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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Wohnung war in Wohn und Eßbereich unterteilt. Die Küche war eher eine Kochecke mit dunklen Wandschränken und weißer Apparatur. Kaum genug Platz zu knien.
    Der Herd war ein eckiger, vielleicht fünfzehn Jahre alter Zweiflammer. Um den Eßtisch - Eichenfurnier - standen drei Klappstühle. Im Wohnzimmer die übliche Couchgarnitur - blauer Velours -, ein Glastisch und ein Rollgestell mit Fernseher und Videorecorder.
    Auf dem Fernseher stand ein einzelnes Foto: Lucy und Peter, nur die Köpfe, kein Hintergrund, an dem man erkennen konnte, wo es aufgenommen worden war. Lucy lächelte. Peter versuchte dasselbe, jedoch nicht ganz erfolgreich.
    Lucy saß auf der Couch, barfuß, in Jeans und einem weiten grauen Sweatshirt. Ihre Hände waren gefaltet. Ihr Lächeln wirkte gezwungen. Milo stand hinter ihr. Seine Jacke lag auf einem der Sessel. Sein Revolver steckte im Gürtelhalfter.
    Er deutete zum Tisch. »Schau es dir an, aber bitte berühr es nicht.«
    Neben einem Stapel Zeitschriften lagen ein Blatt gelbes, liniertes Papier und ein weißer Umschlag. Auf dem Papier, in die linke obere Ecke gezwängt, standen zwei getippte Zeilen:
    FAHR ZUR HÖLLE, HEXE.
    WENN ER STIRBT, STIRBST DU ZWEIMAL.
    Darunter waren mit Tesafilm mehrere dunkle Kugeln, etwa so groß wie Olivenkerne, aufgeklebt.
    »Rattendreck«, klärte Milo mich auf, »wir müssen zwar den Laborbericht abwarten, aber das sehe ich auch so.«
    »Kam es mit der Post, oder ist es persönlich abgeliefert worden?«
    »Persönlich«, sagte Lucy. »Ich fand es auf dem Tisch, als ich letzte Nacht heimkam.«
    »Um wieviel Uhr war das?«
    »Drei Uhr morgens. Sie haben mich zwar um eins entlassen, aber dann gab es Papierkram zu erledigen, und ich vergaß etwas in meinem Zimmer. Ich mußte noch einmal zurück. Als ich nach Hause kam, stand die Tür offen. Ich dachte erst, Ken oder die Sanitäter hätten vergessen abzuschließen.« Sie versuchte, ruhig zu bleiben. Ihre Hände waren weiß.
    »Sie sind allein nach Hause gekommen?«
    Sie nickte. »Als ich hereinkam, bemerkte ich den Brief zuerst nicht, weil ich so müde war. Ich ging ins Bett und schlief sofort ein. Um fünf wurde ich wach und holte mir ein Glas Wasser. Da sah ich ihn auf dem Tisch liegen.«
    »Wer hat Schlüssel zu der Wohnung?«
    »Nur Peter und ich. Und die Vermieterin, nehme ich an.«
    »Wer ist das?«
    »Eine alte Frau in Port Hueneme«, antwortete Milo für sie.
    »Sie schickte einen Handwerker, der die Tür richten sollte. Ich habe schon mit ihm gesprochen, und er behauptet, er hätte abgeschlossen, als er fertig war.«
    »Irgend etwas Auffälliges an ihm?«
    »Mr. Gonsalvez?« sagte Lucy. »Nein, der ist sehr nett. Er könnte das auch gar nicht geschrieben haben. Er spricht kaum Englisch.«
    Milo bestätigte es. Ich schaute ihn an. »Ist das Labor schon an der Arbeit?«
    »Noch nicht. - Lucy, wollen Sie schon mal ein paar Sachen zusammenpacken?«
    »Kann ich noch schnell duschen?«
    »Sicher.«
    Sie ging ins Badezimmer. Sobald wir das Wasser laufen hörten, ließ sich Milo auf Lucys Platz nieder und zeigte auf den freien Sessel. Ich setzte mich.
    »Was hältst du davon?« fragte er leise.
    »Von ihrem Standpunkt aus paßt es hervorragend. Sie ist ein paar Stunden aus dem Krankenhaus, und schon hat sie dich in ihrer Wohnung. Andererseits steht noch die Theorie über Peter und seine Schuldeneintreiber im Raum.«
    »Warum sollten die sie erst in den Gasofen schieben und dann mit solchen Briefchen anfangen?«
    »Vielleicht hatten sie Schlimmeres vor, trafen sie aber nicht zu Hause an. Oder die ganze Theorie ist Unsinn. - Wieso fragst du überhaupt? Gibt es etwas, das dich an Lucys Version zweifeln läßt?«
    »Nein, eben nicht. Sie hat sich inzwischen beruhigt, doch als ich herkam, zitterte sie am ganzen Körper. Entweder sie war furchtbar erschrocken, oder sie ist eine Spitzenschauspielerin. Außerdem hat sie keine Schreibmaschine hier, und wo sonst sollte sie es getippt haben, zwischen zwei und fünf Uhr morgens? Und wo sollte sie Rattendreck herbekommen?«
    »Das sieht ganz nach Schwandt aus.« Er nickte.
    »War sonst noch etwas verändert in der Wohnung?«
    »Nein.«
    Ich betrachtete die billigen Möbel. Milo las meine Gedanken.
    »Du solltest das Schlafzimmer sehen: eine schmale Matratze auf einem Brett, ein Preßspantisch, keine Bilder an der Wand, ein schmaler Kleiderschrank, halb leer…«
    »Wie eine Nonne.«
    Er schaute mich wütend an, und ich kam auf meine Frage zurück.
    »Also, was stört dich an

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