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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dasselbe spitze Gesicht, doch diesmal unter einem vollen schwarzen Haarschopf.
    Von Lebensmitteln zum Film? Sollte die Verbindung zu Lowell sein nächster Schritt Richtung Kunst sein?
    Ich verließ die Bibliothek und hielt an einem Kopier und Druckladen in Westwood. Ich war der einzige Kunde und nach zwanzig Minuten stolzer Besitzer eines Stapels Visitenkarten mit vornehm geprägten Buchstaben auf cremefarbenem Papier:
    Sandy Del Ware Freier Schriftsteller Darunter waren ein erfundenes Postfach in Beverly Hills und eine Telefonnummer gedruckt, die ich vor zehn Jahren einmal benutzt hatte.
    Ich steckte drei der Karten in mein Portemonnaie, legte den Rest ins Handschuhfach und machte mich nach Century City auf.
    New Times Productions hatte Büros in einem zwanzigstöckigen Gebäude an der Avenue of Stars. Die Firma nahm fast das gesamte oberste Stockwerk ein, bis auf ein einzelnes Zimmer, von dem aus, nach dem Türschild zu urteilen, eine Firma namens Advent Ventures operierte.
    Ich ging durch eine Glastür in einen hellen Warteraum. Hinter einem winzigen Schreibtisch saß ein Mädchen in weißem T-Shirt und engen Jeans. Dem Aussehen nach war sie höchstens achtzehn. Sie ließ mich eine Weile stehen, dann schaute sie auf.
    »Ja?«
    »Könnten Sie mich bei Mr. Ape anmelden?«
    »Wie ist Ihr Name?«
    »Sandy Del Ware.« Ich gab ihr eine meiner Karten.
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein, aber ich bin sicher, Mr. Ape würde gern mit mir reden. Es geht um das Sanktum.«
    »Ich weiß nicht, ob das möglich ist. Ich arbeite erst seit zwei Wochen hier. Mr. Ape ist in einer Besprechung.«
    »Fragen Sie ihn einfach. Geben Sie ihm ein paar Stichworte: Sanktum, Buck Lowell, Terry Trafficant, David Mellors.«
    Sie tippte zwei Nummern ein und sprach in den Hörer: »Hier ist irgendein Produzent. Irgendwas mit Dylon oder Miller… was bin ich?… Entschuldigung.«
    Sie legte auf und schaute das Telefon an, als hätte es sie gebissen.
    »Er ist in einer Besprechung.«
    »Kein Problem. Ich warte.«
    »Ich glaube nicht, daß er mit Ihnen reden wird.«
    »Wirklich nicht?«
    »Bestimmt. Er hat es gar nicht gern, wenn er gestört wird.«
    »Wie bedauerlich. Das muß ja ein wichtiger Mann sein, mit dem er seine Besprechung hat.«
    »Ach was, er ist ganz…« Sie hielt sich die Hand vor den Mund und schaute mich wütend an.
    Als ich an ihrem Schreibtisch vorbeiging, rief sie mir etwas nach, rührte sich aber nicht von der Stelle. Ich ging einen Korridor hinunter und hörte, wie sie verzweifelt auf das Telefon einhackte.
    Curtis Ape erwartete mich vor einer schweren, messingbeschlagenen Tür. Er war klein und um die Sechzig. Er trug eine senffarbene Kaschmirweste, ein zitronengelbes Strickhemd, eine schwarze Hose mit messerscharfen Bügelfalten und braune Krokodillederschuhe.
    »Mach, daß du wegkommst.« Er hatte eine tiefe Stimme.
    »Verschwinde, oder ich lasse dich rausschmeißen.« Ich blieb stehen.
    »Raus.«
    »Mr. Ape -«
    »Die Sicherheitsbeamten sind schon auf dem Weg. Dreh dich um und verschwinde, dann kommst du vielleicht um eine Verhaftung herum und dein Käseblättchen um eine Klage.«
    »Ich arbeite für keine Zeitung. Ich schreibe an einer Biographie über Buck Lowell.«
    Ich hielt ihm meine Karte vor die Nase. Er schnappte sie mir aus der Hand, schaute sie sich auf Armeslänge an und gab sie mir zurück.
    »Na und?«
    »Bei meinen Recherchen bin ich auf Ihren Namen gestoßen, Mr. Ape. Wenn Sie ein paar Minuten für mich erübrigen könnten -«
    »Glauben Sie, Sie können hier einfach hereinschneien, ohne sich anzumelden?«
    »Hätten Sie mir denn einen Termin gegeben?«
    »Bestimmt nicht. Und jetzt verschwinden Sie!« Er drehte sich um und wollte in sein Büro zurückgehen.
    »Na gut«, sagte ich, »dann schreibe ich es so, wie ich es sehe. Es wird auf jeden Fall in dem Buch vorkommen, daß Sie die Filmrechte für Es werde Licht erworben und das Sanktum finanziert haben, nur um es nach einem Jahr den Bach runtergehen zu sehen.«
    »So ist es nun mal im Geschäft. Es geht auf und ab.«
    »In dem Fall ging es aber besonders tief runter. Lowell hat Ihr Geld eingestrichen und damit Leute wie Terry Trafficant und David Mellors unterhalten.«
    »David Mellors.« Er lachte. »›Dylon und Miller‹. Die Kleine ist herrlich.«
    Er zog seinen Ärmel hoch und schaute auf eine hauchdünne Platinuhr.
    Hinter mir hörte ich Schritte. Ape lehnte sich gegen den Türrahmen und schaute an mir vorbei.
    Als ich mich umdrehte, stand ein

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