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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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immer so gewissenhaft, als wären sie vom Uni-Aufsichtsrat gesponsert. Wenn der Junge, den du magst, dich zu seinem Auto bringt, was macht er dann? (a) Er geht um den Wagen herum und öffnet dir die Tür. - (b) Er steigt ein und beugt sich über den Beifahrersitz, um dir die Tür zu öffnen. - (c) Er steckt dich in den Kofferraum. - (d) Er lässt dich auf dem Rücksitz Platz nehmen und sagt: »Zieh dich schon mal aus, ich bin in einer Sekunde bei dir. « Naomi und ich sind mit den vorgegebenen Antworten nie zufrieden, so wie wir auch nie mit den Typen zufrieden sind, die in Seventeen abgebildet sind. Sie sehen in ihren Boxershorts immer so unbeschreiblich doof aus, jeder merkt, dass sie die Neffen oder Söhne des Herausgebers sein müssen, sonst hätten sie es nie in das Heft geschafft. Wir haben uns dann selber gegenseitig Testfragen gebastelt - Wo wäre dein ideales Date? (a) unter Wasser - (b) in einem Lavastrom -, und der Hauptgewinn war immer ein Abendessen für zwei in irgendeinem Restaurant, auf das wir gerade zusteuerten. Oft haben wir die Fragen für den anderen auch gleich beantwortet. Und meistens lagen wir damit richtig.
    Außer bei dem Bruce-dem-Zweiten-Test. Als Naomi mich gefragt hat: Mit wem würdest du lieber ausgehen? (a) einer ehemaligen First Lady - (b) Gorillas im Nebel - (c) einer Frau, die wie Stephen King aussieht - (d) einem künftigen Buchhalter-, hat sie mit (b) geantwortet. Aber bei mir an der Tür steht doch jetzt (d) - und kein Gorilla im Nebel, oder?
    Ich führe Bruce den Zweiten ins Wohnzimmer. Er setzt sich auf die Couch. Ich biete ihm einen Drink an. Und dann überkommt es mich plötzlich - kehrt der Täter nicht an den Schauplatz des Verbrechens zurück, sagt man das nicht immer? Aber so fühlt es sich nicht an. Nicht für mich. Und für ihn auch nicht, zumindest wirkt es so. Er scheint nicht die geringste Ahnung zu haben, was er eigentlich will.
    »Bist du dir ganz sicher, dass du keinen Drink willst?«, frage ich noch einmal. »Ich hatte nämlich schon zwei.«
    Die Wahrheit ist: drei. Drei Drinks. Aber weil zwei davon nur halb so stark waren wie der dritte, finde ich, dass sie insgesamt nur als zwei Drinks zählen. Normalerweise brauche ich mindestens vier, bis ich das Gefühl habe, dass das Leben ein Musical ist. Und ich brauche mindestens fünf, bis ich mich so fühle, als sei das Leben ein Dancefloor. Eine ziemlich teure Angewohnheit, außer man hat einen sehr billigen Geschmack.
    »Bruce?«, frage ich. Denn er hat inzwischen den Ausdruck der Couch angenommen, auf der er sitzt. Die zufälligerweise beige ist, mit Blumenmuster. Sehr lesbisch.
    Mein Gott, ich hätte ihn nicht küssen dürfen. Aber, mein Gott, wenn Du nicht gewollt hättest, dass ich ihn küsse, warum hast Du ihn dann zu mir ins Zimmer spazieren lassen?
    »Es tut mir leid«, sagt Bruce. Er hat sich von mir weggedreht, sodass es wirkt, als würde er sich bei der Wand entschuldigen wollen.
    »Was?«, frage ich. Eine echte Frage. Ich habe keine Ahnung.
    »So spät noch vorbeizukommen. Dich sehen zu wollen.«
    »Kein Problem«, sage ich. »Ich wollte gerade los. Du hast mich nicht geweckt.«
    Ich gehe auf seinen zweiten Satz nicht ein, weil das Mich-sehen-wollen in meinem Kopf eine Alarmglocke schrillen lässt. Bedürftigkeits-Alarm.
    Es klingelt wieder an der Tür. Ich höre Naomi klopfen und rufen: »Lass mich rein!« Sie kümmert sich nicht groß darum, ob meine Moms zu Hause sind - die eine liebt sie und die andere hat ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen. Was für ein praktischer Zufall, dass Naomi vor ein paar Monaten das Anrecht auf einen Schlüssel zu meiner Wohnung verwirkt hat. Wir hatten uns darüber gestritten, ob es unmöglich von mir war oder nicht, einen Pulli von ihr einem Jungen zu schenken, den ich ins Bett kriegen wollte. Sie hat mit dem Schlüssel nach mir geworfen; ich hab ihn behalten. Nach vier Tagen hat sie mich gefragt, ob sie ihn wiederhaben kann. Den bescheuerten Pulli hatte ich inzwischen aus der Wohnung des Typen zurückgeklaut, in der Hoffnung, er würde seinen behaarten Mitbewohner verdächtigen. Ich hab dann beides behalten, den Pulli und den Schlüssel, weil Naomi lernen muss, nie mehr einen Schlüssel nach mir zu werfen. Mit ihrer Zielgenauigkeit und meinem wahnsinnigen Glück wird sie mir noch mal beide Augen ausstechen.
    »Komm«, sage ich zu Bruce. Ich nehme seine Hand und ziehe ihn hinter mir her in mein Zimmer. Er scheint sich noch an den Weg zu erinnern. Ich will ihn da

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