Napoleon Bonaparte. Biographie.
sagte der Erste Konsul, »es liegt mir wenig daran, daß man meine Macht und meine Stellung kennt, wenn ich nur die Macht und die Stellung meines Feindes kenne; sage mir etwas, was der Mühe wert ist, und die 1000 Louis sind dein.« Darauf gab ihm der Spion die Zahl der Korps, ihre Stärke und Stellung, die Namen der Generale, ihre Tapferkeit, ihren Charakter an, wobei ihm der Erste Konsul auf der Karte folgt, die er mit Nadeln spickt. Zudem sei Alessandrien nicht verproviantiert. Melas denke nicht an eine Belagerung, er habe viele Kranke und keine Arzeneien. Als Gegengabe für diese Angaben stellt Berthier dem Spion eine fast ganz genaue Mitteilung über die Lage der französischen Armee zu. Der Erste Konsul aber übersieht nun klar Melas' Lage, wie wenn der Genius der Schlachten ihn über den Ebenen der Scrivia und Bormida hätte schweben lassen.
Am 8. Juni in der Nacht kommt ein von Murat gesandter Kurier von Piacenza an. Er überbringt einen aufgefangenen Brief, die Depesche Melas' an den Reichshofrat zu Wien; sie meldet die Übergabe von Genua, das Massena am 4., nachdem alles bis auf die Pferdesättel aufgezehrt war, nicht länger halten konnte.
Man weckt Bonaparte mitten in der Nacht, eingedenk seines Befehls: » Laßt mich schlafen bei guten Nachrichten, weckt mich aber bei schlimmen !« »Bah, Sie verstehen das Deutsche nicht,« sagte er anfangs zu seinem Sekretär. Als er denn zugeben mußte, daß dieser die Wahrheit gesagt hat, steht er auf, bringt den übrigen Teil der Nacht damit zu, Befehle zu geben und Kuriere abzuschicken; und um 8 Uhr morgens ist alles gerüstet, um den möglichen Folgen dieses unerwarteten Ereignisses zu begegnen.
Denselben Tag wird das Hauptquartier nach Stradella verlegt, wo es bis zum 12. bleibt, und wo Desaix am 11. sich anschließt. Am 13. auf dem Marsch nach der Scrivia kommt der Kaiser über das Schlachtfeld von Montebello und findet die Kirchen noch voller Toter und Verwundeter.
»Teufel,« sagt er zu Lannes, der ihn herumführte, »es scheint, das Treffen war heiß.«
»Ich denke wohl,« erwiderte dieser, »die Knochen krachten in meiner Division, wie wenn Hagel auf die Fensterscheiben fiele.«
Endlich am 13. abends kommt der Erste Konsul in Torre di Garrofoli an. Obgleich es spät und er von Mattigkeit überwältigt ist, will er doch nicht zu Bette gehen, ehe er sicher weiß, daß die Österreicher keine Brücke über die Bormida haben. Um 1 Uhr morgens kehrt der mit dieser Sendung beauftragte Offizier zurück und meldet, daß keine Brücke geschlagen ist. Diese Nachricht beruhigt den Ersten Konsul; er läßt sich noch einen Bericht über die Stellung der Truppen geben und legt sich nieder, ohne an ein Treffen für den kommenden Tag zu glauben.
Unsere Truppen nahmen folgende Stellungen ein:
Die Divisionen Gardanne und Chambarliac, die das Armeekorps des Generals Victor bildeten, hatten ein Lager bei dem Landhaus Pedra-Bona vor Marengo in gleicher Entfernung von, dem Dorf und dem Fluß bezogen.
Das Korps des Generals Lannes befand sich vor dem Dorfe San-Giuliano rechts von der großen Straße von Tortona auf 600 Ellen (1200 Meter) bei dem Dorfe Marengo.
Die Konsulargarde war als Reserve hinter den Truppen des Generals Lannes auf eine Entfernung von etwa 500 Ellen (1000 Meter) aufgestellt.
Die Kavalleriebrigade unter dem Befehle des Generals Kellermann und einige Schwadronen Husaren und Jäger bildeten den linken Flügel und füllten auf der ersten Linie die Zwischenräume zwischen den Divisionen Vardanne und Chambarliac aus.
Eine zweite Kavalleriebrigade, von General Chambiaux befehligt, bildete den rechten Flügel und füllte auf der zweiten Linie die Räume zwischen der Infanterie des Generals Lannes aus.
Endlich hielt das 12. Husaren- und das 21. Jägerregiment, die von Murat abgegeben waren, unter den Befehlen des Generals Rivaud den Ausgang von Sale, einem auf der äußersten Rechten der Hauptposition gelegenen Dorf, besetzt.
Alle diese Korps, die miteinander Fühlung hatten und schräg mit dem linken Flügel nach vorn gestaffelt waren, machten einen Bestand von 80 bis 90+000 Mann Infanterie und 2500 Pferden aus. Mit ihnen sollten sich im Laufe des andern Tages die Divisionen Monnier und Boudet vereinigen, die nach den Befehlen des Generals Desaix im Rücken, etwa zehn Meilen von Marengo, die Dörfer Acqui und Castel-Novo besetzt hielten.
Seinerseits hatte General
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