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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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ihre Waschmaschinen fertig sind, jede/r ein Bruce im Geiste.
    • Bruce der Chihuahua, von ihrer Besitzerin Mrs Loy »Zuckertörtchen« genannt, aber von den Bruces-im-Geiste zu Bruce umgetauft, weil ich es bin, nicht Naomi, der ihr Futter hinstellt und mit ihr spazieren geht, wenn Mrs Loy verreist ist. Ich bin nämlich »der nette Junge« (merk dir das, du Naomis heiliger Ely!), der den Schlüssel unter der Fußmatte vor Mrs Loys Wohnungstür hervorholt und dann leise die Tür öff net, laut genug, dass der Hund es hört, aber nicht so laut, dass Mrs Loy davon aufwacht, wenn Zuckertörtchen-manchmal-auch-Bruce-genannt nach einem Mitternachtsspaziergang jault.
    Das Problem mit der Bruce-Gesellschaft ist, dass ich immer darüber reden möchte, was es bedeutet, ein Bruce zu sein, während die anderen Bruces über ihre Schlaflosigkeit reden möchten. Die Schlaflosen wollen einfach nicht begreifen, dass man es immer schlechter schafft, einzuschlafen, je mehr man darüber redet. Es verhält sich damit wie mit einer schwierigen Mathematikaufgabe, deren einzige Lösung schließlich lautet: Gib’s auf, du steckst fest! Sieh das endlich ein! Kurzum, bei den anderen Mitgliedern unserer nächtlichen Runde bezweifle ich immer wieder, dass sie sich wirklich voller Hingabe der Bruce-Gesellschaft widmen. Ich habe den Verdacht, dass sie sich mehr mit ihrer Schlaflosigkeit beschäftigen als mit der Frage, was es bedeutet, ein Bruce zu sein. Dabei würde es sich lohnen, darüber nachzudenken. Es gibt eine ganze Tradition von großen Bruces, die wir ehren und denen wir nacheifern sollten: Lenny, den fabelhaften Komödianten, Mr Springsteen, Master Lee, Robert the Bruce alias »Braveheart«. Und dann sind da noch die Bruces, über die wir ausführlich kritisch diskutieren sollten, die wir nicht in unseren Club aufnehmen oder von der Liste unserer Mitglieder streichen sollten: Willis, Jenner, Hornsby.
    Sue/Bruce hat es bisher jedes Mal geschafft, der Bedeutung der Frage nach dem Wesen des Brucetums auszuweichen. Stattdessen fragt sie mich immer: »Hast du mal mit einem Arzt über dein Schlafproblem gesprochen, Schätzchen? Ich mach mir Sorgen um dich, du wirkst fürchterlich erschöpft. In deinem Alter leidet man noch nicht an Schlaf losigkeit. Du bist noch viel zu jung dafür. Hast du nicht bald Prüfungen? Du musst dein Schlafproblem vorher in den Griff kriegen.«
    Ich weiß nicht, warum ich Sue eigentlich so gern mag. Vielleicht weil sie nichts von ihrer DNA an Ely weitergegeben hat (glaube ich zumindest). Oder vielleicht weil sie nicht Teil der Verwerfungen zwischen den Naomi & Ely-Elternteilen war, die in der Eigentümerversammlung dann zu solchen Streitigkeiten geführt haben. Ich meine, es ist eine Sache, fünfzig zu werden, in der Midlife-Crisis zu stecken und plötzlich »offen für nicht-homosexuelle Erfahrungen« zu werden. Aber es ist eine völlig andere Sache, mit dem Nachbarn vom selben Stock etwas anzufangen. Die übereinstimmende Meinung aller Teilnehmer unserer mitternächtlichen Schlaflosigkeits-Klatsch-und-Tratsch-Runden, wenn Sue nicht dabei war, lautete: Wenn Mary wirklich so dringend neue Erfahrungen gebraucht hatte, dann wäre es für alle Bewohner des 15. Stocks besser gewesen, sie hätte sich dafür einen Mann, sagen wir, aus einem völlig anderen Gebäude ausgesucht. Und einen Mann, der sich bei solchen Geschichten diskreter verhält als Naomis Vater. Wir würden alle sofort eine Petition zur Unterstützung von Sue unterzeichnen, wenn wir jemals von der Eigentümerversammlung darum gebeten werden sollten.
    Da sie keine Ahnung zu haben scheint, sage ich zu Sue/ Bruce: »Ich schlafe nicht gern. Schlaf ist vergeudete Lebenszeit.«
    Mr »Bruce« McAllister sagt: »Sechzehn ist ein Alter, in dem man seine Lebenszeit sowieso nur vergeudet. Zu töricht, um mit sich was anzufangen. Ich habe in Marie Claire gelesen, dass Schlafstörungen mit einem Teil des Gehirns...«
    Das war der Beweis! Naomi schwört, dass Mr McAllister die Modemagazine ihrer Mutter aus der Altpapiertonne im Müllschluckerraum herauswühlt. Naomi behauptet, dass die Models in diesen Magazinen billige Pornos für alte Knacker sind, die sich keinen Internetzugang leisten können, um sich dort die Bilder und Videos zu beschaffen, so wie wir.
    Sue/Bruce ignoriert Mr »Bruce« McAllister einfach, wie immer. Sie klopft mir auf die Schulter. »Und? Auf welche Uni willst du nun gehen? Bist du weitergekommen? Als wir das letzte Mal darüber gesprochen haben,

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