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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Angst, Sie würden mir die Tür vor der Nase zuknallen.«
    »Ich habe einen schwarzen Gürtel in Karate«, sagte die Frau.
    »Keine Angst, den werden Sie nicht brauchen«, erwiderte O’Shea. »Ich suche einen Christopher Everson. Und da dieses Haus auf einen Besitzer namens Everson eingetragen ist, dachte ich, es besteht vielleicht die vage Möglichkeit, daß hier jemand schon einmal etwas von ihm gehört hat.«
    »Warum interessiert Sie der Mann?« fragte die Frau.
    Als O’Shea es ihr erklärte, machte sie die Tür ein Stück weiter auf.
    »Wenn ich mich nicht irre, habe ich den Namen Christopher Everson schon mal irgendwo in der Zeitung gelesen«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Zumindest bin ich ziemlich sicher, daß er Christopher hieß.«
    »In einer Bostoner Zeitung?« fragte O’Shea.
    Die Frau nickte. »Im Globe. Es ist schon eine Weile her. Bestimmt ein Jahr, wenn nicht länger. Der Name fiel mir natürlich sofort ins Auge, weil wir auch Everson heißen. Es gibt hier in der Gegend nämlich nicht sehr viele Eversons. Die Familie meines Mannes stammt aus Minnesota.«
    O’Shea mochte ihre Ansicht bezüglich der geringen Zahl von Eversons in der Gegend zwar nicht so ganz teilen, aber er wollte sich darüber nicht mit ihr streiten.
    »Können Sie sich erinnern, worum es in dem Artikel ging?« fragte er.
    »Ja. Es war eine Todesanzeige.«
    O’Shea bedankte sich und stieg wieder in seinen Wagen. Er war wütend auf sich selbst. Der Gedanke, daß dieser Christopher Everson tot sein konnte, war ihm nie in den Sinn gekommen. Er ließ den Motor an, wendete und fuhr nach Boston zurück, sein Ziel klar vor Augen. Nach einer halben Stunde Fahrt parkte er seinen Wagen an einem Hydranten auf der West Street und ging zu Fuß zum Gesundheitsministerium in der Tremont Street.
    Das Amt für Statistik war im ersten Stock. O’Shea füllte ein Antragsformular für die Einsichtnahme in Christopher Eversons Totenschein aus. Als Todesjahr schrieb er 1988 hinein. Er wußte, daß das notfalls geändert werden konnte. Er bezahlte am Schalter seine fünf Dollar Gebühren und setzte sich hin, um zu warten. Es dauerte nicht lange. Das Todesjahr war nicht 1988, sondern 1987. Wie auch immer, als O’Shea zwanzig Minuten später zurück zu seinem Wagen ging, hatte er eine Kopie von Christopher Eversons Todesurkunde in der Tasche.
    Statt das Auto anzulassen, studierte O’Shea die Kopie. Das erste, was ihm ins Auge fiel, war, daß Everson verheiratet gewesen war. Die Witwe war eine Kelly Everson.
    O’Shea erinnerte sich noch gut an die Fahrt zu ihrem Haus. Das war dort gewesen, wo er dieses seltsame Geräusch gehört hatte, als ob leere Blechdosen auf einen Kachelboden fielen, aber niemand ihm aufgemacht hatte. Er nahm seine Adressenliste zur Hand, auf der er den Namen K.C. Everson eingekreist hatte, und verglich die Adresse mit der auf der Kopie des Totenscheins. Es war dieselbe.
    Und er las, daß Christopher Everson Arzt gewesen war. Als Todesursache war Suizid angekreuzt. Als technische Todesursache war Atemstillstand angegeben, aber darunter war ein Vermerk, der besagte, daß der Atemstillstand infolge einer Selbstverabreichung von Succinylcholin eingetreten war.
    In einem plötzlichen Anfall von Jähzorn knüllte O’Shea das Blatt zusammen und warf es auf den Rücksitz. Succinylcholin war das Zeug gewesen, das Jeffrey Rhodes ihm gespritzt hatte. Es war ein Wunder, daß Rhodes ihn nicht ins Jenseits befördert hatte.
    O’Shea startete den Wagen und fädelte sich in den Verkehr auf der Tremont Street ein. Mehr denn je sehnte er den Moment herbei, in dem er diesen Jeffrey Rhodes in die Finger kriegen würde.
    Der Mittagsverkehr bremste seinen Vorwärtsdrang erheblich. Er brauchte länger, um von der Innenstadt nach Brookline zu kommen, als er für die gesamte Strecke von Marblehead bis zur Stadt benötigt hatte. Es war fast ein Uhr, als O’Shea endlich in die Straße einbog, in der Kelly Everson wohnte, und an ihrem Haus vorbeifuhr. Es schien niemand zu Hause zu sein, aber ihm fiel sofort auf, daß sich seit seinem ersten Besuch etwas verändert hatte: Sämtliche Rollos in der ersten Etage waren heruntergezogen. Am Tag zuvor waren sie noch hochgezogen gewesen. Er erinnerte sich, wie er versucht hatte, ins Eßzimmer zu spähen. O’Shea lächelte. Man brauchte kein Hirnchirurg zu sein, um zu sehen, daß da irgendwas nicht stimmte.
    Auf der Hälfte des nächsten Blocks wendete er und fuhr ein zweites Mal an dem Haus vorbei. Ein

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