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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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vergessen, daß die Polizei aus Los Angeles hier nichts zu sagen hatte.
    Es funktionierte. Ihrem Gesichtsausdruck nach war sie vollkommen verwirrt.
    Travis lallte etwas Unverständliches und lächelte mich unschuldig an.
    »Ich verstehe nicht. Sie sind Psychologe?«
    »Es ist etwas kompliziert, Mrs. Shea, aber bitte, rufen Sie nur die Polizei an, die kann es Ihnen erklären. Im Fall Karen Best wird wieder ermittelt, weil neue Beweise aufgetaucht sind - und eine neue Zeugin. Ich bin dafür zuständig, diese Zeugin zu betreuen. Wir wissen, daß Karen etwas zugestoßen ist, und zwar auf der Sanktum-Party, und daß Sie, Ihr Mann und Doris Reingold dafür Schweigegeld kassiert haben.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Für die Polizei steht fest, daß Sie damals die Ermittlungen behindert haben. Auch wenn die Tickets heute am Flughafen gewesen wären, man hätte Sie niemals fliegen lassen. Sie haben doch bestimmt gemerkt, daß Sie beobachtet wurden, oder? An Ihrer Stelle würde ich mir allmählich Gedanken machen, was mit Travis geschehen wird. Am besten, Sie suchen sich schon mal ein gutes Pflegeheim für ihn, für die Zeit, in der Sie nicht für ihn dasein können. Aber jetzt gehe ich lieber. Schönen Abend noch.«
    Als ich mich umdrehte, hielt sie mich am Arm fest, doch ich riß mich los.
    »Warum tun Sie mir das an?«
    »Ich tue gar nichts. Offiziell bin ich nicht einmal hier. Die Polizei sähe es bestimmt nicht gern, wenn ich mit Ihnen rede. Die glauben, ich bin zu weich. Das bin ich vielleicht wirklich, aber ich hatte früher mit spastischen Kindern zu tun und weiß, wie schwer es für die Eltern ist - auch wenn sie nicht im Gefängnis sitzen.«
    »Was wollen Sie?«
    »Die Wahrheit über Karen Best.«
    »Warum kommt die Polizei nicht selber?«
    »Geduld, das wird sie schon noch.« Ich drehte mich wieder um und machte Anstalten zu gehen.
    »Ich verstehe nicht. Sie arbeiten für die Polizei, doch im Augenblick sind Sie privat hier?«
    »Im Augenblick bin ich wegen Karen hier.«
    »Sie kannten sie?«
    »Das kann ich nicht sagen, Mrs. Shea, aber ich gebe Ihnen einen Rat: Es gibt Leute, die denken, daß Sie und Tom in einen Mord verwickelt sind. Wenn das stimmt, brauchen wir nicht weiter zu reden, und ich verschwinde. Wenn Sie aber nur die Polizei belegen haben, kann ich vielleicht etwas für Sie tun. Ausflüchte nutzen nichts mehr. Die Beweise verdichten sich immer mehr, es ist nur noch eine Frage der Zeit, und Sie wissen ja: Wenn Sie nach Mexiko verschwinden, beschlagnahmt die Polizei Ihr Haus und den Laden hier.«
    »Ich weiß von keinem Mord, das schwöre ich.«
    »Warum wollten Sie dann verschwinden?«
    »Ich brauche eben auch mal Urlaub.«
    »Ohne Gepäck? Oder sollte Tom das organisieren, genau wie die Tickets?«
    Sie schwieg. Ich zuckte die Schultern und ging in Richtung Wagen.
    »Und wenn ich nichts weiß?« rief sie mir nach. »Und wenn ich mit dem, was ich weiß, keinem helfe?«
    »Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen.«
    »Aber es ist die Wahrheit! Karen -«
    Ich schaute Travis an. Sein Blick war matt und leer. Die meisten Menschen mit spastischer Lähmung sind geistig vollkommen normal, doch sein Blick verriet mir, daß das bei ihm nicht zutraf.
    Ich ging an seinen Rollstuhl. »Hallo, mein Freund.« Er grunzte und lachte, lachte immer lauter und klatschte in die Hände, bis Gwen es nicht mehr aushielt.
    »Sei still!«
    Er schlug um sich, doch dann trat ein reuiger Ausdruck in sein Gesicht. Seine Lippen stülpten sich vor und brachten einen tiefen, klagenden Ton hervor.
    Gwen hielt seinen Kopf an ihren Bauch, »Entschuldige, Schatz, es tut mir so leid.«
    Mir war danach zumute, den Beruf zu wechseln.
    »Er braucht mich«, schluchzte Gwen. »Niemand weiß, wie man ihn richtig behandelt. Kennen Sie die Heime, in die man Kinder wie ihn steckt?«
    »Ja, ich habe einige gesehen.«
    »Und Sie würden ihn dort einweisen lassen?«
    »Ich lasse ihn nirgendwo einweisen. Meine offizielle Rolle besteht darin, der Polizei mit meinem Rat zur Seite zu stehen, und von Zeit zu Zeit hören sie sogar auf mich. So bin ich auch an Karens Fall geraten.«
    »Aber ich weiß doch von keinem Mord! Wirklich nicht!«
    »Was wissen Sie dann? Sie müssen etwas wissen, etwas, das wertvoll genug ist, daß jemand für Ihr Schweigen bezahlt.«
    »Warum behaupten Sie die ganze Zeit, ich hätte Geld bekommen?«
    Travis zerrte seinen Kopf aus ihrer Umarmung. Endlich begann sie zu reden.
    »Es war vor zwanzig Jahren.«
    »Im August werden es

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