Narkosemord
das Problem lag. »Wenn wir Glück haben, bekomme ich noch heute nachmittag einen Rückruf vom Valley«, fügte sie hinzu. »Dann dürfte die Zahl schon um einiges zusammenschrumpfen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es vierunddreißig Ärzte gibt, die Betten im St. Joseph’s, im Memorial und im Valley haben.«
Jeffrey war schon im Begriff aufzulegen, als ihm einfiel, daß er Kelly noch einmal nach dem Namen der Freundin hatte fragen wollen, die am Tag zuvor gestorben war.
»Gail Shaffer«, sagte sie. »Warum fragst du?«
»Ich habe vor, irgendwann heute zum Leichenschauhaus zu fahren und mich nach dieser Karen Hodges zu erkundigen. Wenn ich schon einmal dort bin, kann ich vielleicht auch gleich was über Gail Shaffer in Erfahrung bringen.«
»Du fängst schon wieder an, mir angst zu machen.«
»Ich mach’ mir selbst auch angst.«
Er legte auf und aß den Rest seiner Cornflakes. Als er fertig war, stellte er das Geschirr in die Spüle. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer und nahm sich noch einmal seine Listen vor. Um ganz gründlich zu sein und nur ja nichts außer acht zu lassen, beschloß er, auch die Listen der Angestellten miteinander zu vergleichen. Das gestaltete sich weitaus schwieriger als das Vergleichen der Ärztelisten; letztere waren alphabetisch geordnet. Die Angestelltenlisten waren unterschiedlich geordnet. Die vom St. Joseph’s Hospital nach Abteilungen und die vom Memorial nach Gehaltsgruppen - vermutlich, weil diese Liste zum Zweck der Spendenerhebung aufgestellt worden war.
Um sie exakt miteinander vergleichen zu können, mußte Jeffrey beide in alphabetische Reihenfolge bringen. Als er bei E angekommen war, begannen ihm die Augen zuzufallen. Sein erster Fund ließ ihn schlagartig wieder wach werden. Er stellte fest, daß eine gewisse Maureen Gallop in beiden Krankenhäusern gearbeitet hatte.
Jeffrey suchte in der Liste vom St. Joseph’s nach dem Namen Maureen Gallop und sah, daß sie zur Zeit in der Wirtschaftsabteilung beschäftigt war.
Jeffrey rieb sich die Augen; wieder mußte er daran denken, wie leicht es für ihn gewesen war, in die Klinikapotheke hineinzukommen. Er schrieb den Namen Maureen Gallop mit auf die Liste der Ärzte, die Betten in beiden Krankenhäusern hatten.
Elektrisiert von diesem unerwarteten Fund, fuhr Jeffrey mit dem alphabetischen Ordnen fort. Gleich beim nächsten Buchstaben landete er erneut einen Treffer: Trent Harding. Er nahm sich wieder die Liste vom St. Joseph’s vor und suchte nach Trent Harding. Er fand den Namen in der Pflegedienstabteilung. Jeffrey schrieb den Namen unter den von Maureen Gallop.
Jeffrey war überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, auch bei den Angestellten auf Überschneidungen zu stoßen. Er hielt dies gleichwohl eher für einen Zufall. Wach, wie er nun wieder war, machte er mit dem zeitraubenden alphabetischen Quervergleich weiter, aber er fand keine Überschneidungen mehr. Maureen Gallop und Trent Harding waren die einzigen Namen, die auf beiden Personallisten erschienen.
Als er endlich mit dem Vergleichen der Listen fertig war, war er so hundemüde, daß er es nur noch schaffte, vom Tisch aufzustehen und sich auf die Couch zu werfen, wo er sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank. Er bekam nicht einmal mit, wie Delilah zu ihm auf die Couch sprang und sich in seiner Armbeuge zusammenrollte.
Das Boston City Hospital hatte etwas, von dem Trent vom ersten Moment an eingenommen war, als er durch die Tür ging. Er vermutete, daß es die Macho-Atmosphäre eines Innenstadtkrankenhauses war, was ihm so gefiel. Hier würde es nicht diese betuliche Leisetreterei geben wie in diesen plüschig-feudalen Vorstadtkrankenhäusern. Ganz bestimmt würde er hier nicht bei irgendwelchen Nasenkorrekturen assistieren müssen, die aus Krankenversicherungsgründen zu Nasenscheidewandoperationen zurechtgelogen wurden. Hier würde er es mit echten Herausforderungen zu tun haben, mit Schußverletzungen und Stichwunden. Hier würde er wirklich gefordert sein, ganz vorne im vordersten Schützengraben, da, wo tatsächlich die Post abging, so richtig voll Don-Johnson-mäßig wie in Miami Vice.
Im Personalbüro war eine Schlange, aber in der standen nur Leute, die sich für die Popeljobs bewarben, Waschküche und Reinigungsdienst und dieser Kram. Als Krankenpfleger wurde er direkt ans Büro der Oberschwester verwiesen. Trent wußte auch, warum. Wie in allen Krankenhäusern suchte man auch hier verzweifelt nach Pflegepersonal. Und als Mann
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