Narben
aufzustellen, bevor das Essen ankam.«
»Und Sie suchten Karen dafür aus, obwohl sie so unzuverlässig war?«
»Sie tat mir eben leid. Sie brauchte das Geld.«
»War das der einzige Grund?«
Sie holte tief Atem und schaute zu Travis hinüber. »Alles in Ordnung, Schatz?« Er ignorierte sie und spielte weiter mit seinem Karton.
»Nun sagen Sie schon, Gwen: Was war der wirkliche Grund?«
»Jemand rief an und sagte, wir sollten die hübscheste Kellnerin früher rauf schicken.«
»Wer?«
Sie dachte lange nach, bevor sie damit herauskam: »Das war Lowell.«
»Und Karen war die hübscheste Kellnerin?«
»Sie war süß.«
»Warum spielte das eine Rolle, wenn sie nur beim Aufbauen helfen sollte?«
»Das weiß ich doch nicht. Vielleicht erwartete er wichtige Leute und wollte Eindruck machen. Es ging mich jedenfalls nichts an. Für mich spielte es keine Rolle, wer den Job übernahm, und Karen war ganz glücklich darüber.«
»Glücklich, prominente Leute zu treffen?«
»Ganz bestimmt.«
»Wie ist sie vom Sand Dollar zum Sanktum gekommen?«
»Jemand hat sie abgeholt.«
»Direkt vor der Tür?«
»Nein, sie mußte am Pacific Coast Highway warten.«
»Wo genau?«
»Am Paradise Cove.«
»An der Ecke, wo es zum Sand Dollar abgeht?« Sie nickte.
»Wer hat sie abgeholt?«
»Das weiß ich nicht.« Sie schaute wieder weg.
»Bitte, Gwen, so kommen wir nicht weiter.« Travis glotzte mich an, und ich zwinkerte ihm zu. Er lachte, und der Karton fiel ihm vom Schoß. Ich gab ihn ihm zurück und wandte mich wieder Gwen zu.
»Ich habe den Wagen gesehen«, sagte sie endlich. »Wir haben ihn beide gesehen, Tom und ich. Er fuhr los, als wir gerade an der Ecke waren. Mehr haben wir nicht gesehen. Ich weiß nicht einmal, ob das überhaupt der Wagen war, der sie abgeholt hat. Sie war zwanzig Minuten vor uns gegangen. Vielleicht war sie schon vorher verschwunden.«
»Was für ein Wagen war es?«
»Tom sagte, ein Ferrari. Ich kenne mich nicht aus mit Autos.«
»Welche Farbe?«
»Er war dunkel, aber Tom meinte, er sei rot.«
»War es ein Cabrio oder ein Coupé?«
»Ein Cabrio, glaube ich, aber das Dach war geschlossen. Wir konnten nicht sehen, wer drin saß.«
»Haben Sie den Wagen je wiedergesehen?«
Sie spielte mit ihren Ohrringen und schaute auf die Tischplatte. »Am Sanktum stand einer. Die Leute kamen im Porsche und Rolls-Royce, viele mit Chauffeur. Dutzende von Limousinen standen herum, die ganze Straße war zugeparkt. Es war das totale Chaos.«
»Und wem gehörte der Ferrari?«
»Ich weiß es nicht.«
Ich schaute ihr in die Augen.
»Ich weiß es nicht! Was wollen Sie? Soll ich etwas erfinden?«
»Hatte der Ferrari besondere Nummernschilder?«
»Nein, und ich weiß nicht, ob mir das aufgefallen wäre. Ich interessiere mich nicht für Autos. Ich mußte an die Party denken und dafür sorgen, daß alles klappte.«
»Und tat es das?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ging alles glatt?«
»Die Leute schienen sich jedenfalls zu vergnügen.«
»Und Karen? Hat Karen sich auch vergnügt?«
»Die war zum Arbeiten da«, sagte sie scharf. »Aber ja, sie schien sich ganz wohl zu fühlen.«
»Hat sie die Nacht zum Samstag im Sanktum verbracht?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wann haben Sie dort angefangen?«
»Samstag morgen.«
»Und Karen war da?« Sie nickte.
»Wie früh am Morgen war es?«
»Halb acht, acht. Wir fuhren früh hin, um das Essen vorzubereiten. Sie war schon auf und lief herum.«
»Wie war ihre Laune?«
»Ausgesprochen gut. Sie schob Tische und Stühle herum und spielte mit ein paar Kindern.«
»Wessen Kinder waren das?«
»Lowells. Zuerst dachte ich, es wären seine Enkel, weil sie noch so klein waren, aber Karen sagte, es wären seine. Sie war ganz aus dem Häuschen darüber.«
»Worüber?«
»Daß sie mit den Kindern eines Prominenten spielen durfte. So war sie eben. Für sie war es eine ganz große Sache.«
»Sie meinen, Lowell hat großen Eindruck auf sie gemacht?«
»Allerdings.«
»Was hat sie noch von ihm erzählt?«
»Das war alles.«
»Hatten Sie das Gefühl, sie hätten die Nacht zusammen verbracht?«
»Da fragen Sie mich zuviel.«
»Hat sie noch andere Leute erwähnt?« Sie schüttelte den Kopf.
»Mit wie vielen von Lowells Kindern hat sie gespielt?«
»Es waren zwei, ziemlich klein, drei oder vier Jahre alt.«
»Jungen oder Mädchen?«
»Das weiß ich nicht mehr. Warum fragen Sie?«
»Jungen oder Mädchen?« wiederholte ich.
Sie zuckte die Schultern. »Mädchen, würde
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