Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
Vom Netzwerk:
tippt sie zurück:
    Meinst du das im Ernst? Du hast es noch nie gemacht?!?!? DU?!?!?
    Ich zucke mit den Schultern, dann schicke ich ein. Ich hab es mit Bruce dem Zweiten fast getan. Aber ich habe gespürt, dass wir uns beide etwas vorgemacht haben, dass wir uns Gefühle vorgegaukelt haben, die wir gar nicht füreinander hatten, und er hat das wohl auch gespürt, deshalb hat er nicht darauf gedrängt, wie die meisten Jungs das getan hätten. Und ich glaube nicht, dass es was damit zu tun hatte, dass Bruce der Zweite ganz klar wahrscheinlich schwul ist. Ich glaube, es hatte was damit zu tun, dass er ganz einfach ein guter Kerl ist.
    Ich hasse das.
    Ich hoffe, dass er findet, wonach er sucht.
    Robin antwortet:
    Die Leute sagen immer, man soll warten , bis man jemand findet, den man wirklich liebt. Aber ich glaube, es ist wichtiger, dass man jemand wirklich mag. Also, ich meine, diese Person wird dich nackt sehen. Und in dir drin sein, verstehst du? Tu’s nicht, bloß ums getan zu haben, aber wart auch nicht auf den Märchenprinz.
    Der Tipp von einer guten Freundin?, schreibe ich zurück.
    Sie dreht sich wieder zu mir um, lächelt mich an.

    Und dann packt mich die Lust, laut zulachen. Denn ich stelle mir vor, wie Ely nackt auf mir liegt und in mich eindringt - und dieses Bild ist total falsch. Die Nähe zwischen uns hätte bestimmt was mit Liebe zu tun, unsere Absichten wären nur die besten... Es klappt sogar und er ist in mir drin, aber es ist alles so unbeholfen und verkrampft - schlimmer, als wenn wir zusammen Pornos geguckt haben und sich danach alles ganz falsch und leer angefühlt hat. Denn die Chemie der Gefühle zwischen uns stimmt einfach nicht. Naomi + Ely ≠ Sex.
    Ely mag Jungs. Ich mag Jungs. Ely ist ein Junge. Ich bin ein Mädchen.
    Klingel klingel, Naomi. Wie hast du es überhaupt bis an die Uni geschafft, wenn du so doof bist, dass du das erst jetzt kapierst? Wenn das erst jetzt wirklich zu dir durchgedrungen ist?
    Das ist nicht wirklich lustig, deshalb verstehe ich nicht, warum ich so lachen muss. Aber mein Traumbild, das mir noch nicht mal in der Fantasie glücken will, ist einfach so absolut lächerlich.
    Ich werde nie begreifen, warum das Geschlecht für die Balzrituale so wichtig ist - das ergibt doch keinen Sinn, Liebe ist Liebe, Anziehung ist einfach Anziehung, warum sollten die zufällig verteilten Geschlechtsmerkmale darüber entscheiden, ob man mit einer Person zusammen sein will oder nicht? - Aber so ist es nun mal, das ist die Wahrheit.
    Das hasse ich auch.
    Aber es ist die Wahrheit.
    Und wenn ich mich der harten, kalten Wahrheit des Lebens stellen muss, dann sollte jemand anders das auch tun.
    Ich gehe, schreibe ich Robin.
    Du gehst mitten in der Vorlesung? Wohin denn?
    Nach Hause.
    Die Trauer muss ein Ende haben. Für uns beide.
    Höchste Zeit, Mom aufzurütteln und aus dem Bett zu schmeißen.

Ely
    ALLES GANZ EINFACH
    Nach ein paar unwohlen und unangenehmen Tagen, in denen Bruce und ich es vermeiden, uns zu begegnen, trommle ich eine Notfallsitzung unserer Dairy-Queen-Truppe zusammen. Da Naomi und Bruce unerreichbar sind, muss ich das Ersatz-Unterstützungskomitee einberufen. Wenn man echte Probleme hat oder vor schwierigen persönlichen Entscheidungen steht, ist nichts hilfreicher als der gute Rat von ein paar schwulen Freunden, die draußen in der tiefsten Provinz aufgewachsen sind. Verglichen mit dem ganzen Mist, den sie zu bewältigen hatten, sind meine Probleme Peanuts. Und das alles noch mit Stil zu bewältigen... also, davon könnten wir alle eine Menge lernen.
    Wir treffen uns nach unseren Kursen in der Uni. Shaun (Footballspieler aus Nebraska) trägt sein übliches Rugby-T-Shirt und Jeans; ich hab ihn eine Zeit lang verdächtigt, den »harten Hetero-Kerl« zu spielen, bis ich gemerkt habe, dass er nichts gespielt hat, sondern einfach nur er selbst war; und dass vor anderen Homos den »harten Hetero-Kerl« zu geben nur eine blöde Masche von schwulen Typen ist, die sich selber und die anderen hassen. Art (aus Idaho) trägt ein XXS-T-Shirt mit der Aufschrift »I AIN’T YOUR BITCH«. Neal (unser Junge, der früher ein Mädchen war, aus Süd-Illinois) ist rattenscharf in seinem total schrägen Englischer-Schuljunge-mit-gestreifter-Krawatte-Outfit, und Ink (der in Missouri eine so fürchterliche Zeit hinter sich hat, dass er sich als erstes Tattoo »GET ME OUT OF HERE« auf die Innenseite seines Unterarms hat stechen lassen) kommt in seiner üblichen Mischung aus Karo und Schwarz.

Weitere Kostenlose Bücher