Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
Vom Netzwerk:
müssen: all das flirtende Geplänkel, die spitzen Witzeleien, die hungrige Jagd nach Liebe... das war ein Spiel nach meinem Geschmack. Ich war ein Meister darin. Doch diesmal spielte ich nicht mit. Ich hab immer wieder auf mein Handy geguckt, ob vielleicht eine Antwort von ihm da war. Bei anderen Jungs hätte ich einfach zurückgerufen und ihnen was auf die Mailbox gesprochen. Eine Fuck-you-Botschaft. Aber Bruce ist nicht wie andere Jungs. Er ist Bruce.
    Das ist jetzt vier Tage her, und wir hatten seither nur zwei kurze Gespräche miteinander, zwischen Tür und Angel, beide total unbefriedigend. Ich erzähle der Dairy-Queen-Truppe, dass er gesagt hat, er müsse erst mal herausfinden, was er wirklich will. Er hat sich tausendmal entschuldigt, dass er gegangen ist, aber ich habe keinen Versuch von ihm bemerken können, zurückzukommen.
    »Das hört sich nicht gut an«, sagt Neal kopfschüttelnd. »Klingt nach Alarmstufe orange, kurz bevor man mit jemand Schluss macht.«
    »Und Orange ist eine so schwierige Farbe«, fügt Art hinzu.
    Ich spüre die Anwesenheit von Shaun überdeutlich. Er erinnert mich an alles, was ich bisher immer falsch gemacht habe. Es war immer dasselbe Muster, wie das Karo auf einer Wolldecke: Ich hab mich auf jemand gestürzt und ihn dann fallen lassen. Shaun war anders als fast alle anderen, weil er mir klargemacht hat, wie ich mich eigentlich dauernd verhalte, er hat gebrüllt und geschrien und erklärt, ich würde es bestimmt noch zu einem Superabschluss an der NYU bringen, im Extrafach Fuck & Run. Denn das war ich: ein Fuck-&-Run-Boy. Shaun hatte oft genug mitgekriegt, wie ich das mit anderen Jungs veranstaltet hatte, deshalb kam er sich umso bescheuerter vor, als ich es mit ihm genauso gemacht habe... und ich hab mich dabei noch schlechter gefühlt. Weil ich es ja hätte wissen müssen. Aber die Härte daran war, dass ich anfangs immer fest daran geglaubt habe - ich hab nie F gewollt und schon gewusst, dass ich irgendwann R machen würde. Ich wollte es nicht. Aber das haben die Jungs am Ende - wenn es dann zum Ende kam - nie geglaubt. Nur Naomi hat mir das geglaubt. Nach der Sache mit Shaun bin ich heulend zu ihr gekommen. »Es tut weh, wenn man jemand wehtun muss, obwohl man das gar nicht will. Ist doch so, oder?«, hat sie mich gefragt. Und ich hab Ja gesagt. Es tut wirklich richtig weh. Wenn es sich nur um irgendeine zufällige Geschichte handelt, wenn das sehr schnell klar ist, dann macht das nichts. Aber wenn man es wirklich will, wenn man wirklich glaubt, dass daraus etwas werden könnte - dann ist es das F nicht wert, wenn darauf wieder nur R folgt.
    Mit Bruce sollte alles anders werden. Mit Bruce wollte ich vorsichtiger sein. Ich habe versucht, das Muster auszutricksen. Ich dachte, wenn wir nicht in das F-Stadium kämen, dann würde auch das R-Stadium nicht folgen. Ich wollte den Prozess verlangsamen - was mir wirklich überhaupt nicht leichtfällt. Und ich habe herausgefunden, dass das Verlangsamen der Sex-Sache zu einer Beschleunigung der Herz-Sache führt. Es kam mir so vor, als wollte ich mit mir selbst einen Test machen, und zwar aus einem guten Grund: Ich mochte Bruce. Ich mag ihn immer noch. Sehr sogar. Die sexuelle Anziehung war natürlich da - ich mach mir da nichts vor, ich würde mich nie in jemand verlieben können, der richtig hässlich ist -, aber ich habe versucht, mich auf alles andere zu konzentrieren. Auf seine Unbeholfenheit. Sein scheues Lächeln. Seine Gutmütigkeit. Seine Ernsthaftigkeit. Und ich hab mir plötzlich gewünscht, auch wegen solcher Eigenschaften anziehend gefunden zu werden.
    Es gab kein F, ich musste nicht R machen. Alles lief prima.
    Und dann ist er weggerannt.
    Ich kann das nicht alles der DQ-Truppe erzählen, nicht wenn Shaun dabei ist, weil ich weiß, dass wir immer noch in einem Stadium sind, wo er sich selbst gemeint fühlt, wenn ich irgendwas über meine Freunde sage. Deshalb rede ich nicht über die Zeit vor Bruce und darüber, wie ich früher war.
    Stattdessen sage ich: »Ich hab’s versucht. Ich hab’s wirklich versucht. Und es ist so frustrierend, wenn das alles zu nichts führt.«
    »Du hast’s versucht«, sagt Neal, um mich zu trösten.
    »Das hast du«, sagt Art.
    Shaun fügt hinzu: »Und verdammt noch mal, hör jetzt nicht gleich wieder auf, es zu versuchen.«
    Aus seiner Stimme klingt Wut heraus, und ich denke: Ja, das hab ich verdient - ich hab’s wirklich verdient. Aber ich spüre, dass er zwar immer noch wütend darüber

Weitere Kostenlose Bücher