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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verschollen ist, ist eine Tatsache, aber wie sollte Lucy davon wissen? Im Gegensatz zu der Party stand nichts davon in der Times . Best sagt, alle größeren Zeitungen hätten ihn abgewimmelt.«
    Ich zeigte Milo die Kopie des Zeitungsartikels. »Für das hier hat Best bezahlt. Ich bezweifle, ob es in irgendeiner Bibliothek zu finden ist.«
    Ich schaute den Möwen zu, während er las. »Hier steht, niemand hat sie mehr gesehen, nachdem sie Freitag abend um elf das Restaurant verließ. Und nach Hause ist sie auch nicht gegangen. Das heißt, sie hat die Nacht im Sanktum verbracht?«
    »Vielleicht hat sie jemanden kennengelernt. Einen Prominenten. Trafficant, zum Beispiel. Der war damals berühmt.«
    »Und dann? Dann bringt er sie um, noch Freitag nacht? Oder feiern sie erst noch zusammen, und er ermordet sie am Samstag?«
    »In ihrem Traum sieht Lucy Lichter und hört Lärm. Vielleicht waren sie noch beim Aufbauen, aber es klingt eher, als ob die Party schon im Gange gewesen wäre.«
    »Der Traum…« Er schüttelte den Kopf. »Sie arbeitet also den ganzen Samstag dort, brät Designerfritten für Hunderte von Leuten, und dann erinnert sich niemand an sie?«
    »Natürlich nicht, weil niemand die Party mit ihrem Verschwinden in Verbindung bringt - offenbar haben das weder die Polizei noch der Privatdetektiv getan.«
    »Wahrscheinlich, weil sie nie dort war.« Er wedelte mit dem Zeitungsausschnitt. »Lokal wird so was mehr gelesen als die Times . Irgend jemand muß sich an sie erinnert haben.«
    »Nach sechs Monaten? Schau dir das Datum an. Wer würde sich an eine Kellnerin erinnern, die ihm vor einem halben Jahr einen Hamburger serviert hat? Zumal dort Leute wie Lowell und etliche Filmstars herumschwirrten? Leute wie Karen gehen da einfach unter. Ich würde gern diesen Detektiv, Felix Barnard, in die Finger bekommen und ihn fragen, ob er seine Notizen von damals noch hat, aber ich kann ihn nicht ausfindig machen. Mehr Informationen über die Sheas würden auch nicht schaden. Zum Beispiel, ob sie seit damals in irgendwelche krummen Geschichten verwickelt waren. Übrigens, hast du schon etwas über Trafficant aus dem Computer geholt?«
    »Im Verbrecherregister ist er gelöscht. Bei der Steuer konnte ich noch nicht nachsehen. Hast du seinen Verleger angerufen?«
    »Nein, ich versuche es morgen. Vielleicht ergibt sich auch die Gelegenheit, seinen großen Förderer zu befragen.«
    Ich beschrieb Milo meine Unterhaltung mit Lowell.
    »Klingt ganz nach dem Arschloch, als das Lucy ihn beschreibt«, war sein Kommentar. »Warum interessiert er sich plötzlich für sie?«
    »Gute Frage. Er hat offenbar einen Anruf von Peter bekommen und so von ihrem Selbstmordversuch gehört. Er behauptet, er hätte interessante Einsichten über Lucy zu bieten, doch er klang eher verächtlich als besorgt.«
    »Einsichten? Nach all den Jahren?«
    »Er ist sicher, daß sie sich nicht viel verändert hat. Der einzige Reim, den ich mir auf den Anruf machen kann, ist, daß er auf bizarre Weise versucht, mit ihr in Verbindung zu treten.«
    »Indem er sie beschimpft?«
    »Er ist eben ein berühmter Dichter, Milo. Er laberte und laberte und machte unheimlich viel davon her, daß er sich nicht schuldig fühlte. Vielleicht meinte er genau das Gegenteil.«
    »Verrückt. Und der kleine Peter ruft überall an, nur nicht bei Lucy. Ich sage dir, bei dem Knaben läuft es mir kalt den Rükken runter. Erinnerst du dich an das Bild auf ihrem Fernseher?
    Sie lächelt, und er schaut drein, als wäre er auf dem Sprung, sich den nächsten Schuß zu setzen. Er ist kein unbeschriebenes Blatt: drei Verhaftungen wegen Besitz, zwei wegen Handel mit Heroin, alle in den letzten sechs Jahren. Und dann gibt es noch eine versiegelte Jugendakte drüben in Massachusetts und ein paar Kleinigkeiten bei der Polizei in Boston. Der dickste Hammer war vor drei Jahren, als er versuchte, Heroin im Wert von dreißigtausend Dollar an einen Polizeispitzel zu verhökern. Der Fall wurde dann niedergeschlagen, wegen Verfahrensfehlern. Sein Anwalt war Gary Mandel. Sagt dir der Name was?«
    »Nein.«
    »Er war früher bei der Staatsanwaltschaft und ist jetzt auf große Drogenfälle spezialisiert. Sehr teuer.«
    »Willst du sagen, Peter hätte Verbindungen?«
    »Dreißigtausend machen ihn nicht gerade zum King der Szene, aber er ist sicherlich mehr als ein gewöhnlicher kleiner Pusher. Wenn er mit größeren Organisationen im Geschäft war und jemandem auf die Zehen getreten ist, würde ich an seiner

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