Narcopolis
Scheinwerfern um, als sie hörte, dass der Wagen langsamer wurde. Alte Pockennarben entstellten die dunkle Haut, Klammern steckten im Haar, und wie eine Hausfrau trug sie eine dieser gestreiften Einkaufstaschen. Sie blickte ihm direkt ins Gesicht. Er hielt an, und sie steckte den Kopf durchs Fenster. Er sah einen Schlüsselbund an einem verzierten Silberring, hüfthoch eingehakt am Sari. Vielleicht war sie wirklich eine Hausfrau, die ein bisschen nebenbei anschaffte, um das Einkommen der Familie aufzubessern. Soll ich einsteigen?, fragte sie. Er einigte sich mit ihr auf einen Preis und fuhr, bis er eine Straße fand, die dunkel genug war; dann hielt er zwischen zwei parkenden Autos, fuhr rückwärts in die Lücke und stellte den Motor ab. Er sagte, sie solle nach hinten rutschen, und als er sich neben sie setzte, hatte er längst gemerkt, wie sehr sie stank, nur wonach? Knoblauch? Teufelsdreck? Bestimmt hatte sie eben erst gekocht, außerdem ging von ihr ein starker, erregender Körpergeruch aus. Sie roch nach Essen, Schweiß und ein wenig nach Eau de Cologne und rieb zwei Fingerspitzen am Daumen. Er fischte einen Hundert-Rupien-Schein aus seiner Jeans und sagte, sie solle es ihm mit dem Mund besorgen. Sie sah ihn an, als würde sie so etwas nicht machen, als arbeitete sie zwar auf der Straße, verkaufte Sex, aber nur zu ihren eigenen Bedingungen. Keine Sahne im Mund, okay?, sagte sie in völlig geschäftsmäßigem Ton: Sie hätte eine Nutte von der Shuklaji Street sein können. Eine Weile war sie schon bei der Sache, der Kopf wippte wie ein Spielzeug auf und ab, eine Reihe Haarklammern hielt die Strähnen über den Ohren, und er war vielleicht ein klein wenig eingenickt, nur ein winziges kleines bisschen, da fuhr sie ihn an: Eingepennt oder was? Dann brummelte sie irgendwas auf Bambayya-Hindi, was er nicht verstand, und fing an, ihre Sachen einzusammeln. Mach’s zu Ende, sagte er, die Stimme laut im kleinen Auto. Sie setzte die Einkaufstasche wieder ab, warf ihm einen Blick zu und machte sich erneut ans Werk. Sein Schwanz war halbhart, als sie plötzlich aufhörte. Mir tut der Mund weh, sagte sie und fragte, ob er sie nicht ficken wolle, was er tat, widerwillig, denn das war nicht ausgemacht: Ficken war Arbeit. Er schlug sie leicht, und sie stöhnte. Es gefiel ihr, sie erwiderte seine Stöße. Dann schlug er noch mal zu. Sie packte seine Hand, und er hämmerte ihr die Faust auf den Kopf, fickte sie fest, und als er kam, zum ersten Mal seit Wochen, tat er, was er immer tat, er schrie Wörter, die er nicht kannte, und sie schrie auch, aus Angst, weshalb er ihr, um sie zum Schweigen zu bringen, auf den Mund schlug, der zu bluten begann, und der Anblick machte ihn dermaßen an, dass er aufs Neue kam. Er zog ihn raus, noch tropfend, und öffnete die Tür. Sie stöhnte, war aber bewusstlos. Er ließ sie auf den Boden sinken, direkt vor einem abgestellten Karren, daneben kleine Scheißhaufen, menschlich dem Gestank nach, und als käme ihm plötzlich ein Gedanke, steckte er ihr die Hand in die Bluse, dachte, dass er ihre Brüste noch gar nicht berührt hatte, was schade war, denn die Nippel waren feucht und steif. Er spielte kurz damit, dann nahm er das Bündel Banknoten, das sich die Nutte in den BH gestopft hatte, und fuhr gemächlich davon.
Das war der Moment, in dem Dimple versuchte, ihre Überraschung zu verbergen. Sie sagte: Du hättest mich fragen sollen. Ich habe eine Freundin, die hätte dir einen viel besseren Service geboten.
•••
Rumi erzählte, nach seinem Abenteuer mit der Hausfrauennutte sei er heimgefahren und in eine regelrechte Familienfeier geplatzt, halbnackt seien die Verwandten seiner Frau durchs Haus spaziert. Ist das Erste, was sie machen, diese Leute, kommen rein und ziehen sich aus, wegen der Hitze, die aber nicht schlimmer war als sonst. Ein Mann in Shorts und ohne Hemd, dessen Frau, vollständig bekleidet, leider, zwei kleine halbnackte Kinder und eine ältere Frau – zu fünft machten sie bei ihnen Station auf dem Heimweg nach Ahmedabad. Rumi saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift, während die Reisenden ihre Taschen umpackten und Anrufe erledigten. Die ältere Frau protzte mit dem neuen Auto ihres Sohnes. Er schnappte ›Maruti‹ auf, worauf sie es angelegt hatte. Und für den Fall, dass es ihm doch entgangen sein sollte, wiederholte sie es noch einmal auf Englisch. Darshan habe sich einen neuen Wagen gekauft, sagte sie, einen Maruti, so ein tolles Auto.
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