Narben
es eine Wiederaufnahme des Prozesses einbringen.«
»Wieso wäre es schlecht für Lucy?«
»Wenn es an die Öffentlichkeit dringt, würde bestimmt jemand herumschnüffeln und herausfinden, daß sie zweiundsiebzig Stunden in Woodbridge verbracht hat.«
»Ach so, ich verstehe. Das wäre natürlich schrecklich.«
»Im Moment suchen wir einen sicheren Platz für sie. Ihn Bruder ist wohl noch nicht zurück? Wir dachten, sie könnte vielleicht für eine Weile nach Palo Alto ziehen.«
»Wäre Lucy damit einverstanden?«
»Sie ist natürlich sehr gespannt, Sie kennenzulernen. Sie würden ihr einen großen Gefallen tun.«
»Wenn das so ist, werde ich ihr natürlich helfen. Sie brauchte Los Angeles nicht einmal zu verlassen. Meine Firma hat eine Reihe leerstehender Objekte dort, die meisten davon billig, aber manche ganz hübsch. Ich glaube, wir haben etwas Passendes in Brentwood, voll möbliert. Ich wollte heute abend sowieso rüberfliegen. Oder meinen Sie, sie sollte die Stadt verlassen?«
»Nein. Ein sicherer Unterschlupf hier in der Gegend wäre vollkommen ausreichend.«
»Ich könnte mich um sie kümmern, nur abends würde ich meistens nach Hause fliegen.«
»Ausgezeichnet. Danke, Ken.«
»Kein Problem. Es freut mich, daß ich behilflich sein kann.«
Kurz nach vier kam Milo vorbei.
»Ich habe sie im Ramada, Beverly Drive, untergebracht, unter meinem Namen.« Er gab mir ihre Zimmer und Telefonnummer.
»Kommt sie allein zurecht?«
»Es scheint so. Ich schärfte ihr die üblichen Vorsichtsmaßnahmen ein, obwohl ich nicht sehe, wie jemand sie dort finden sollte.«
»Bist du dir inzwischen schlüssiger, was ihre Glaubwürdigkeit angeht?«
»Ich glaube ihr hundertprozentig, kein Zweifel. Wenn sie mich trotzdem anlügt, muß sie eine eiskalte Psychopathin sein - nein, selbst dann könnte sie mich nicht verarschen.«
»Darum geht es nicht…«
»Worum denn sonst? Meinst du, ich lasse mich von ihr einseifen?«
»Ich meine, sie ist eine sehr verwirrte junge Frau. Erst der Traum und jetzt das. Wir wissen kaum, was real ist und was nicht. Wie schwer muß es denn erst für sie sein?«
»Das beantwortet meine Frage nicht ganz.«
»Ob ich denke, sie könnte dich um den Finger wickeln? Laß es mich so ausdrücken: Du bist emotional empfänglich. Da ist nichts dran auszusetzen. Sie braucht Hilfe, und du bist dazu bereit. Schlimmstenfalls stehst du am Ende nur dumm da. Habt ihr noch weiter über dein Liebesleben gesprochen?«
»Nein, das kam nicht mehr auf. Was war denn das andere, über das du mit mir reden wolltest?«
»Das Szenario mit Karen Best sieht nicht mehr ganz so theoretisch aus. Ich habe gestern das Sand Dollar besucht und bin mit einer Kellnerin namens Doris Reingold ins Gespräch gekommen.
Sie steht auf Simon Bests Liste. Sie hat die ganzen Jahre in dem Restaurant gearbeitet. Sie erinnert sich, daß Gwen Shea regelmäßig Partykellnerinnen angeheuert hat. Karens Namen habe ich nicht erwähnt. Es erschien mir zu früh dafür, aber Best sagt, Karen wäre mit den Sheas befreundet gewesen. Es wäre also verwunderlich, wenn Karen nicht ab und zu für sie gearbeitet hätte. Das heißt, sie könnte auch auf der Sanktum-Party gewesen sein.«
»Und wieso hat der Privatschnüffler nichts davon gesagt?«
»Vielleicht war er unfähig und hat nicht richtig gefragt. Diese Partyjobs wurden unter der Hand vermittelt. Der Besitzer des Sand Dollar sah es nicht gern.«
»Und du bist zufällig von ihr bedient worden?«
»Großes Ehrenwort.«
»Und du hast zufällig da gegessen?«
»Die Aussicht ist wunderbar.«
Er schaute zum Strand. »Hier hast du so was natürlich nicht, was?«
»Keine Sorge, ich habe nicht herumgeschnüffelt. Doris denkt, ich bin ein netter Mann, der dicke Trinkgelder gibt, das ist alles. Aber macht es dich nicht auch nachdenklich? Karens Äußeres stimmt mit dem Mädchen in Lucys Traum überein. Sie verschwindet am Abend vor der Party. Auch das paßt: Ein Tag Vorbereitung ist nicht ungewöhnlich für eine solche Veranstaltung. Wenn die Sheas sie vermittelt haben, dann hätten wir auch den Grund, warum ihnen Bests Fragen so unangenehm waren. Wenn du nun noch Trafficants Verschwinden hinzunimmst, wird es schwierig, alles als Zufall abzutun, findest du nicht auch?«
Er ging zum Fenster. »Okay, du hast mich zum Nachdenken gebracht. Aber vergiß nicht: Es hängt immer noch alles an Lucys Traum, und ob der etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat, wissen wir nach wie vor nicht.«
»Daß Karen
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