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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kreuz und schob sie näher zu uns heran.
    »Wie wahr«, sagte ich, »Sie glaubten zum Beispiel, Sie wären Bildhauer - von der Beherrschung von Formen zur Beherrschung von Menschen. Deshalb mußte Karen dran glauben, nicht wahr?«
    Er verzerrte das Gesicht. Mit seiner freien Hand tat er etwas, das Nova aufschreien ließ.
    »Bitte nicht«, flehte sie.
    »Fang an zu graben, oder ich erschieße dieses Stück Dreck hier sofort und lasse sie von dir mit dem Spaten zerhacken.«
    Als ich die Schaufel in die Hand nahm, trat er einen Schritt zurück.
    Nova hing schlaff in seiner Umklammerung, während er über ihre Schulter auf Lucy zielte. Nova ging in die Knie, und er drückte sie weiter runter, bis sie mit dem Gesicht im Dreck lag. Graydon setzte den Fuß auf ihr Rückgrat und sah aus wie ein Jäger mit seiner Beute, doch sein Blick verriet Unruhe.
    »Komm schon, schneller!«
    Ich rammte den Spaten in die harte Erde und grub mühsam weiter.
    »Wenn du es unbedingt wissen willst: Ich habe gar nichts mit Karen gemacht. Das war sie selbst.« Ich schaute auf. »Drogen?«
    »Nicht schlappmachen. - Ja, Drogen. Ich war nicht mal derjenige, der ihr das Zeug gegeben hat.«
    »Wer war es dann?« Ich tat, als würde ich den Spaten tief in den Boden stechen, nahm aber nur wenige Krümel Erde auf die Schaufel. Er war zu weit weg, um das sehen zu können. Solange ich mich eifrig bückte und schnaufte, sollte ich damit eine Weile durchkommen.
    »Wer hat ihr die Drogen gegeben? War es Ape?«
    Er antwortete nicht. Mit seiner freien Hand streichelte er Novas Hintern.
    »Sie haben also nur zugesehen?«
    Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich Lucy. Sie saß mit hochgezogenen Knien regungslos auf dem Boden.
    »Zugesehen? Wobei? Es hat keinen Mord gegeben. Es war eine Party. Sie ist jedem auf den Schoß gehüpft und hat herumerzählt, sie würde bald ein Filmstar sein und in Beverly Hills wohnen.«
    »Was für Drogen hat Ape ihr gegeben?«
    »Alles mögliche: Gras, Hasch, Amphetamine. Letzteres hat ihr den Rest gegeben, von einer Sekunde auf die andere.«
    Er schaute auf Nova hinab, dann auf Lucy.
    »Was glotzt du in die Gegend?« schrie er sie an. »Mach dich gefälligst nützlich - na los!«
    Lucy ging auf die Knie und grub mit den Händen.
    »Es gab also zwei Partys«, sagte ich, »eine am Freitag und eine am Samstag.«
    Er versuchte seine Verblüffung mit Lachen zu überspielen.
    »Die Polizei weiß das auch schon«, fuhr ich fort.
    »Ach wirklich? Das klingt ja aufregend. Grab lieber weiter.«
    Ich schnaufte ein paar Takte, dann setzte ich nach: »Sie hat sich an Sie herangemacht?«
    »Das kann man wohl sagen. Zweideutiges Geschwätz und bedeutungsvolle Blicke. Meine Güte, dabei war sie noch Jungfrau. Unfaßbar.«
    »War sie das auch noch am Samstag?«
    »Mein Gott, was meinst du denn, was das verkommene kleine Luder wollte, als sie mir die Zunge ins Ohr steckte? Wir behandelten sie wie eine Lady, obwohl sie es nicht verdient hatte. Sie war total high und knöpfte sich die Bluse auf. Dann hat sie mich vollgekotzt, und wir haben sie saubergemacht. - Was ist, Töchterchen, machst du schon schlapp? Los, grab weiter!«
    Lucy war vollkommen ruhig, ihre Gedanken unergründlich. Nova hatte noch immer das Gesicht im Dreck. Das geschwollene Auge war inzwischen vollkommen zu.
    Ich keuchte und täuschte ein paar Spatenstiche vor. »Also, was ist dann schiefgegangen?«
    »Sie wachte einfach nicht mehr auf. - Aber woher weißt du eigentlich, daß etwas mit ihr passiert ist?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ich habe es gesehen«, sagte Lucy.
    »Du?« grinste er. »Wie alt warst du denn da? Drei Wochen?« Lucy wollte antworten, doch ich schaute sie kopfschüttelnd an, und sie hielt Gott sei Dank den Mund.
    »Natürlich, der alte Trottel. Der verdammte alte Idiot konnte nicht den Mund halten. Aber was soll’s, er hat natürlich wieder Mist erzählt. Ihr grabt an der falschen Stelle.« Er blickte über uns hinweg zu der größeren der beiden Weiden.
    »Wer war noch auf der Party, außer Ihnen, Ape und Lowell?«
    »Lowell war zum Glück nicht dabei. Er war schon damals ein furchtbarer Langweiler.«
    »Warum hat er dann bei dem Begräbnis mitgemacht?«
    »Weil er so ein netter Kerl ist.« Er lachte. »Er kam herein, um irgendwelche Papiere zu holen, und sah mich, wie ich sie wiederzubeleben versuchte, und dann bekam er die große Panik. So viel blutrünstiges Geschreibsel, und dann macht er sich in die Hosen, sobald wirklich mal etwas passiert.«
    »Kam er

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