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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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hattest du dir lauter Unis rausgesucht, deren Präsidenten ein Bruce im Vornamen haben. Ich hoffe, ich hab dir das ausreden können?«
    Sie ist echt nett, diese Sue/Bruce. »Haben Sie. Ich hab jetzt einen neuen Plan, noch ganz frisch. Heute Morgen hab ich in der U-Bahn eine Anzeige für eine Uni gesehen, die sich Polytechnische Universität nennt. Laut Werbespruch soll es eine Uni für Leute sein, die keine Mono-Denker, sondern Poly-Denker sind. Das ist genau das Richtige für mich.««
    »Bist du das - ein Poly-Denker?«
    »Ja«, behaupte ich.
    Was sonst sollte ich sein? Wäre ich ein Mono-Denker, würde ich wahrscheinlich nicht unter Schlaflosigkeit leiden. Wie kann ein Poly-Denker denn einschlafen und, noch viel wichtiger, ruhig weiterschlafen, wenn ihm ununterbrochen Gedanken durch den Kopf sausen? Kreuz und quer! Kreuz und quer! Kreuz und quer!
    Licht aus. Was Naomi jetzt wohl gerade macht? Ob sie nackt im Bett liegt?
    Bettdecke bis ans Kinn ziehen. Ob Bruce der Zweite sie nackt gesehen hat?
    Kissen leicht lüpfen. Ich habe Naomi nackt gesehen.
    Einhändiges Manöver. Mannomann. Wozu brauch ich Pornos?
    Taschentuch unter dem Bett verstecken. Na ja, ehrlich gesagt, sie hatte ihr Höschen noch an. Und ich durfte sie nicht berühren. Aber sonst war sie nackt.
    Nach links drehen. Nach rechts drehen. Durchdrehen.
    Ein Poly-Denker hat keine andere Wahl, er muss raus aus dem Bett, Zuckertörtchen einsammeln und runter in die Halle zu einem Treffen der Bruce-Gesellschaft.
    Eigentlich würde ich Sue/Bruce am liebsten fragen: »Gauben Sie, dass Ely Naomi nackt gesehen hat?« Aber ich lasse es bleiben. Ich bin mir sicher, er hat. Schwule Jungs kriegen alles, ohne Verantwortung übernehmen zu müssen. Das ist dermaßen unfair.
    Ich hasse es, dass ich Naomi nur deshalb nackt zu sehen bekommen habe, weil Ely sich letzten Sommer dauernd mit einem Jungen getroffen hat und Naomi sauer war, dass sie nicht ständig über Elys Zeit verfügen konnte - deshalb durfte ich über ein wenig von ihrer Zeit verfügen. Und dann hat Ely den Jungen abserviert und Naomi hat mich abserviert.
    Warum wird Ely nicht mal abserviert?
    Kam da nicht gerade Naomi vorbei, barfuß, Wäsche unter dem Arm? Oder träume ich? Das muss ich wohl, denn sie sieht aus wie der Traum und Albtraum meiner schlaflosen Nächte, sie trägt ein winzig winzig kleines, super super sexy schwarzes Kleid, so ein Ding, wie sie es anhat, wenn sie mit Ely durch die Clubs zieht. Und die höchste Form der Ungerechtigkeit besteht darin, dass Naomi noch nicht mal merkt, dass sie anziehen kann, was sie will - niemals würde Ely sie so anschauen, wie sie gern hätte, dass er sie anschaut.
    Der Höhepunkt bei den Treffen der Bruce-Gesellschaft ist erreicht, wenn Gabriel der Nachtportier feststellt, dass er nach Mitternacht nichts mehr zu tun hat. Dann verlässt er seinen Posten, kommt zu uns rüber und schmeißt ein Päckchen Spielkarten auf den niedrigen Tisch in unserer Mitte. »Five Card Stud?« Er setzt sich zu uns und mischt die Karten.
    Die Mitglieder unseres Clubs ziehen aus ihren Jackentaschen die Rollen mit Vierteldollarmünzen, die wir statt Pokerchips verwenden, während Gabriel gibt. Seit er letzten Juni die Nachtschicht übernommen hat, muss Gabriel ein reicher Mann geworden sein, ich finde, das sollte hier mal erwähnt werden. Ich weiß nicht, was für ein Gehalt ein Anfänger im Portiergeschäft bekommt, aber Gabriel könnte uns leicht bis in alle Ewigkeit mit Münzen für die Waschmaschinen aushelfen, bei all den Vierteldollars, die er von uns schon gewonnen hat.
    Sue/Bruce sagt zu Gabriel: »Ich warte immer noch darauf, dass du mir mal erzählst, wann du dich für eine Uni entscheiden willst, Gabriel. Ich weiß, ich weiß, du hast gesagt, dass du dir nach der Schule eine kleine Pause gönnen wolltest, aber wie alt bist du denn inzwischen? Neunzehn? Fast zwanzig? Es wird allmählich Zeit, mein Sohn. Ich würde dir mit größtem Vergnügen einen Empfehlungsbrief schreiben. Welche Uni interessiert dich denn? Schon mal was von Vassar gehört?«
    Als ob nicht sonnenklar wäre, dass Ely seine Mutter dazu angestiftet hat. Sie soll den schönen Gabriel für ihn und seine schwulen Freunde ködern. Vassar. Die Homo-Uni. Alles klar. Ein Typ wie Gabriel? Der ist so was von überhaupt nicht schwul, Ely. Träum weiter. So wie ich davon träume, dass du mal in ein Fass mit Essig getaucht wirst, und zwar so lange, dass der Geruch für immer an deiner Haut haften bleibt und Naomi es in

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