schroffer ab. Er sprach von der Moral, und daß die höheren Stände mit dem Beispiel vorangehen müßten.
    Fauchery lächelte und verabschiedete sich von Vandeuvres. Er konnte nicht länger bleiben, weil er noch in die Redaktion gehen mußte. Er verabschiedete sich mit den Worten:
    Morgen um Mitternacht bei Nana.
    Auch La Faloise entfernte sich. Steiner hatte gleichfalls sich empfohlen; andere Herren folgten. Alle flüsterten einander zu:
    Um Mitternacht bei Nana.
    Georges, der warten mußte, bis seine Mutter ging, hatte sich bei der Tür aufgestellt, um jedem dieser Herren die genaue Adresse zu geben: Dritter Stock, die Tür links. Fauchery warf, bevor er die Tür hinter sich schloß, noch einen letzten Blick in den Salon. Vandeuvres hatte seinen Platz im Kreise der Damen wieder eingenommen und scherzte mit Frau von Chezelles. Graf Muffat und Marquis Chouard mengten sich in die Unterhaltung, während die gute Madame Hugon mit offenen Augen eingeschlafen war. Herr Venot verschwand hinter den Röcken der Frauen, er war wieder in seinen Sessel zurückgesunken und hatte sein feines Lächeln wiedergefunden. Es schlug langsam zwölf in der feierlichen Stille des Saales.
    Was, rief Frau von Joncquoy aus, Sie glauben, Herr von Bismarck könne uns den Krieg erklären und uns schlagen? Das geht denn doch zu weit!
    Das bezog sich auf Frau von Chantereau, die erzählte, daß sie im Elsaß, wo ihr Gatte Eisenhämmer besitze, diese Meinung habe häufig aussprechen hören.
    Glücklicherweise ist der Kaiser da, bemerkte der Graf in seinem amtlichen Ernste.
    Das war das letzte Wort, das Fauchery hören konnte. Er schloß die Türe, nicht ohne vorher noch einmal nach der Gräfin Sabine zu blicken.
    Sie plauderte ernsthaft mit dem Bürochef und schien an der Unterhaltung mit diesem dicken Herrn Interesse zu finden. Gewiß, dachte sich Fauchery, ich täusche mich; da ist nicht an Seitensprünge zu denken ... Schade um die Mühe ...
    Kommst du endlich? rief La Faloise aus dem Vorraum herauf.
    Sie schieden auf der Straße mit den Worten:
    Also morgen bei Nana.
     
Viertes Kapitel.
     
    Ein Tafeldecker, von Brébant geschickt, war seit dem Morgen beschäftigt, mit Hilfe einer Schar von Kellnern und Gehilfen, in Nanas Wohnung die Vorbereitungen zum Abendessen zu treffen. Brébant lieferte alles: das Geschirr, Gläser, Leinen, die Blumen, sogar die Sessel und Schemel. Nana hätte, wenn sie alle ihre Schränke geplündert, kein Dutzend Servietten aufzutreiben vermocht. Sie war noch nicht eingerichtet und verschmähte es, das Essen in einem Restaurant zu geben, darum überließ sie die Veranstaltung dem Restaurateur. Das fand sie vornehmer. Sie wollte ihren großen theatralischen Erfolg mit einem Essen feiern, von dem man sprechen sollte. Da ihr Speisezimmer zu klein war, hatte man die Tafel im Salon gedeckt. Man hatte, etwas eng aneinandergeschoben, fünfundzwanzig Gedecke angebracht.
    Ist alles bereit? fragte Nana, als sie um Mitternacht heimkehrte.
    Was weiß ich? rief Zoé barsch und anscheinend außer sich. Ich kümmere mich gottlob um die ganze Geschichte nicht. Die Leute kehren uns ja das Haus von unterst zu oberst. Überdies habe ich auch Verdruß gehabt ... Die beiden andern sind auch gekommen. Schließlich habe ich sie hinausgeworfen.
    Sie sprach von den früheren Liebhabern ihrer Herrin, dem Kaufmann und dem Walachen. Nana hatte diesen beiden den Laufpaß gegeben, da sie ihre Zukunft gesichert sah und »eine neue Haut anziehen« wollte, wie sie sagte.
    Sind das Kletten, rief sie entrüstet aus. Wenn sie wieder kommen sollten, drohe ihnen mit der Polizei.
    Dann rief sie Daguenet und Georges herein, die im Vorzimmer ihre Überzieher aufhängten. Die beiden waren bei dem für die Schauspieler bestimmten Ausgang in der Panoramenpassage zusammengetroffen, und Nana hatte sie in ihrem Fiaker mitgebracht. Da noch niemand gekommen war, hieß sie die beiden ins Toilettezimmer gehen, während sie mit Hilfe Zoés für das Essen Toilette machen wollte. In aller Eile ließ sie sich, ohne ein anderes Kleid zu nehmen, das Haar aufstecken und schmückte den Kopf und die Brust mit weißen Rosen. Das Zimmer war vollgepfropft mit Möbeln, die man aus dem Salon hierher schaffen mußte: Tischchen, Sofas, Sessel, alles umgestürzt, mit den Füßen in der Luft. Nana war fertig mit ihrer Toilette, als ihr Rock sich an einem Rädchen verfing und einen Riß

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