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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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schüchtern, und es ist nicht so, wie wenn man sich mit den anderen Jungs in der Öffentlichkeit küsst, wo es immer darum geht, irgendjemandem oder sich selbst etwas zu beweisen. Bei Bruce geht es nur um den Kuss selbst. Ich weiß nicht, wie er das macht. Also ich meine, ich weiß nicht, was er da mit mir macht.
    Ich muss zugeben, ich verstehe es immer noch nicht ganz. Während ich nach Hause gehe, denke ich verwundert darüber nach. Ich muss lächeln, weil mich das belustigt. Ich bin erregt. Dann betrete ich die Eingangshalle unseres Apartmenthauses und alle glückseligen Gefühle sind wie weggeblasen, und es steigen Verärgerung, Wut und Groll in mir hoch. Selbst wenn Naomi gar nicht da wäre, würde ich all dies spüren, einfach weil sie es geschafft hat, mein Zuhause gegen mich zu kehren, weil sie es geschafft hat, die ganze Atmosphäre mit ihrem Beleidigtsein zu verseuchen. Aber weil Naomi da ist, fühle ich mich vor lauter Verärgerung, Wut und Groll wie gelähmt.
    Sie guckt gerade nach der Post. Ich weiß, wie die Regel lautet. Ich weiß, dass ich direkt zum Aufzug gehen soll.
    Aber ich habe dieser Regel nie zugestimmt. Ich bin nie gefragt worden.
    Ich nicke Gabriel zu, als ich vorbeigehe, aber er ist so vertieft in sein Buch, dass er mich nicht bemerkt. Dann ziehe ich den Schlüssel zu unserem Briefkasten heraus und marschiere schnurstracks in den kleinen Postraum.
    Ich habe kaum den ersten Schritt hineingesetzt, da fragt sie mich: »Was tust du hier?« Sie dreht sich noch nicht mal um, als sie das sagt. Blickt nur ihren Briefkasten an. Starrt ihn an.
    »Ich guck nach meiner Post«, sage ich leichthin.
    Sie knallt ihren Briefkasten zu. Sperrt ihn ab. Dreht sich zu mir um, schaut mich an. Sagt: »Leck mich am Arsch!«
    »Tut mir leid, Schätzchen«, sage ich und deute auf einen unsichtbaren Ehering an meinem linken Ringfinger. »Ich bin schon vergeben.«
    Ich weiß, dass das eine fiese Antwort ist, aber wo ich herkomme, ist »Leck mich am Arsch!« keine Aufforderung, auf die eine höfliche Erwiderung erwartet werden kann.
    »Ich hab dir gesagt, dass du das nicht tun sollst.«
    »Nein«, verbessere ich sie. »Du hast mir überhaupt nichts gesagt. Etwas sagen erfordert nämlich einen tatsächlichen Kontakt. Du hast eine Liste geschrieben, auf der steht, was ich alles nicht tun darf. Eine ziemlich lange Liste. Im Übrigen ein ziemlich kindischer Einfall - auf übelste Weise kindisch, wenn ich das mal so sagen darf.«
    Ich habe sie schon ein paarmal in ihrem Leben so unglücklich gesehen. Nie wegen einem Jungen. Nicht wegen solchen Geschichten. Aber wegen ihrer Mutter und meiner Mutter, und als ihr Vater auszog und als ihr Großvater gestorben war. Immer war da ihrer Trauer auch Wut beigemischt. Und diesmal - jetzt, hier vor mir - erreicht die Wut das bisherige Höchstmaß.
    »Komm schon, Naomi«, sage ich. »Das ist doch albern.«
    »Ja, hahaha. Ich muss selber dauernd lachen. Total komisch.«
    »So hab ich das nicht gemeint.«
    »>Albern. <«
    »Hör zu -«
    »Nein, du hörst mir zu«, unterbricht sie mich. »Du hast alles kaputt gemacht. Total kaputt. Ich hab immer mitgespielt, ich war die treueste Anhängerin des Ely-Kults, den du um dich veranstaltet hast. Aber weißt du was? Ich hab meine Mitgliedskarte für deinen Club zurückgegeben. Ich will jetzt mein eigenes Leben führen, ich hab keine Lust mehr, mein Leben mit dir zu teilen. Mir wird schlecht davon. Du tust mir nicht gut, Ely Du hast mich schon so oft fertiggemacht. Dieses Mal war jetzt ein Mal zu viel. Ich setze dich ganz oben auf meine No Kiss List! Ich lasse deinen Namen dort eintätowieren!«
    »Ich hätte immer schon ganz oben auf deiner No Kiss List eintätowiert sein sollen! Ich meine, was soll das?« Ich kann es nicht fassen. »Es geht doch hier nicht ums Küssen, Naomi. Hör auf damit! Komm mal runter.«
    »Oh ja, ich werde damit aufhören! Endgültig! Ich hab genug von deinem ganzen Scheiß und deinem Drama und deiner Gedankenlosigkeit, verdammt noch mal genug. Wie kannst du es wagen. Du kommst hier rein, hast wahrscheinlich gerade den Jungen gevögelt, der noch vor einer Woche mein Freund war, tust so, als müsstest du nach deiner Post gucken, wo wir doch beide wissen, dass Mary jeden Tag die ganze Post für euch mitnimmt, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt, und drehst dann alles so hin, als wäre es meine Schuld. >Leck mich am Arsch!< ist dafür noch viel zu harmlos ausgedrückt, Ely. Und um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, hast

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