Narben
eine Nachricht für Ruth und schwang mich wieder hinters Steuer.
Gwens Ford stand vor ihrem Haus. Zum Strand hin war der Straßenrand vollkommen zugeparkt, also hielt ich auf der anderen Seite. Ich stieg aus und wollte die Straße überqueren, doch während ich noch auf eine Lücke im Verkehr wartete, leuchteten an Gwens Wagen die Scheinwerfer auf. Er verschwand in Richtung Süden.
Es dauerte etwa zwei Minuten, bis ich wenden konnte. Dann fuhr ich so schnell, wie es der Verkehr erlaubte, bis ich den Ford sieben oder acht Wagenlängen vor mir sah. Bevor sie in die Colorado Avenue Richtung Osten abbog, hatte ich mich auf drei Längen herangekämpft, und nach fünfzehn Minuten fuhren wir hintereinander den Century Boulevard hinauf zum Flughafen.
Sie fuhr in das Parkhaus am Bradley International Terminal und wartete, bis ein Platz im Erdgeschoß frei wurde, obwohl die oberen Stockwerke gewöhnlich weniger voll waren. Ich parkte auf Ebene drei, ging die Treppe hinunter und wartete hinter einer Hecke. Zehn Minuten später kam Gwen heraus, sie schob Travis in seinem Rollstuhl, doch ohne Gepäck.
Sie schaute sich nervös um, und ich hielt mich in sicherem Abstand.
Sie betrat die lichte, grünverglaste Halle und ging auf den Aeromexico-Schalter zu, wo sie in der kurzen Schlange für Erste-Klasse-Passagiere wartete und bald einem lächelnden Ticketverkäufer gegenüberstand.
Die Halle war zum Glück sehr belebt. Ich griff nach einer liegengelassenen Zeitung und tat, als würde ich lesen, während ich die Fluginformationen studierte, die auf einem Bildschirm über mir flimmerten.
Aeromexico hatte Flüge nach Mexico City, der nächste in einer Stunde.
Der Ticketverkäufer schüttelte den Kopf.
Gwen schaute auf die Uhr, drehte sich um und zeigte auf Travis, der sich in seinem Rollstuhl räkelte. Der Mann ging ans Telefon, sprach, legte auf und schüttelte wieder den Kopf. Dann rief er einen Kollegen herbei, doch der konnte Gwen offenbar auch nicht helfen. Inzwischen standen etwa ein halbes Dutzend Leute hinter ihr in der Schlange. Der Mann hinter dem Schalter schien Gwen darauf aufmerksam zu machen. Sie war rot vor Wut und hatte die Fäuste geballt. Niemand in der Schlange sagte etwas oder rührte sich, doch manche von ihnen glotzten Travis an, bis Gwen schließlich den Rollstuhl herumschwang und davonschob.
Ich folgte ihr zu einer Reihe von Telefonzellen, die alle besetzt waren. Als eine frei wurde, verbrachte sie eine Viertelstunde damit, Nummern einzutippen, in die Muschel zu sprechen und Münzen nachzuschieben. Danach erschien sie niedergeschlagen und noch nervöser als vorher.
Ich ging hinter ihr her ins Parkhaus zurück, ließ ihr ein paar Minuten Zeit, um Travis einzuladen, und folgte ihr zurück nach Malibu.
Statt am La Costa den Highway zu verlassen, fuhr sie drei Kilometer weiter zum Pier.
Der Parkplatz war fast leer. Ich stellte mich in eine dunkle Ecke und schaute vom Wagen aus zu, wie sie Travis aus dem Bus hievte und die Rampe zu ihrem Surferladen hochrollte. Als sie den Schlüssel ins Schloß steckte, stand ich schon neben ihr.
»Guten Abend.«
Sie ließ den Rollstuhl los und ging in Verteidigungsstellung. Der Rollstuhl begann wegzurollen, doch ich hielt ihn fest. Gwen hatte den Arm gehoben und war bereit, mir ihren Schlüsselbund über den Schädel zu ziehen.
»Verschwinden Sie, oder ich schreie!«
»Schreien Sie nur.« Travis grinste mich an.
»Ich schreie. Ich meine es ernst.«
»Ich auch. Was war denn am Flughafen los? Waren die Tikkets nicht da, wie Sie es geplant hatten?«
Sie ließ langsam den Arm sinken.
»Sie sind so verrückt wie Ihr Vater.«
»Mein Vater?«
»Sie können mir nichts vormachen, Mr. Best .« Sie dachte anscheinend, es würde mich überraschen, als sie den Namen ausspuckte.
»Sie glauben also, ich bin sein Sohn?«
»Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Ich habe Sie mit ihm gesehen. Außerdem laufen Sie in der Stadt herum und stellen Fragen. Sie waren sogar hier im Laden, aber wir verzichten auf Ihre Kundschaft, vielen Dank. Verschwinden Sie, und sagen Sie Ihrem Vater, daß er Sie beide noch in große Schwierigkeiten bringen wird. Man kennt uns hier in Malibu. Verschwinden Sie, oder ich rufe die Polizei.«
»Bitte, tun Sie das nur.« Ich zog einen abgelaufenen Ausweis aus meiner Brieftasche, der mich als Polizeiberater auswies, und eine von Milos Visitenkarten. Ich hoffte, das Wort Mord darauf würde Eindruck auf sie machen und sie würde in ihrer Panik
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