Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
nicht den Anschiss des Professors.
Sie tauchen immer im Rudel auf, weißt du, antworte ich.
Wer?
Schwule Jungs.
Ist doch wahr. Ich habe meine Zeit damit verplempert, Regeln aufzustellen, damit sich meine und Elys Wege in The Building nicht kreuzen. Aber ich hätte besser darüber nachdenken sollen, wie ich ihn im Rest der Welt aus meinem Blickfeld verbannen kann. Da steht er, in der Schlange vor dem Coffeeshop am Union Square, und küsst gerade Bruce den Zweiten. Oder ich sehe ihn um sechs Uhr morgens am Fenster in dem ukrainischen 24-Stunden-Restaurant sitzen. Gegenüber von dem Starbucks an der Ecke Second Avenue/ East Ninth, wo ich nur deshalb mein Lager aufgeschlagen habe, um mir den Anblick von Ely zu ersparen. Er isst dort was mit einem ganzen Schwarm schwuler Jungs, sie haben bestimmt die Nacht durchgemacht. Er trägt mein rosa Hemd und schielt alle zwei Minuten auf sein Handy, obwohl er genau weiß, dass da keine SMS von mir ankommt. Nicht The Building ist für uns zu klein geworden - die ganze beschissene Stadt unterhalb der Fourteenth Street ist für uns zu klein geworden.
Ich würde mir gerne was vorlügen, aber die Wahrheit ist: Ely wirkt mit ihm, mit ihnen, glücklicher, als er jemals mit mir gewirkt hat. Entspannter, gelassener - als hätte er in seinem Leben etwas Wichtiges geopfert, aber dafür das Grundrecht zurückgewonnen, sich nicht dauernd Sorgen machen zu müssen, ob neben ihm vielleicht im nächsten Augenblick eine Bombe hochgeht. Er hat es wahrscheinlich lieber, von Leuten der gleichen Art umgeben zu sein. Nicht jeder schwule Junge braucht als Accessoire eine beste Freundin aus dem Heterolager. Das ist nämlich die Lüge.
Robin fragt: Was ist mit Gabriel?
Er hat mich zu Starbucks eingeladen.
Super! Und - wart ihr?
Noch nicht. Aber ich überleg’s mir.
Gut. Wenn Bruce der Erste sich in Bewegung setzen kann, dann du doch auch.
Ich stelle ehrfürchtig fest, dass Robin unglaublich schnell mailen und gleichzeitig noch die Vorlesung mitschreiben kann. Ich bewundere Leute, die ein solches Multitasking-Talent haben. Ich beschließe, ihrem Vorbild zu folgen, und öffne ein neues Dokument auf meinem Laptop.
DINGE, DIE OHNE ELY BESSER SIND
1. Bingo
Ely hat mein Karma immer total durcheinandergebracht. Ich habe nie gewonnen, wenn er neben mir saß. Aber seit wir unseren Plan ausgearbeitet haben - mal darf er hin, mal darf ich -, hab ich eine echte Bingo-Glückssträhne. Wer hätte das gedacht? Die alten Leute in The Building fassen mich an, wenn ich an ihnen vorbeigehe, weil das angeblich Glück bringt. Ich schwör’s!
2. Frappuccinos
Eine süße Leckerei, die Ely hasst. Mmmmmmmmmmmmmmmmh.
3 . Dawson’s Creek
Ely ist ein totaler Verfechter des Pärchens Dawson-Joey (und ich glaube nicht, dass es damit zu tun hat, dass Dawson so offensichtlich schwul ist; ich glaube wirklich, Ely war überzeugt, dass Das-nette-Mädel-von-nebenan-Joey Dawsons große Liebe war). Ich dagegen bin der Meinung, dass es zwischen Pacey und Joey die große Liebe ist. Und warum mit Ely lange darüber diskutieren, wenn die letzte Episode beweist, dass ich recht habe?
4. Liebe dich selbst
Okay, ich habe mit Seventeen endgültig aufgehört (manche Dinge sind einfach heilig), aber selbst Cosmo lesen macht ohne Ely nicht so richtig Spaß, und die Models unter Zuhilfenahme unserer Wachsmalkreidensammlung zu entstellen ist ohne ihn ziemlich reizlos (Ely malt einen Schwanz einfach besser als ich). Aber Cosmo trinken hat einen Pluspunkt: An jemand zu denken, zu dem man sich wirklich sehr sehr hingezogen fühlt, während man sich selbst berührt, kann zu befriedigenden - sehr befriedigenden - Ergebnissen führen. Und wenn ich an Gabriel denke, wie er mich da-und-dort-und-überall berührt, während ich es gerade mit mir selbst tue, komme ich in Regionen, in die ich nie vorgedrungen bin, als meine Fantasien alle noch um Ely kreisten. Dann wünsche ich mir, es würde wirklich geschehen, mit einer wirklichen Person - einer Person namens Gabriel und nicht namens Ely.
Oh. Mein. Gott. Kein Wunder, dass ich keine Lust habe, in die Vorlesungen zu gehen. Der Professor hat beschlossen, eine Dia-Show zu zeigen, die offensichtlich vom Tierschutzverein gesponsert ist. Ich kann gar nicht hinschauen. Ich will auch nicht, dass Robin da hinschaut. Deshalb lenke ich sie mit einer neuen Frage ab:
Wie fühlt sich richtiger Sex eigentlich an?
Sie dreht sich zu mir um, sodass ich ihr Gesicht sehen kann. Die Kinnlade fällt ihr runter. Dann
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