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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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um zu sehen, was es gebe, als sie zu ihrer Überraschung noch Gäste kommen sah: Herren und Damen, die sie gar nicht kannte. Sie war in Verlegenheit und wandte sich um Aufschluß an Bordenave, Mignon, Labordette. Niemand kannte die Ankömmlinge. Als sie sich deshalb an Vandeuvres wandte, erinnerte sich dieser sogleich. Es waren die jungen Leute, die er im Salon Muffat angeworben hatte. Nana dankte ihm. Sehr lieb von ihm, aber man werde sehr gedrängt sitzen. Sie bat Labordette, noch sieben Gedecke auflegen zu lassen. Kaum war dieser hinausgegangen, als der Lakai wieder drei Personen hereinführte. Nun, das war schon lächerlich. Man werde ja keinen Platz haben. Nana, allmählich verärgert, meinte, das sei schon unschicklich. Als sie aber noch zwei Gäste eintreffen sah, begann sie zu lachen; sie fand die Sache komisch. Um so schlimmer. Man wird sich behelfen, wie man kann. Alles stand, nur Gaga und Rosa Mignon saßen, da Bordenave für sich allein zwei Sessel beanspruchte. Die Stimmen summten durcheinander, man sprach halblaut und unterdrückte zuweilen ein Gähnen.
    Wie wär's, wenn wir zu Tische gingen, mein Kind? rief Bordenave Nana zu. Wir sind doch vollständig, wie?
    Jawohl, das will ich meinen! erwiderte sie lachend.
    Sie blickte umher und wurde ernst; sie schien erstaunt, jemanden, den sie erwartet hatte, nicht zu sehen. Es fehlte offenbar noch ein Gast, von dem sie nicht gesprochen hatte, man mußte also warten. Einige Minuten später sahen die Gäste plötzlich in ihrer Mitte einen großen Herrn mit vornehmer Miene und schönem, weißem Barte. Niemand hatte ihn kommen sehen; er mußte durch die halboffene Tür des Schlafzimmers in den kleinen Salon eingetreten sein. Stillschweigen trat ein; ein Geflüster machte die Runde. Graf Vandeuvres kannte sicherlich diesen Herrn, denn er hatte ihn mit einem Händedruck begrüßt; aber der Graf beantwortete die Frage der Damen nur mit einem Lächeln. Karoline Héquet wollte wetten, der Herr sei ein Engländer, der am folgenden Morgen nach England zurückkehre, um sich zu vermählen; sie kenne ihn sehr wohl, denn er sei bei ihr gewesen. Diese Geschichte machte die Runde. Maria Blond behauptete, der Herr sei ein deutscher Gesandter; sie wisse das bestimmt von einer ihrer Freundinnen, bei der er häufig die Nacht zubringe. Die Herren beurteilten ihn mit kurzen Worten. Er habe ein ernstes Aussehen und bezahle wahrscheinlich die Kosten des Essens. Gleichviel, die Hauptsache bleibt, daß es gut ist. Mitten in diesen Vermutungen wurde die Tür geöffnet, und der Tafeldecker meldete, das Essen sei aufgetragen.
    Nana nahm den Arm Steiners und schien eine Bewegung des alten Herrn nicht zu bemerken, der allein hinter ihnen ging. Der Zug wollte sich übrigens nicht ordnen; Herren und Damen drängten in voller Unordnung in den Speisesaal und machten sich über diese Ungebundenheit lustig. In dem geräumigen, von Möbeln völlig entblößten Raume stand eine lange Tafel, die sich von einem Ende zum andern dehnte. Dieser lange Tisch erwies sich noch immer zu klein, denn ein Teller stand dicht neben dem andren. Vier Armleuchter zu zehn Kerzen beleuchteten die Tafel; je einer von geschmiedeter Arbeit mit Blumengarben rechts und links. Es war der Luxus eines Restaurants. Porzellan mit Goldstreifen als Verzierung ohne Namenszug. Silberzeug, vom vielen Waschen abgenützt; die Gläser ungleich, offenbar in allen Läden ergänzt. Das Ganze hatte das Aussehen, als werde in einem plötzlich reich gewordenen Hause das Einweihungsmahl in übereilter Weise gefeiert, ehe noch alles angeschafft werden konnte. Ein Kronleuchter war nicht da; die hohen Kerzen in den Armleuchtern verbreiteten ein fahles Zwielicht über die gedeckte Tafel, wo die Kompottschüsseln und die mit kleinen Kuchen und Früchten gefüllten Teller gleichmäßig aufgestellt waren.
    Jedermann setzt sich nach Wunsch, rief Nana, das ist lustiger.
    Sie stand in der Mitte der Tafel. Der alte Herr, den niemand kannte, saß zu ihrer Rechten, Steiner zu ihrer Linken. Einzelne Gäste hatten schon Platz genommen, als man im kleinen Salon Flüche hörte. Es war Bordenave, der vergessen war und große Anstrengungen machte, sich von seinen zwei Sesseln zu erheben; er heulte und rief Simonne herbei, die mit den übrigen zu Tisch gegangen war. Die Damen liefen mitleidsvoll hinzu. Bordenave erschien, unterstützt, ja getragen von Karoline, Clarisse, Tatan Néné, Maria Blond. Es war eine mühsame Arbeit, ihn unterzubringen.
    In die Mitte der

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