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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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das Mädchen?« schrie er.
    »Sei nett zu ihm, Buck«, sagte Nova sanft. »Er ist extra hergekommen, weil er dir etwas Wichtiges zu sagen hat.«
    Ich sah sie verblüfft an. Sie zuckte die Schultern und verließ den Raum. Lowell schaute ihr nach.
    »Dieser Hintern - wie zwei Gummikugeln mit Zuckerguß… Also, was hast du auf dem Herzen, Freundchen? Spielt das Mädchen immer noch die beleidigte Unschuld? Hat sie dich wieder auf Aufklärungsmission geschickt?«
    »Nein. Es geht um Peter. Er ist tot. Es war eine Überdosis.«
    Er umklammerte die Räder seines Rollstuhls und drehte mir den Rücken zu.
    »Gut«, sagte er leise. »Gut. Du bist deinen Spruch losgeworden, und jetzt fahr zur Hölle. Wenn ich dich noch mal hier sehe, bringe ich dich um.«

35
    Zwei Tage später sah ich ihn bei der Beerdigung. Er kam zu spät und ließ sich von Nova über den Rasen schieben. Er war unübersehbar in seinem weißen Anzug, weißen Hemd und breitkrempigen Strohhut. Beide blieben in einiger Entfernung von Ken und Lucy stehen, während ein Priester einige unpersönliche Worte sprach.
    Ken hatte die Beisetzung organisiert, nachdem Milo dafür gesorgt hatte, daß der Leichnam schnell freigegeben wurde.
    Ich hatte viel von den letzten achtundvierzig Stunden im Haus in Brentwood verbracht. Ken und Lucy waren wie betäubt. Sie aßen wenig, schliefen viel und waren kaum fähig zu reden.
    In meinen Nachforschungen war ich auch nicht viel weitergekommen. Ich hatte mich weder um Curtis Ape noch um Karen Best kümmern können. Simon Best hatte einmal angerufen, und ich ließ ihm durch meinen Antwortdienst ausrichten, ich würde mich in den nächsten Tagen melden. Alles, auch der Traum, war von der Trauer um Peter überschattet.
    Der graulackierte Sarg, gehalten von dicken Leinenbändern, senkte sich langsam in die Grube, bis die Bänder sich lockerten und ein hohles Geräusch verkündete, daß er auf dem Grund angekommen war. Lucy heulte auf. Ken hielt sie fest und wiegte sie in seinen Armen, während sie hemmungslos weinte.
    Buck sagte etwas zu Nova und schüttelte den Kopf. Nova drehte den Rollstuhl um und schob ihn davon.
    Ich setzte Milo an seinem Büro ab und fuhr nach Malibu zurück.
    Der Surfladen der Sheas war immer noch geschlossen. Hatte ich sie zu gründlich aufgescheucht?
    Ich fuhr zum Gemeindehaus und verbrachte eine Stunde damit, den Gewerbeschein auszugraben. Zur Zeit der Beantragung hatten die Sheas noch im Hinterland gelebt, doch drei Jahre danach waren sie an den Strand gezogen, an den Pacific Coast Highway.
    Ich fuhr hin und schaute es mir an. Es war ein eingeschossiger Bungalow, weiß mit grünen Fensterläden, eingeklemmt zwischen zwei größeren Villen.
    Ich klingelte an der Haustür, doch nichts bewegte sich. Ich versuchte auch den Türklopfer, ebenfalls ohne Wirkung. Weder Toms BMW noch Gwens Bus waren in Sicht. Im Briefkasten lag keine Post, nicht einmal Werbung.
    Sobald ich wieder zu Hause war, rief ich den Produzentenverband an und erfuhr, daß Curtis Ape der Präsident einer Firma namens New Times Productions in Century City war. Mit meinem Anruf dort hatte ich kein Glück. Es knackte in der Leitung, und die Verbindung war unterbrochen.
    Kurz nach Mittag begab ich mich wieder in die Universitätsbibliothek.
    Das Computerregister enthielt etwa ein Dutzend Artikel über Ape. Das letzte waren fünf Jahre alte Kritiken eines Films, den er produziert hatte, Yellowstone - Machetenmann II : lauter peinliche Verrisse. Das hatte er jedenfalls mit Lowell gemeinsam: Die Kritiker haßten ihn.
    Ein Foto zeigte Ape in einem offenen roten Ferrari unter strahlend blauem Himmel mit Palmen im Hintergrund. Ein selbstzufriedenes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Seine Schultern waren recht schmal. Daraus schloß ich, daß er nicht sehr groß sein konnte. Sein sonnengebräuntes Gesicht hatte durch das spitze Kinn etwas Rattenhaftes an sich. Das kurzgeschnittene graue Haar verstärkte noch diesen Eindruck.
    Daß er jemals mit Lowells Buch zu tun gehabt hätte, war nirgendwo erwähnt. Ich hatte also falsch geraten, oder er wollte kein Aufhebens darum machen.
    Vor dem Interview war neun Jahr lang nichts über ihn geschrieben worden, doch dann stieß ich auf einen Artikel im Wall Street Journal unter dem Titel LEBENSMITTEL MIT GRO- SSER ZUKUNFT.
    Ape war damals, drei Jahre vor der Sanktum-Party, als Berater für eine Finanzgruppe beschäftigt, die in Supermarktketten, Lebensmittelautomaten und Waschsalons investierte. Ein Foto zeigte

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