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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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ihm endlich Aufschluß zu geben, als Vandeuvres zurückkam und sagte:
    Es scheint, daß die Blonde nicht Foucarmont gehörte, sondern dem Herrn da unten ... Sie kann nicht kommen. Wie dumm! ... Aber ich habe mit Foucarmont doch nicht vergebens unterhandelt; er hat versprochen, Louise vom Königspalast mitzubringen.
    Nicht wahr, Graf Vandeuvres, Wagner ist letzten Sonntag ausgepfiffen worden? fragte Frau von Chantereau mit lauter Stimme.
    Grausam, erwiderte er, mit vollendeter Höflichkeit nähertretend.
    Da ihn die Damen nicht weiter zurückhielten begab er sich wieder zu Fauchery und flüsterte ihm zu:
    Ich will noch weiter werben ... Diese jungen Leute müssen hübsche kleine Bekanntschaften haben.
    Man sah ihn lächelnd und liebenswürdig bald in diesem, bald in jenem Winkel des Saales die Herren ins Gespräch ziehen. Er mengte sich unter die Gruppen, flüsterte jedem etwas ins Ohr und wandte sich augenzwinkernd mit allen Zeichen des Einverständnisses wieder um. Es war, als wolle er in seiner aufgeräumten Weise ein Losungswort ausgeben. Das Wort machte die Runde unter den Herren, sie gaben einander ein Stelldichein. Inzwischen dauerten die gefühlvollen Gespräche der Damen über Musik fort und deckten vollständig diese kleine fieberhafte Aufregung der Herren.
    Sprechen Sie mir nicht von Ihren Deutschen, wiederholte Frau von Chantereau. Der Gesang ist Fröhlichkeit, das Licht ... Haben Sie die Patti im »Barbier« gehört?
    Herrlich war sie! rief Madame Léonide aus, die nichts konnte als einige Operettenarien auf dem Klavier klimpern.
    Inzwischen hatte Gräfin Sabine geklingelt. Wenn sich nicht allzu zahlreiche Gäste eingefunden hatten, wurde der Tee im Salon gereicht. Während sie durch einen Diener ein Tischchen abräumen ließ, folgte die Gräfin mit den Augen unablässig dem Treiben des Grafen Vandeuvres. Sie bewahrte dabei jenes unbestimmte Lächeln, das ihre schönen weißen Zähne zur Hälfte sehen ließ. Als der Graf an ihr vorüberging, fragte sie ihn:
    Welche Verschwörung wird denn da angezettelt, lieber Graf?
    Ich weiß nichts von einer Verschwörung, gnädige Frau, sagte er ruhig.
    Ach, ich sah Sie so geschäftig ... Da, nehmen Sie und machen Sie sich nützlich.
    Sie gab ihm ein Album, das sie vom Tischchen genommen, in die Hand, damit er es zum Klavier trage. Er fand dabei noch Zeit, dem Journalisten leise mitzuteilen, daß Tatan Néné kommen werde, der schönste Busen der letzten Saison, dann Maria Blond, der neue Stern vom Possentheater. La Faloise hielt ihn bei jedem Schritt auf und erwartete eine Einladung. Schließlich trug er sich selbst an und Vandeuvres lud ihn ein, nur nahm er ihm das Versprechen ab, Clarisse mitzubringen. La Faloise schien einige Bedenken zu haben, aber der Graf beruhigte ihn und sagte:
    Ich lade sie ein, das soll Ihnen genügen.
    La Faloise hätte gern erfahren, bei wem das Essen stattfinden werde; aber die Gräfin rief jetzt wieder den Grafen, um von ihm zu erfahren, wie die Engländer den Tee bereiten. Der Graf war oft in England bei den Rennen. Seiner Ansicht nach verstünden die Russen allein die Kunst, guten Tee zu bereiten, und er gab der Gräfin das Rezept.
    Werden wir heute den Marquis nicht sehen? fragte er dann.
    Ja, mein Vater hat in aller Form versprochen zu kommen. Ich fange an, unruhig zu werden. Seine Geschäfte müssen ihn zurückgehalten haben ...
    Vandeuvres lächelte fein. Er schien die Art der Geschäfte zu vermuten, die den Marquis zurückhielten. Der Graf dachte an eine reizende kleine Person, die der alte Herr zuweilen aufs Land hinaus brachte. Wie, wenn man auch dieses Pärchen gewinnen könnte ...?
    Indes war Fauchery der Meinung, es sei der Moment gekommen, den Grafen Muffat einzuladen, denn es wurde spät.
    Machen Sie ernst damit? fragte Vandeuvres, der die Sache für einen Spaß hielt.
    Ich meine es sehr ernst ... Sie reißt mir die Augen aus, wenn ich mich meines Auftrages nicht entledige. Es ist ein toller Einfall von ihr! ...
    So will ich Ihnen dabei behilflich sein, mein Lieber.
    Es schlug elf Uhr. Die Gräfin, von ihrer Tochter unterstützt, bereitete den Tee. Da nur vertraute Freunde des Hauses anwesend waren, nahm jeder seinen Tee auf dem Platze, wo er sich eben befand. Die Damen blieben in ihren Sesseln vor dem Kamin und schlürften dort wohlgemut ihren Tee und kauten kleine Kuchen dazu. Von der Musik war man auf die Lieferanten zu sprechen gekommen. Für Bonbons gebe es nur Boissier; Fruchteis könne man nur bei Catherine kaufen.

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