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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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der Geschichte?«
    »Ich weiß einfach nicht, ob ich meinem Instinkt trauen kann.«
    »Seit wann bist du hier?«
    »Seit zwanzig vor sechs.« Es war jetzt nach elf.
    »Warum hast du mich nicht früher angerufen?«
    Er wischte sich das Har aus der Stirn. »Nachdem ich sie beruhigt hatte, hatten wir ein Gespräch. Über alles, verstehst du?
    - Ich habe ihr erzählt, daß ich schwul bin.«
    »Wie hat sie es aufgenommen?«
    »Fast erleichtert.«
    »Das ist sie vielleicht wirklich. Erstens fühlt sie sich nicht mehr zurückgestoßen, und zweitens kann sie mit dir Zusammensein, ohne sich auf eine sexuelle Beziehung einlassen zu müssen.«
    »Ja, ja… Tut mir leid, Alex, wenn ich die Sache überstürzt habe, aber als ich hier mit ihr saß… Sie weinte, ich nahm sie in den Arm - ich spürte, es würde etwas passieren, und noch eine Ablehnung hätte sie nicht verkraftet. Ich dachte -«
    »Du hast genau das Richtige getan. - Wirst du die Spurensicherung in die Wohnung holen?«
    »Wenn ich das tue, gibt es einen Riesenwirbel, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Pressefritzen sich darauf stürzen. Und dann wühlen sie in ihrem Leben und erfahren von dem Selbstmordversuch und daß sie drei Tage in der geschlossenen Abteilung war. Wem würde das nützen?«
    »Schwandts Anwälten. Die geisteskranke Geschworene. Damit hätten sie die Neuverhandlung sofort im Sack.«
    »Um so mehr, als wir da noch diesen Nachahmungsmord in Santa Ana haben. Ich wette, sie bekommen so oder so ihre Neuverhandlung.«
    Im Bad wurde es ruhig.
    »Wie dem auch sei«, sagte Milo, »im Augenblick geht es erst mal um Lucys Sicherheit. Wo soll ich sie unterbringen? Sie sagt, sie hat keine engen Freunde und keine Familie außer ihm.« Er deutete auf das Foto auf dem Fernseher. »Wir haben uns übrigens nicht in ihm getäuscht. Er ist heroinsüchtig.«
    »Ich weiß. Sein Vater hat es mir erzählt.«
    »Wann hast du denn mit dem geredet?«
    »Gestern. Ich wollte es dir erzählen, neben anderen Dingen, aber laß uns erst klären, was wir mit Lucy machen.«
    »Ich könnte sie in einem Hotel unterbringen, aber für mehr als eine Absteige hat sie kein Geld.«
    »Vielleicht könnte Ken helfen. Er hat mit Immobilien zu tun und kennt eventuell leerstehende Wohnungen, die kurzfristig vermietet werden könnten, hier oder in Palo Alto. Vielleicht wäre es sowieso besser, wenn sie für eine Weile von hier verschwindet.«
    »Das wäre eine Möglichkeit. Sie hat von ihm gesprochen. Sie wollte ihm danken, aber sie weiß nicht, wie sie es anfangen soll, weil sie ihn überhaupt nicht kennt. Und sie macht sich Sorgen, weil Peter nicht angerufen hat.«
    »Sie macht sich Sorgen, sagst du? Sie ist nicht verärgert über ihn?«
    »Nein. Ich habe den Eindruck, er macht ihr seit langem Sorgen.«
    »Bestimmt. Hat sie mehr über ihn erzählt?«
    »Nein. Ich wollte sie nicht drängen. - Also, setzt du dich mit Ken in Verbindung?«
    »Ich habe seine Geschäftskarte.«
    Lucy kam herein, ein Handtuch um ihr Haar gewickelt.
    »Ich bin ganz sicher, es fehlt nichts. Niemand hat meine Sachen angerührt.«
    »Gut«, sagte Milo. Er stand auf und schob ihr einen Stuhl hin. »Ich werde die Spurenaufnahme hier selbst durchführen. Das dauert zwar länger, aber wenigstens erfährt so keiner davon. Je nach dem, was ich finde, sehen wir dann weiter. Hatten Sie in letzter Zeit Besuch?«
    »Nein.«
    »Ich bringe Sie für ein oder zwei Tage irgendwo unter. Später könnten wir uns vielleicht an Ken wenden. Einverstanden?«
    »Ja, sicher, wenn es ihm nichts ausmacht. Hauptsache, Sie kommen der Sache auf den Grund. Um mich machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde mit allem fertig.«

18
    Ich fuhr nach Malibu zurück und rief Kens Büro an. Keine Sekretärin. Ich sprach zunächst auf eine Antwortmaschine, doch sobald ich meinen Namen sagte, kam er an den Apparat.
    »Tag, Doktor. Was gibt’s?«
    Ich erzählte ihm die Neuigkeiten.
    »Jemand hat bei ihr eingebrochen?«
    »Lucy sagt, die Tür stand offen, als sie nach Hause kam.«
    »Mist. Ich wette, das war ich. Ich war so in Eile, sie ins Krankenhaus zu bringen -«
    »Nein, danach ist das Schloß repariert worden, und der Handwerker ist sicher, daß er abgeschlossen hat. Entweder irrt er sich, oder jemand ist tatsächlich in der Wohnung gewesen.«
    »Fehlt etwas?«
    »Nein, im Gegenteil, sie haben eine Nachricht hinterlassen. Detective Sturgis kümmert sich darum, aber wir wollen keinen Staub aufwirbeln. Das wäre schlecht für Lucy, und Schwandt würde

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