Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
ist, was ich ihm angetan habe, doch noch viel mehr nervt es ihn, dass ich mich feige vor den Härten des Lebens drücken will.
Es ist, als hätte ich Naomi vor mir, als würde sie mir ins Gewissen reden.
»Weißt du was?«, sagen Naomi und Shaun. »Du gibst zu schnell auf. Du lässt dich treiben und tust dir selber schrecklich leid, und wenn du dir selber schrecklich leidtust, dann dreht sich alles wieder mal nur um dich. Aber es dreht sich nicht alles um dich. So funktioniert das nicht mit der Liebe.«
Neal wirft mir einen einfühlsamen Blick zu. »Hast du geglaubt, es würde so einfach sein?«, fragt er. »Hast du wirklich geglaubt, du könntest so fabelhaft und großartig und vollkommen sein, dass es ganz leicht wäre? Es ist nie leicht. Für niemanden. Hast du das nicht gewusst?«
Ich weiß nicht, warum mich das so getroffen hat. Doch, ich weiß es. Weil, ja, weil ein Teil von mir tatsächlich geglaubt hat, es könnte alles ganz einfach sein. Etwas so Kostbares könnte einem einfach geschenkt werden. Weil man ein hübscher Junge ist. Und sexy. Und weil man sein Bestes gibt. Aber jetzt weiß ich, das kann es manchmal leichter machen, aber ganz einfach wird es nie. Ich hab immer geglaubt, wenn ich den Richtigen treffe, dann ist alles ganz leicht. Er wäre mein und ich wäre sein - für immer und alle Zeiten. Wie mit Naomi. Ich gehöre zu ihr und sie gehört zu mir - und so bleibt es für immer und alle Zeiten. Die perfekte Freundschaft. Das Ideal. Welche Spannungen und Streitigkeiten sollte es denn zwischen einem Hetero-Girl und einem Homo-Boy geben? Keine. Alles ganz einfach.
Nein. Nein nein nein nein. Es ist nicht einfach. Dinge, die einem wichtig sind, sind nie einfach. Glücksgefühle sind einfach. Das Glück nicht. Flirten ist einfach. Die Liebe nicht. Lass uns Freunde sein!, zu sagen ist einfach. Ein wirklich guter Freund zu sein nicht.
»Ely?«, fragt Neal. Ich hab auf seine Frage noch nicht geantwortet. Ich habe angefangen zu lachen. Über mich selbst. Weil ich so dumm war. Weil ich’s nicht kapiert habe.
»Entschuldigung«, sage ich, weil ich nicht will, dass die DQ-Truppe denkt, ich würde über sie lachen. »Es ist nur... Ich hab wirklich gedacht, es könnte einfach sein. Weil ich es bin.«
Neal beugt sich vor und umarmt mich mitfühlend. Ink grinst mich an. Shaun wirft mir einen Blick zu, der sagen will: Mann, wie kann man nur so dumm sein! Art klopft mir kurz auf den Oberschenkel, als hätte ich gerade einen neuen Trick gelernt.
Ich hab’s jetzt kapiert. Ich schwör euch, ich hab’s begriffen. Und es kommt mir so vor, als hätte ich genau das begreifen müssen, damit auch alle anderen Dinge in meinem Leben einen Sinn ergeben.
Schon komisch, wie einfach plötzlich alles ist, sobald man erkannt hat, dass nichts einfach ist.
»Entschuldigung«, sage ich. »Entschuldigung.«
Ich sage es zu ihnen allen. Vor allem aber sage ich es zu Shaun. Zu Bruce. Zu Naomi. Nicht weil ich glaube, dass alles mein Fehler war - ich weiß, dass alles mein Fehler war. Entschuldigung zu sagen ist wahrscheinlich nur eine andere Art zu versprechen: Ich will es in Zukunft anders machen. Auch wenn es mir schwerfällt. Auch wenn es wehtut. Ich muss aufhören, mich hinter mir selbst zu verstecken. Ich muss aufhören, mich hinter den Erwartungen von anderen und von mir selbst zu verstecken. Ich muss es versuchen.
Das alles sage ich der Dairy-Queen-Truppe. Ich sage ihnen, dass ich mir nun überlegen muss, wo ich anfangen soll.
Und dann frage ich: »Hat jemand einen Vorschlag?«
Naomi
ERWARTUNG
Ein Leben getrennt von Ely auf der anderen Seite des Flurs zu leben ist leicht. Nicht gerade lustig - aber machbar. Wir können unsere Territorien wunderbar voneinander abgrenzen. Die letzten sechs Wochen, von ein paar mehr oder weniger unglücklichen Begegnungen mal abgesehen, haben das bewiesen.
Ich glaube, ich kann Ely jetzt tatsächlich loslassen. Aber wovon ich nicht lassen kann, das ist die Vorstellung einer gemeinsamen Zukunft von Naomi & Ely. Das ist unmöglich. Nein, unmöglich ist nicht das richtige Wort. Ich weiß ja, dass es möglich ist. Wir gehen schließlich bereits getrennte Wege. Ich finde es ungerecht. Die einzige Fantasie, die mich bisher durch mein ganzes Leben begleitet und mich getröstet hat, die für mich der Grund war, um weiter und immer weiter zu machen und auf die Zukunft - unsere Zukunft - zu hoffen, ist nichts als eine F-A-N-T-A-S-I-E.
Ely und ich würden unseren Uni-Abschluss machen, wir
Weitere Kostenlose Bücher