Napoleon Bonaparte. Biographie.
unzeitiger Kampflust hingerissen, sich zwischen Bernadottes und Lannes' Divisionen warfen, um Kellermanns leichte Reiterei, die sich vor ihnen zurückzog, einzuholen. Sie wurden ein Opfer ihrer Hitze; Murats Reserven hieben auf sie ein, warfen sie und jagten sie unter das Feuer unserer beiden Infanterielinien zurück, wodurch die Hälfte zu Boden gestreckt wurde.
Unterdessen hatte sich Kutusoff durch unsere Fortschritte bei Pratzen genötigt gesehen, Liechtenstein zur Unterstützung des Zentrums zurückzurufen, und dieser, rechts und links gleich stark bedroht, wußte nicht, auf wen er hören und wohin er zuerst zu Hilfe eilen sollte; zunächst entsandte er vier Reiterregimenter, die gerade noch ankamen, um Zeugen von Kollowrats Niederlage zu sein. General Uwarroff wurde mit 30 Schwadronen zwischen Bagration und dem Großfürsten aufgestellt, und die übrige Reiterei nahm ihre Stellung auf dessen linkem Flügel.
Wie aber der Großfürst die französische Infanteriekolonnen nach Blasowitz eindringen und daraus sich entwickeln sieht, faßt er den Entschluß, sich von den Höhen herabzuziehen und ihnen die Hälfte des Wegs zu ersparen. Es scheint ihm diese Bewegung zu seiner eigenen Sicherheit ebenso notwendig, wie um dem Zentrum, dessen Lage Anlaß zur Beunruhigung gibt, Luft zu verschaffen.
Während sich nun ein wütendes Infanteriegefecht zwischen den russischen Garden und der Division Erlon entspann, befiehlt der Großfürst dem Gardekürassierregiment, in die rechte Flanke der letzteren einzuhauen, wo das vierte Linienregiment zur Deckung des Abstandes von der Division Vandamme aufgestellt war. Auf dieses Regiment warfen sich die russischen Kürassiere und sprengten das eine Bataillon: allein mit dem Leben ihrer Tapfersten bezahlen sie die Ehre, diesem Bataillon seinen Adler genommen zu haben. Gefährlich war dieses abgesonderte Scharmützel an sich nicht, da ich jedoch nicht wußte, ob es der Feind nicht fortsetzen würde, so hielt ich für nötig, den Marschall Bessières mit meiner Gardereiterei dorthin zu senden. Es mußte dem Dinge ein Ende gemacht werden, und so erteilte ich ihm den Befehl zum Angriffe. Nach der ehrenvollsten Verteidigung sieht sich die russische Linie genötigt, Bernadottes und Bessières' vereinten Anstrengungen zu weichen. Die Gardeinfanterie, deren Widerstandskraft erschöpft ist, zieht sich auf Krzenowitz zurück. Die Reitergarden, die in diesem Augenblicke von Austerlitz hier eintrafen, schmeichelten sich vergeblich, eine günstige Wendung herbeizuführen. Es war diesem Musterregiment unmöglich, noch etwas auszurichten: meine Grenadiere zu Pferde, die ich unter Rapps Befehlen dagegen ansprengen lasse, werfen es, und nun schlägt das ganze Zentrum den Weg nach Austerlitz ein.
Mittlerweile hatten Murat und Lannes Bagrations Korps und Uwaroffs Reiterei mit Erfolg angegriffen, und unsere Kürassiere waren in die linke Flanke dieses durch die Divisionen Suchet und Caffarelli hart gedrängten Flügels eingebrochen. Auf allen Seiten krönte der Sieg unsere Schritte.
In der Überzeugung, daß Bernadotte, Lannes und Murat mehr als genügten, um mit dem Feinde auf dieser Seite vollends fertigzuwerden, wendete ich mich mit meinen Garden und Oudinots Reserve rechts, um Soult bei der Bedrängung des im Rücken gefaßten und mitten zwischen Seen schwer bloßgestellten linken Flügels hilfreiche Hand zu leisten. Es war 2 Uhr; Soult, durch unsere Annäherung neu belebt, zog die Divisionen St. Hilaire und Legrand zusammen, um Sokelnitz von hinten anzugreifen, während Davousts Truppen von vorn darauf einstürmen sollten, Vandamme seinerseits wirft sich auf Aujest und meine Garde und die Grenadiere folgen, um bei diesen Angriffen im Notfälle beistehen zu können.
Die in Sokelnitz eingeschlossene Division Pribischefsky streckt das Gewehr; nur einige Flüchtlinge überbringen die Kunde von diesem Unfalle. Langeron, den nunmehr die Reihe trifft, ist nicht viel glücklicher, und nur der Hälfte seiner Mannschaft gelingt es, zu Buxhövden zu entkommen. Dieser, der 5-6 Stunden mit unnötigen Scharmützeln bei Telnitz verloren hatte, statt sich schon um 10 Uhr auf Sokelnitz zurückzuziehen, glaubt endlich, es sei Zeit, auf sein eigenes Heil bedacht zu nehmen. Zwischen 2 und 3 Uhr beginnt er seinen Marsch zurück nach Aujest und sucht, indem er sich längs des Grundes zwischen den Höhen und den Seen fortzieht, aus der Mausefalle, in die er geraten war, zu entkommen.
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