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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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David ihn für einen Spitzel der Verwaltung hielt, war die geringste seiner Sorgen. Viel wichtiger war die Frage: Warum wollte Bodanski ihn sehen? Im ersten Moment war er sicher gewesen, daß seine wahre Identität herausgekommen war. Aber wenn das so war, wieso ließ Bodanski ihn dann in sein Büro rufen? Würde er in dem Fall nicht ganz einfach die Polizei holen und ihn festnehmen lassen?
    Jeffrey hatte den ersten Stock erreicht und öffnete die Tür zum Hauptflur. Er hätte sich jetzt umdrehen und durch den Haupteingang hinausgehen können, wäre nicht David noch immer hinter ihm gewesen, der ihn unablässig mit Fragen nervte. Jeffrey steuerte auf die Tür zum Personalbüro zu.
    Ihm kam ein neuer Gedanke: Vielleicht hatte ihn irgend jemand am frühen Morgen in der Personalabteilung gesehen, womöglich, als er gerade den Kopierer benutzte. Oder irgend jemand hatte erwähnt, daß er ihn in der Apotheke gesehen habe. Aber wenn eines von beiden der Fall war, wäre das dann nicht David, dem Schichtleiter, gemeldet worden? Oder Jose Martinez, dem Hausmeister? Denn zuallererst wäre doch einer von den beiden für solche Dinge zuständig gewesen.
    Jeffrey war verwirrt. Er holte tief Luft und marschierte in die Personalabteilung. Der Raum sah noch genauso leer und verlassen aus, wie er es um halb vier in der Früh gewesen war. Alle Schreibtische waren unbesetzt. Die Schreibmaschinen waren abgedeckt. Die Computerbildschirme waren leer. Das einzige Geräusch kam aus der Ecke, wo der Kopierer stand; dort blubberte leise eine Kaffeemaschine.
    Durch die offene Tür von Bodanskis Büro sah Jeffrey, daß dieser an seinem Schreibtisch saß. Er hatte einen Computerausdruck vor sich liegen und einen Rotstift in der Hand. Jeffrey klopfte zweimal an die offene Tür. Bodanski blickte in seine Richtung.
    »Ah, Mr. Amendola«, rief Bodanski und sprang von seinem Stuhl auf, als wäre Jeffrey ein wichtiger Besucher. »Danke, daß Sie gekommen sind. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Jeffrey setzte sich, verwirrter denn je. Bodanski fragte ihn, ob er eine Tasse Kaffee wolle. Als Jeffrey verneinte, setzte er sich ebenfalls.
    »Zuerst einmal möchte ich Ihnen sagen, daß alle sich sehr lobend über Ihren Arbeitseifer geäußert haben.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Wir würden Sie gerne bei uns behalten, solange Sie möchten«, fuhr Bodanski fort. »Wir hoffen, daß Sie bleiben.« Er räusperte sich und spielte mit seinem Stift.
    Jeffrey bekam ganz entschieden den Eindruck, daß Bodanski noch nervöser war als er selbst.
    »Sie werden sich vielleicht wundern, warum ich Sie heute morgen zu mir gebeten habe. Ich bin gewöhnlich um diese Zeit noch nicht hier, aber ich wollte Sie noch erwischen, bevor Sie nach Hause gehen. Sie sind sicher müde und sehnen sich nach Ihrem Bett.«
    Jetzt komm endlich zur Sache, dachte Jeffrey.
    »Wollen Sie ganz bestimmt keinen Kaffee?« fragte Bodanski noch mal.
    »Ehrlich gesagt, ich möchte gerne so schnell wie möglich nach Hause und ins Bett. Wenn Sie mir jetzt vielleicht mitteilen könnten, warum Sie mich sprechen wollten.«
    »Ja, natürlich.« Bodanski stand auf und begann hinter seinem Schreibtisch auf und ab zu gehen. »Ich bin kein Experte in solchen Dingen«, sagte er. »Vielleicht hätte ich besser jemanden aus der Psychiatrie hinzugezogen oder wenigstens vom Sozialdienst. Ich mische mich wirklich nicht gern in das Privatleben anderer Leute ein.«
    In Jeffreys Kopf leuchtete eine rote Lampe auf. Irgend etwas Unangenehmes bahnte sich da an; er konnte es förmlich spüren.
    »Wenn Sie mir jetzt verraten könnten, um was genau es geht.«
    »Nun, lassen Sie es mich so ausdrücken«, sagte Bodanski. »Ich weiß, daß Sie seit einer Weile untergetaucht sind.«
    Jeffrey bekam einen trockenen Hals. Er weiß es, dachte er entsetzt, er weiß es.
    »Ich verstehe sehr wohl, daß Sie in letzter Zeit einige große Probleme gehabt haben. Ich dachte mir, daß ich Ihnen vielleicht ein wenig helfen könnte, und habe mich deshalb dazu entschlossen, Ihre Frau anzurufen.«
    Jeffrey packte die Armlehnen seines Stuhls und schnellte mit einem heftigen Ruck vor. »Sie haben meine Frau angerufen?« fragte er ungläubig.
    »Nun beruhigen Sie sich erst einmal«, sagte Bodanski und hob beschwichtigend die Hände. Er hatte gewußt, daß das den Mann vom Stuhl hauen würde.
    Was meint er bloß, ich soll mich beruhigen? dachte Jeffrey bestürzt. Warum Bodanski Carol angerufen hatte, überstieg sein Begriffsvermögen.
    »Um die

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