Napoleon Bonaparte. Biographie.
wird genommen, die Mamelucken sind in die Wüste zurückgeworfen, und die Engländer und Türken haben auf ihren Schiffen Zuflucht gesucht.
Bonaparte schickt einen Boten auf das Admiralschiff, der über die Zurückgabe der Gefangenen, die man unmöglich bewachen kann, und die er nicht, wie zu Jaffa, erschießen lassen will, unterhandeln soll. Dafür schickt der Admiral Bonaparte Wein, Früchte und die Frankfurter Zeitung vom 10. Juni 1799.
Seit dem Monat Juni 1798, d. h. seit mehr als einem Jahre, hat Bonaparte keine Nachrichten von Frankreich; er wirft die Augen auf das Blatt, überfliegt es schnell und ruft: »Meine Ahnungen haben mich nicht getäuscht, Italien ist verloren; ich muß abreisen.« In der Tat sind die Franzosen auf dem Punkt angekommen, wo er sie zu haben wünscht, sie stecken so im Unglück, daß sie ihn nicht als einen Ehrgeizigen, sondern als einen Retter ankommen sehen. Gantheaume, den er hat rufen lassen, kommt alsbald an, und Napoleon gibt ihm den Auftrag, die zwei Fregatten, den Muiron und die Carrère, und zwei kleine Fahrzeuge, die Revanche und die Fortune, mit Lebensmitteln für 400 bis 500 Mann auf zwei Monate zu versehen. Am 22. August schreibt er an die Armee: »Die Nachrichten aus Europa haben mich bestimmt, nach Frankreich abzureisen, den Oberbefehl überlasse ich dem General Kleber, die Armee wird bald von mir hören. Mehr kann ich jetzt nicht sagen. Es fällt mir schwer, die Soldaten zu verlassen, mit denen ich aufs engste verknüpft bin; aber es geschieht nur auf einen Augenblick. Zu dem General, den ich ihnen hinterlasse, hat die Armee und habe ich Zutrauen.«
Am andern Tag schifft er sich auf dem Muiron ein. Gantheaume will in die hohe See stechen; Napoleon widersetzt sich. »Ich will,« sagt er. »daß Sie so viel wie möglich den Küsten Afrikas folgen, und Sie werden diesen Weg bis südlich von Sardinien verfolgen. Ich habe eine Handvoll Tapferer, aber wenig Artillerie: zeigen sich die Engländer, so laufe ich auf den Strand. Dann werde ich zu Lande Oran, Tunis oder einen anderen Hafen erreichen und dort die Mittel finden, mich einzuschiffen.«
Einundzwanzig Tage lang werfen Ost- und Nordostwinde Bonaparte gegen den Hafen zurück, den er eben verlassen hat. Endlich fühlt man die ersten Lüfte eines Südwindes, und Gantheaume fängt ihn mit allen Segeln auf: in kurzer Zeit fährt man an der Stelle vorbei, wo einst Karthago stand, umsegelt Sardinien, dessen Westküste man folgt: am ersten Oktober läuft man in den Hafen von Ajaccio ein, wo man 17+000 Franken türkische Zechinen gegen französisches Geld einwechselt, – das ist alles, was Bonaparte von Ägypten mitbringt. Endlich den 7. desselben Monats verläßt man Korsika und steuert Frankreich zu, von dem man nur noch 70 Meilen entfernt ist. Am Abend des 8. wird ein Geschwader von 14 Schiffen gemeldet: Gantheaume schlägt vor, das Schiff zu wenden und nach Korsika zurückzukehren. »Nein,« ruft gebieterisch Bonaparte. »segelt mit aller Macht, alles an seinen Posten: nordwestlich, nordwestlich fort!« Die ganze Nacht bringt man in Unruhe zu: Bonaparte geht nicht von der Brücke weg: er läßt eine große Schaluppe ausrüsten, bemannt sie mit zwölf Matrosen, befiehlt seinem Sekretär, seine wichtigsten Papiere auszuwählen und nimmt zwanzig Mann, um an den Küsten von Korsika zu scheitern. Mit Anbruch des Tages werden alle diese Vorsichtsmaßregeln unnütz, der Schrecken verschwindet, die Flotte segelt gegen Nordwest. Am 8. Oktober bemerkt man bei Tagesanbruch Fréjus; um 8 Uhr läuft man auf die Reede. Sogleich verbreitet sich das Gerücht, daß eine der Fregatten Bonaparte bringe. Das Meer bedeckt sich mit Nachen, alle Gesundheitsmaßregeln, die Bonaparte vorsätzlich verletzen wollte, hat das Volk vergessen. Vergebens macht man es auf die Gefahr, die es läuft, aufmerksam. »Lieber wollen wir die Pest,« ruft es, »als die Österreicher!« Bonaparte wird geführt, gezogen, getragen: es ist ein Fest, eine Huldigung, ein Triumph. Endlich mitten im Enthusiasmus, im Freudengeschrei, im Taumel steigt Cäsar an das Land, das keinen Brutus mehr hat.
Sechs Wochen nachher hat Frankreich keine Direktoren mehr, aber drei Konsuln, Napoleon wird durch einen Staatsstreich Erster Konsul auf zehn Jahre; neben ihm stehen zwei von ihm ernannte Konsuln mit beratender Stimme. A. d. Ü. und unter diesen drei Konsuln ist einer, wie Siéyes gesagt hat, der alles weiß, der alles tut, der alles kann.
Wir
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