Napoleon Bonaparte. Biographie.
Engpässe von Telnitz und Sokelnitz zu verdecken und streitig zu machen. Da mit Gewißheit angenommen werden kann, daß er sie erstürmen wird, so erhält Marschall Davoust den Befehl, mit der Division Friant und Bourciers Dragonerdivision von Raygern aufzubrechen und die Spitzen der russischen Kolonnen so lange im Schach zu halten, bis der passende Augenblick zum ernstlicheren Angriffe gekommen ist.
Kaum hat Soult die Höhen von Pratzen erklommen, als er unvermutet auf Kollowrats Kolonne (die vierte) stößt, die hinter der dritten im Zentrum marschiert und, in der Meinung, durch diese gesichert zu sein, sich, in Marschkolonne mit Zügen vorwärts bewegt. Kaiser Alexander, Kutusoff und sein Generalstab befinden sich bei ihr. Alles, was unerwartet in einem Hauptquartier selbst vorfällt, erregt Staunen und Bestürzung. Miloradovich, der an der Spitze marschiert, gewinnt kaum Zeit, seine Bataillone nacheinander zu formieren und ins Gefecht zu führen, er wird über den Haufen geworfen, und ein gleiches widerfährt den auf ihn folgenden Österreichern. Kaiser Alexander gibt Beweise von Kaltblütigkeit und setzt sich persönlicher Gefahr aus, um die Truppen wieder zu sammeln: allein er hat, dank Weyrothers lächerlichen Dispositionen, keine einzige zur Reserve verwendbare Division zur Hand. Die verbündeten Truppen werden bis Hostiradek gejagt: die zur dritten Kolonne gehörige Brigade Kamensky, in ihrer rechten Flanke angegriffen, vereinigt ihre Anstrengungen mit Kutusoff und stellt auf einen Augenblick die Ordnung wieder her. Aber diese Unterstützung ist St. Hilaires, Vandammes und Levasseurs vereinigten Angriffen gegenüber nur von kurzer Dauer. Kollowrats Kolonne, die befürchtet, in das sumpfige Tal bei Birnbaum hinabgeworfen zu werden, zieht sich nach Vorschrift der Disposition auf Wischau zurück, wobei die ganze Artillerie dieser Kolonne, die tief in den halbgefrornen Lehmboden eingesunken ist, uns zur Beute wird, und die ihrer Kanonen und Reiterei beraubte Infanterie vermag nichts mehr gegen den siegreichen Soult.
Zu gleicher Zeit, als dieser entscheidende Schlag geschah, hatten sich die Kolonnen des rechten Flügels unter Buxhövden gekreuzt und sich bei Sokelnitz den Weg versperrt: dessenungeachtet und trotz der Anstrengungen der Division Legrand gelang es ihnen durch Sokelnitz vorzubrechen. Buxhövden selbst entwickelte sich über Telnitz, und die vier ihm entgegengestellten Bataillone waren nicht imstande, ihn aufzuhalten.
In diesem Augenblicke traf Davoust von Raygern ein, und die Division Friant warf die feindliche Vorhut auf Telnitz zurück. Da aber das Gefecht bei Sokelnitz eine ernstlichere Wendung zu nehmen droht, läßt Davoust nur Bourciers Dragoner vor Telnitz stehen und zieht sich mit der Division Friant den Bach hinauf. Hier entspinnt sich ein äußerst hitziges Gefecht; Sokelnitz, genommen und wieder genommen, verbleibt einen Augenblick in den Händen der Russen. Langeron und Pribischefsky brechen sogar gegen die Marxdorfer Höhen vor, wogegen unsere in einem Halbmond aufgestellten Truppen mehrere Flankenangriffe mit Vorteil gegen sie ausführen. Aber dieser ganze, wenn auch blutige Kampf war nur Nebensache, es genügte, den Feind festzuhalten, ohne ihn gerade zurückzuwerfen: es hätte nicht einmal was getan, wenn man ihn noch etwas weiter vorgelassen hätte.
Während so die Dinge auf unserm rechten Flügel eine günstige Wendung nahmen, machten wir auch im Zentrum und auf dem linken Flügel keine geringeren Fortschritte. Hier widerfuhr dem Großfürsten Konstantin und den russischen Garden genau das gleiche, was kurz vorher dem Hauptquartier und der vierten Kolonne widerfahren war: sie sollten die Reserven bilden und waren die zuerst Angegriffenen.
Bagration verlängerte seinen rechten Flügel gegen Dwaroschena zu, um die Stellung am Santon zu umfassen und anzugreifen. Liechtensteins Reiterei, zu seiner Unterstützung vom Zentrum herbeigerufen, hatte sich auf ihrem Marsche mit den übrigen Kolonnen gekreuzt, so daß der Großfürst, der vor ihr mit seinen Garden bei Krug anlangte, sich in dem Augenblicke in erster Linie befand, wo Bernadotte auf Blasomitz und Lannes zu beiden Seiten der Brünner Straße vorrückten; sogleich entspann sich ein lebhaftes Gefecht.
»Fürst Liechtenstein, der nach einem langen Spazierritt endlich auf dem rechten Flügel des Großfürsten eintraf, war im Begriffe aufzumarschieren, als die russischen Gardeulanen, von
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